Alexandra Freifrau von Berlichingen ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Foto: Archiv/Roberto Bulgrin

Alexandra von Berlichingen modernisierte die Burgfestspiele von Jagsthausen. Und sie war die späte Liebe von Altbundespräsident Roman Herzog. Jetzt ist sie 82-jährig gestorben.

Es sei eine Liebesheirat gewesen, versicherten hinterher beide Partner. Der Heiratsantrag am Telefon (!) klingt dann aber doch ein wenig anders. Im Anbetracht seiner Aufgaben, die er auch als Altbundespräsident wahrzunehmen habe, „müssen wir wohl heiraten“, soll Roman Herzog damals gesagt haben. Die Antwort auf diesen recht unromantischen Antrag ließ dann auch auf sich warten. Der Adressatin, Alexandra Freifrau von Berlichingen, sei das Telefon aus der Hand gefallen, berichtete Herzog hinterher mit der ihm eigenen Ironie.

An diesem Mittwoch, sechs Jahre nach Herzogs Tod, ist die Baronin im Alter von 82 Jahren gestorben. Vor ihrem langjährigen Wohnsitz, der Götzenburg in Jagsthausen (Landkreis Heilbronn), weht die Fahne derer von Berlichingen auf halbmast. Noch bis zum Jahr 2020 hatte Alexandra von Berlichingen die Geschicke der Jagsthauser Burgfestspiele geführt und das Unternehmen dabei von einem traditionellen Heimat- und Verkehrsverein in eine moderne Veranstaltungsgesellschaft verwandelt.

Das Götzen-Drama als Dauerbrenner

Alexandra von Berlichingen entstammt dem hessischen Adelsgeschlecht der Vultejus. Ihr Vater war Oberst der Wehrmacht. Bis zu ihrer Heirat mit Götz Wolf von Berlichingen, einem direkten Nachfahren des berühmten Ritters mit der eisernen Faust, im Jahr 1964 arbeitete sie als Dolmetscherin für Englisch und Spanisch, dann steckte sie beruflich zurück, zog zwei Kinder auf.

Erst nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1994 startete sie erneut beruflich durch und übernahm dessen Aufgabe bei den Burgfestspielen. Sie liebte die Bühne. „Theater ist kein Museum, es muss sich immer wieder neue Wege suchen“, lautete ihr Credo. Die Aufführung von Goethes Götzen-Drama im authentischen Ambiente des Jagsthauser Schlosshofs war dennoch der Dauerbrenner im Programm. Bei einer Premiere im Jahr 1978 hatten sich die Herzogs und die Berlichingens kennen gelernt. Roman Herzog war damals gerade zum baden-württembergischen Kultusminister aufgestiegen.

Die beiden Paare waren lange befreundet

Ursprünglich sei es eine Freundschaft der beiden Frauen und der beiden Männer gewesen, erzählte Alexandra von Berlichingen später. Nach dem plötzlichen Tod ihres ersten Mannes sei ihr Christiane Herzog beigestanden. Als die damalige Frau des Altbundespräsidenten dann wenige Jahre später mit dem Krebs kämpfte, begleitete sie die Freundin ihrerseits am Krankenbett. Christiane Herzog starb im Juni 2000. Ein Jahr später gab der Altbundespräsident die Verlobung mit der Baronin bekannt. In der Regenbogenpresse löste das Diskussionen aus. „Die Frage, ob wir heiraten dürfen oder nicht, ist mir wurscht“, lautete Herzogs Reaktion. Er hätte auch das berühmte Zitat des Götz von Berlichingen verwenden können.