Ein Hygrometer kann helfen, die Werte im Blick zu behalten. Foto: marymash / shutterstock.com

Steigt die Luftfeuchtigkeit beim Lüften, ist das zunächst beunruhigend. Allerdings muss das nicht immer ein Problem sein.

Durch das Lüften bei regnerischem Wetter kann die relative Luftfeuchtigkeit in der Wohnung ansteigen. Das ist aber nicht notwendigerweise schlimm. Denn man muss die Luftfeuchtigkeit immer im Verhältnis zur Temperatur betrachten, daher spricht man auch von einer relativen Luftfeuchte.

 

Temperatur und Luftfeuchtigkeit

Bei einer Temperatur von 20 °C kann die Luft etwa 17 g Wasserdampf pro Kubikmeter aufnehmen, bevor sie gesättigt ist. Bei 17 g Wasserdampf pro Kubikmeter Luft und einer Temperatur von 20 °C liegt die relative Luftfeuchtigkeit demnach bei 100 %.

Nehmen wir nun an, dass im Winter im Wohnzimmer 20 °C bei einer relativen Luftfeuchte von 50 % vorherrschen. Die Luft enthält demnach etwa 8,5 g Wasserdampf pro Kubikmeter. Draußen liegt die Temperatur bei -5 °C mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80 %. Bei -5 °C kann die Luft nur noch 3,3 g Wasserdampf pro Kubikmeter aufnehmen. Sie enthielte in diesem Beispiel also 2,6 g Wasserdampf pro Kubikmeter.

Beim Lüften würden pro Kubikmeter Frischluft 5,9 g Wasserdampf aus der Wohnung entweichen. Obwohl die Luft draußen augenscheinlich feuchter ist, kann die Innenluft durch das Öffnen der Fenster somit getrocknet werden. Vorausgesetzt natürlich, es wird ausreichend geheizt.

Anders sieht es aus, sobald die Temperaturen milder werden. Bei einer Außentemperatur von 10 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100 %, ist die Außenluft schon feuchter als die Raumluft mit 20 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 %. Beim Lüften nimmt die Feuchtigkeit also zu.

Das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz rät daher, an Tagen mit mildem Wetter und feuchter Luft zwei- bis dreimal mehr zu lüften als an trockenen Tag. Denn pro Lüftungsvorgang kann weniger Wasserdampf entweichen.

Allerdings bedeutet ein Anstieg der Luftfeuchtigkeit nicht zwingenderweise, dass das Risiko von Feuchtigkeitsschäden steigt. Denn bei milden und warmen Temperaturen sei das Risiko für Feuchteschäden deutlich geringer, so das hessische Ministerium weiter.

Liegt der Temperaturunterschied zwischen Außen- und Innenluft bei maximal 15 °C seien die Wände in der Regel auch an den kritischen Stellen so warm, dass es nicht zu problematischen Feuchtigkeitsansammlungen kommen kann.

Lesetipp: Warum Pflanzen die Luftfeuchtigkeit erhöhen

Was tun, wenn die Luftfeuchtigkeit steigt?

Um die Luftfeuchtigkeit im Raum im Blick zu behalten, kann der Einsatz von Hygrometern helfen. Verwenden Sie am besten Geräte mit Taupunktanzeige (Auf Amazon bestellen / ANZEIGE). Der Taupunkt gibt an, bei welcher Temperatur die Luft mit Wasser gesättigt wäre und der Wasserdampf an den Wänden kondensieren würde. Im Idealfall liegt die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 % und steigt nicht dauerhaft über einen Wert von 60 %.

An Tagen, an denen die Luftfeuchtigkeit beim Lüften steigt, kann es zudem sinnvoll sein, nicht noch mehr Feuchtigkeit zuzuführen. Waschen und hängen Sie die Wäsche erst wieder auf, wenn es trockener ist. Verwenden Sie beim Kochen Deckel für die Töpfe. Ziehen Sie nach dem Duschen die Duschwände mit einem Abzieher ab. Weitere Tipps finden Sie in unserem Ratgeber „Luftfeuchtigkeit in Räumen senken“.

Um die Feuchtigkeit in der Raumluft allgemein zu regulieren, ist es wichtig, regelmäßig zu lüften und in den kalten Monaten ausreichend zu heizen. Luftentfeuchter können die Raumluft zwar entfeuchten, lösen jedoch keine grundlegenden Probleme. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit könnte auch auf Ursachen wie eine Restbaufeuchte, Rohrbrüche, undichte Stellen oder Wärmebrücken zurückzuführen sein, teil das Umweltbundesamt mit. In solchen Fällen müsste dem Problem mithilfe eines Fachmanns auf den Grund gegangen werden.