Nachhaltig bauen und sanieren bleibt in diesem Land – und auch in Stuttgart – die Ausnahme. Warum das fatal ist und was passieren muss, damit es klappt mit der Energiewende, sagt unser Autor Tomo Pavlovic.
Eine Tatsache lässt sich nicht grün reden: Die Bauwirtschaft schadet dem Klima, selbst wenn sie bei neuen Projekten verstärkt auf ökologische Baustoffe setzt. Der Grund ist meist, dass dem Neubau ein Abriss vorausging, graue Energie vernichtet wurde. Der Verbrauch von grauer Energie lässt sich kaum vermeiden, wohl aber reduzieren.
Umbauen ist in der Regel nachhaltiger als Bauen. Damit das gelingt, sollten Materialien aus dem Bestand im Kreislauf gehalten werden. Wie zirkuläres Bauen geht, zeigen Leuchtturmprojekte, meist aus dem öffentlichen Sektor. Sei es die zirkulär geplante Feuerwehr in Straubenhardt von Wulf Architekten, sei es der von asp Architekten geplante Umbau der MHP Arena in Bad Cannstatt, bei dem wiederverwendeter Beton (der zuvor im Gebäude abgetragen worden war) neu verbaut wurde.
Oder eben die Entscheidung, das alte Stuttgarter Hotel am Schlossgarten nicht abzureißen, sondern den Entwurf von Steimle Architekten umzusetzen und das Hotel umzubauen.
Doch das reicht nicht. Auch für private Bauherrschaften sind die Risiken unkalkulierbar. So ist etwa das Förderprogramm „Jung kauft Alt“ ein kompletter Misserfolg. Dabei wollte die Ampel gezielt Familien beim Kauf sanierungsbedürftiger Häuser unterstützen. Eine Medienanfrage ergab allerdings: Bis Ende des Jahres haben lediglich 223 Familien einen Antrag auf Fördermittel gestellt. In ganz Deutschland! Immer neue bürokratische Hürden und Bauvorschriften, die sich teilweise widersprechen, verhindern die Bauwende und damit die Energiewende. Das muss sich ändern, und zwar möglichst bald.