Eine Boeing 767 von Delta bei der Landung – dieses Bild wird es nicht mehr geben. Foto: Flughafen Stuttgart/Bianca Renz

Nach fast 40 Jahren wird die prestigeträchtige, einzige Langstreckenverbindung von Stuttgart in die USA endgültig gestrichen. Was dahinter steckt.

Mitten in die Jubiläumsveranstaltungen zum 100-jährigen Bestehen des Stuttgarter Flughafens platzt für die Betreiber und die Region eine schlechte Nachricht. Der einzige echte Interkontinentalflug von Stuttgart nach Atlanta, dessen Anfänge in das Jahr 1986 zurückreichen, steht endgültig vor dem Aus. Dies bestätigte eine Sprecherin der US-Fluggesellschaft Delta Airlines. Darüber berichtet hatte in Deutschland zuerst das Flugverkehrsfachportal Aero-Telegraph. Offenbar ist man mit der Auslastung nicht mehr zufrieden: „Wir passen unseren Flugplan der Verbrauchernachfrage an“, sagte die Sprecherin.

Erst 2023 nach Corona wieder gestartet

Ende Oktober hätte die Flugverbindung in der Wintersaison sowieso pausiert. Nun kann man allerdings auch im kommenden Sommer keine Flüge mehr buchen. Erst im vergangenen Frühjahr war die Verbindung nach einer dreijährigen Coronapause wieder feierlich in Betrieb genommen worden. Die Flugzeuge landeten und starteten in Stuttgart jeweils morgens jeden Montag, Dienstag, Donnerstag und Samstag. Auch fürs Publikum fielen die Flugzeuge vom Typ Boeing 767 wegen ihrer Größe im Vergleich zu den üblichen Kurz- und Mittelstreckenmaschinen am Flughafen auf.

Die Streichung steht offenbar im Zusammenhang mit einer Neuausrichtung des Delta-Flugangebots in Europa. Auch Düsseldorf verliert seine direkte Flugverbindung in die USA. Nur die beiden großen Drehkreuze Frankfurt und München und saisonal Berlin werden weiterhin bedient. Atlanta, der Heimatflughafen von Delta, war 2023 mit knapp 105 Millionen Passagieren vor Dubai der größte Airport der Welt. Er erschließt ein weitverzweigtes Netz an Anschlussflügen vor allem in den Süden und den Westen der USA.

Für US-Ziele heißt es nun zweimal umsteigen

Diese Ziele lassen sich mit Umstiegen an den Drehkreuzen der Delta-Partnerfluglinien KLM und Air France in Amsterdam und Paris weiterhin mit zahlreichen Flügen erreichen. Das Problem: Für die Fluggäste bedeutet das meist zweimaliges Umsteigen, wenn man nicht nur in die ganz großen Städte wie New York, Chicago, Denver oder Los Angeles will. In der Regel muss man mit Delta dann dennoch über Atlanta fliegen. Eine Alternative gibt es von Stuttgart aus nicht: Andere Airlines bieten auch keine komfortableren Verbindungen. Mit dem zweiten Umsteigen verlängert sich nicht nur die Reisezeit, auch das Risiko eines Anschluss- oder Gepäckverlusts verdoppelt sich.

US-Militär kein Trumpf mehr?

Die Streichung ist insofern bemerkenswert, als dass weiterhin eine große Anzahl von US-Militärpersonal in Stuttgart stationiert bleibt, und viele Unternehmen aus der Region mit engen Verbindungen in die USA, etwa Daimler mit einem Werk im Südstaat Alabama, eigentlich für einen verlässlichen Bedarf sorgen. Prinzipiell geht der Trend im interkontinentalen Flugverkehr eigentlich zu mehr Direktverbindungen auch zu kleineren Flughäfen. So bietet Airbus beispielsweise mit einem neuen Langstreckenversion des Airbus A321 ein deutlich kleineres Flugzeug für solche Strecken an. Die von Delta nach Stuttgart eingesetzten Versionen der Boeing 767 kommen andererseits allmählich in die Jahre – und sind weniger effizient.

Wachsender Rentabilitätsdruck

Gleichzeitig ist der Rentabilitätsdruck für US-Airlines gestiegen. Und mit dem Stuttgarter Flug war offenbar nicht mehr genug zu verdienen, obwohl die Direktflüge über Atlanta tendenziell teurer waren als Verbindungen mit einem zweiten Umsteigen. Die weitesten Flüge von Stuttgart aus gehen jetzt nach Dubai und auf die westafrikanischen Kapverden. Vom Flughafen gab es am Sonntag zunächst noch keine Reaktion.