Der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung wechselt von Stuttgart nach Frankfurt. Bernhard Grieb erklärt zum Abschied, warum das keine Entscheidung gegen Stuttgart ist und warum er sich von der Verwaltung an mancher Stelle mehr Mut wünscht.
Am Dienstag, 17. Dezember, ist sein letzter Arbeitstag in Stuttgart. Der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, Bernhard Grieb, wird ab Januar neuer Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt am Main. „Es war keine Entscheidung gegen Stuttgart“, betont Grieb. „Ich wurde angesprochen, ob ich mir eine neue Herausforderung vorstellen kann.“ In Frankfurt soll der 42-Jährige „die Stadt als internationales Wirtschafts- und Finanzzentrum weiter stärken“ und „optimale Rahmenbedingungen für Unternehmen“ schaffen, heißt es in der Frankfurter Presseerklärung. In der Mainmetropole gehe es um eine deutlich größere Dimension als in Stuttgart, sagt Grieb. Und: „Damit ist diese Aufgabe für mich sehr reizvoll und stellt auch eine persönliche Weiterentwicklung dar“.
In Stuttgart habe er sich immer sehr wohl und willkommen gefühlt. „Ich wurde immer wertschätzend behandelt. Die Wirtschaftsförderung wird hier ernst genommen“, sagt Grieb. Knapp drei Jahre leitete er die Geschicke der Abteilung. „Ich möchte Stuttgart als Innovationsmetropole positionieren“, sagte Grieb unserer Zeitung nach 100 Tagen im Amt. Ist ihm das gelungen?
Spielräume sollen künftig besser genutzt werden
„Als ich hier angefangen habe, hat Innovation kaum eine sichtbare Rolle gespielt“, sagt er. Seitdem wurde vieles angestoßen: Die Kampagne „NEW Stuttgart“ wurde ins Leben gerufen. Die Großbuchstaben stehen für nachhaltig, elektrisierend, wirtschaftsstark. „Wir sind Ansprechpartnerin für die Unternehmen, Start ups, Fachkräfte und Investierende. Wir unterstützen Kooperationen, Plattformen und weitere Förderinstrumente. Damit stärken wir Stuttgarts Stellung als nationale und internationale Innovationsmetropole“, heißt es auf der Internetseite von NEW Stuttgart. „Die Mission ist noch nicht erledigt. Aber Gründer und Start ups fühlen sich nun in Stuttgart gewollt. Das sind die Rückmeldungen, die wir bekommen“, sagt Grieb. Projekte wie die Brycke, in der sich neu gegründete Unternehmen im stationären Handel mitten in der Innenstadt erst einmal testen können, ehe sie eventuell eine eigene, größere Ladenfläche anmieten, helfen dabei, Gründern ein positives Gefühl zu vermitteln. „Es braucht Mut, auch einmal etwas auszuprobieren“, sagt Grieb - und meint dabei nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Stadtverwaltung. Er sei zwar kein Jurist und die Stadt dürfe selbstverständlich nicht gegen Recht und Gesetz verstoßen. „Aber es gibt Spielräume, die zu pragmatischen Lösungen führen können – wenn es beispielsweise um Genehmigungen oder die Gewinnung von Fachkräften geht“, sagt Grieb. Es gebe Unternehmer, die gewillt seien, Bürgschaften für Mitarbeitende aus dem Ausland oder Risiken bei Bautätigkeiten zu übernehmen. Wenn das umzusetzen sei, könnten Verfahren vereinfacht oder beschleunigt werden.
OB Nopper lässt ihn ungern ziehen
„Bei einigen Projekten würde man sich wünschen, dass es schneller geht“, sagt Grieb. Wie zum Beispiel bei der Nachnutzung des ehemaligen Kaufhofs an der Eberhardstraße. Das Gebäude habe großes Potenzial, um Wirtschaft und Kultur unter einem Dach zu vereinen. Die neue Nutzung könnte inspirieren und Menschen zusammenbringen.
Stuttgart habe im Allgemeinen großes Potenzial. Davon ist Bernhard Grieb überzeugt. Und auch ohne ihn könne die Wirtschaftsförderung weiter gut arbeiten. „Dort sind gute Leute. Die Jahresplanung steht. Und die Projekte werden eigenverantwortlich umgesetzt“, betont Grieb. Kommissarisch übernimmt sein Stellvertreter Matthias Pfeifer die Leitung. Ein Nachfolger wird gesucht. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 13. Januar 2025.
Oberbürgermeister Frank Nopper lobt Bernhard Grieb als „starken und ideenreichen Wirtschaftsförderer der Landeshauptstadt Stuttgart“. Die Zusammenarbeit mit ihm sei vertrauensvoll und konstruktiv gewesen, Grieb habe insbesondere in den Punkten Start-ups, Innovation oder Transformation wichtige Akzente gesetzt.