Im Frühjahr beginnt der Rückbau der einst viel befahrenen Bundesstraße, der Pragstraße in Stuttgart. 17,4 Millionen Euro sind für den Umbau veranschlagt.. Sie reichen allerdings nur für den ersten Bauabschnitt.
Als der Gemeinderat vor 13 Jahren den Bau des Rosensteintunnels auf den Weg brachte, waren rund 20 Straßenrückbaumaßnahmen in Zuffenhausen, Bad Cannstatt und Stuttgart-Ost fester Bestandteil des Grundsatzbeschlusses. Denn nur unter dieser Prämisse war damals die SPD bereit, Stuttgarts größtem Verkehrsprojekt zuzustimmen. Der umfangreichste und teuerste Rückbau betrifft die Pragstraße, die nach der Eröffnung des Rosensteintunnels im großen Stil umgestaltet werden soll.
18 Millionen Euro für Umbau
Für fast 18 Millionen Euro soll aus der einstigen Industriemeile mit täglich bis zu 60 000 Fahrzeugen eine schmucke Allee mit hoher Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Fahrradfahrer werden. Doch mehrmals musste die Umsetzung, die eigentlich zeitnah nach der Tunneleröffnung 2022 hätte angegangen werden sollen, verschoben werden. Unter anderem auch wegen der maroden Rosensteinbrücke.
Deren Abriss und geplanter Neubau sind auch die Gründe, weshalb das Projekt mittlerweile vom Tiefbauamt gesplittet wurde. „Da wir noch nicht wissen, wie die neue Brücke aussieht, muss der Kreuzungsbereich Prag-/Neckartalstraße vor dem Wilhelma-Theater außen vor bleiben“, sagt Jürgen Mutz, der Chef des Stuttgarter Tiefbauamts. Was ebenfalls berücksichtigt werden müsse: Bleibt die SSB-Haltestelle Rosensteinbrücke auf der Pragstraße, oder wird sie auf die neue Brücke verlegt?
Künftig zwei statt vier Fahrspuren
Bei all den noch offenen Fragen will das Tiefbauamt dennoch im Frühjahr mit dem Rückbau loslegen. Der erste Bauabschnitt umfasst die Pragstraße etwa ab der SSB-Haltestelle Rosensteinpark bis zur Einmündung der Wilhelmastraße sowie die Wilhelmastraße selbst. „Den Anfang machen umfangreiche und aufwendige Leitungsverlegungen“, sagt Mutz.
Im Kern hat sich am Rückbaukonzept nichts verändert. Die Pragstraße wird von vier auf zwei Fahrspuren zurückgebaut. Beide liegen auf der Seite der Wohnbebauung, wobei jeweils eine Fahrspur für den Verkehr stadtein- und stadtauswärts zur Verfügung steht. Auf den ehemaligen Fahrbahnen bergab in Richtung Wilhelma werden Rad- und Fußwege gebaut sowie Grünflächen angelegt. Es sollen viele Bäume gepflanzt werden, um der Straße den Charakter einer Allee zu verleihen.
Stadt will Radverkehr stärken
Gegenüber den Entwurfsplänen wurde der Rückbau mit Blick auf den Radverkehr vor allem im unteren Bereich überarbeitet. Ab der Wilhelmastraße soll es einen separaten Radfahrstreifen anstatt eines gemeinsamen Geh- und Radwegs geben. 15 neue Parkplätze, die entlang der Wohnbebauung geplant waren, werden deshalb ersatzlos gestrichen. Diese Verkehrsführung entspricht jetzt auch der Forderung des Fahrradclubs ADFC, der für diesen Bereich der Pragstraße eine Trennung von Passanten und Radfahrern angemahnt hatte. Denn immerhin soll hier einmal die Hauptradroute 6 verlaufen.
Geld nur für ersten Bauabschnitt
Was ebenfalls feststeht: die knapp 17,4 Millionen Euro, die bisher für das Rückbauprojekt genehmigt wurden, werden mit Sicherheit nicht ausreichen. Mehrkosten haben sich durch mehrere Faktoren ergeben. Dazu gehören beispielsweise Baupreissteigerungen. Die zur Verfügung stehende Summe reicht laut Jürgen Mutz nur für den ersten Bauabschnitt. Knapp zwei Jahre Bauzeit hat das Tiefbauamt dafür veranschlagt.