Beim Camping unter freiem Himmel gibt es einige Vorschriften zu beachten. Foto: Shutterstock/ anatoliy_gleb

Mit dem Zelt oder dem Wohnwagen in der freien Natur unterwegs - das ist ein Traum vieler Urlauber. Doch wo schlägt man dann das Nachtlager auf? In Deutschland gibt es strenge Gesetze, die das Wildcampen regeln. Wo man wildcampen darf, und was beachtet werden muss.

Nicht in allen Ländern darf man campen, wo man möchte. Sobald für die Übernachtung ein Zelt aufgeschlagen, das Wohnmobil abgestellt oder der Schlafsack ausgepackt wird, gelten spezielle Gesetze. Ist Wildcamping in Deutschland erlaubt und wenn ja, wo? Was man beim Wildcampen beachten sollte und welche Bußgelder bei Ordnungswidrigkeiten drohen, gibt es hier im Überblick.

Übersicht

Was ist Wildcampen?

Unter dem Begriff „Wildcampen“ versteht man das Übernachten in Camper, Wohnmobil oder Zelt an Orten in der freien Natur, die nicht explizit als Campingmöglichkeit ausgeschrieben sind. Möchte man nur kurz eine Pause einlegen, fällt das nicht unter Wildcampen.

Wo darf man in Deutschland wildcampen?

In Deutschland ist das Wildcampen grundsätzlich nicht erlaubt. Wer also sein Zelt auf einer Wiese aufschlägt, seinen Camper auf einem Feldweg oder Forstweg abstellt oder in der freien Natur einfach sein Lager zum Übernachten aufschlägt, riskiert teils hohe Geldstrafen. Jedoch sind die Regelungen zum Wildcampen in Deutschland nicht einheitlich, da in jedem Bundesland andere Regeln gelten. Allgemein steht im Bundesnaturschutzgesetz geschrieben, dass jeder sämtliche Straßen, Wege und ungenutzte Grundflächen in der freien Natur zum Zwecke der Erholung betreten darf. Bei Wäldern greift das Bundeswaldgesetz sowie die jeweiligen Waldgesetze der Länder.

Explizit verboten ist das Übernachten in den Naturschutzgebieten und Nationalparks Deutschlands. Möchte man sein Nachtlager in der freien Natur aufschlagen, gilt es außerdem zu beachten, ob es sich bei dem gewählten Ort um Privatbesitz handelt. Ist das der Fall, muss man den Eigentümer im Voraus nach einer Übernachtungserlaubnis fragen. Unterlässt man das, kann der Eigentümer Anzeige erstatten.

Ist man mit dem Camper oder Wohnmobil unterwegs, ist es gestattet, im öffentlichen Raum für eine Nacht im Fahrzeug zu übernachten, um die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen. Hierbei ist es wichtig, dass dies nicht explizit durch die Straßenverkehrsordnung untersagt ist. Folglich ist das Übernachten auf einem öffentlichen Rastplatz oder einem öffentlichen Parkplatz für eine Nacht möglich. Hier gilt es aber zu beachten, dass lediglich von „Schlafen“ die Rede ist, nicht von „Campen“. Campingzubehör und -Equipment muss also im Wagen verstaut bleiben und es ist untersagt sich häuslich einzurichten. Meist stellen sich Camper unter „Wildcampen“ aber ohnehin etwas anderes vor, als auf einem Rastplatz zu übernachten.

Auf einem freien Feld oder in Waldgebieten ist es verboten, den Camper einfach abzustellen und zu übernachten. Hierfür sollte man auf Privatgrundstücke ausweichen, bei deren Besitzern man um Erlaubnis gebeten hat.

Die wichtigsten Informationen zum Wildcampen auf Bundesebene gibt es hier:

Auf Landesebene gelten jeweils unterschiedliche Gesetze. Die rechtliche Grundlage lässt sich hier nachlesen:

  • Landeswaldgesetze und Landesforstgesetze
  • Landesnaturschutzgesetz

In welchen Bundesländern darf man Wildcampen?

  • Wildcampen in Bayern: Leider nein. Bayern ist eines der strengsten Bundesländer, was das Wildcampen betrifft. Grillen und Feuermachen sind ebenfalls grundsätzlich verboten. Für kleine Ausnahmen sorgen spezielle Orte fürs Wildcamping, unter anderem Naturlagerplätze, an denen gegen eine geringe Gebühr übernachtet werden kann.
  • Wildcamping Baden-Württemberg: Das Landesnaturschutzgesetz legt in Paragraf 44 fest, dass Wildcampen in Baden-Württemberg nicht gestattet ist. Im Schwarzwald finden sich jedoch einzelne Trekking-Camps, die das legale Campen in der Natur möglich machen. Die Verwaltung des Naturparks Schwarzwald lässt drei Camping-Parteien auf einmal zu. Ausgebucht sind die Camps teilweise bereits Wochen im Voraus.
  • Wildcampen in Berlin: Auch in Berlin ist das Wildcampen untersagt und Camper auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit sind auf die Gunst der Grundbesitzer angewiesen.
  • Brandenburg Wildcamping: Etwas mehr Glück haben Camper in Brandenburg. Hier ist es Menschen auf der Durchreise gestattet, für eine Nacht ihre Zelte in der freien Natur aufzuschlagen. Dies gilt für Fuß-, Reit- oder Wasserwanderer. Hier sollte natürlich auch beachtet werden, was Privatgrundstück und was öffentlicher Raum ist.
  • Wildcamping in Bremen: Wegen Mangel an Naturplätzen, die zum Übernachten einladen, gibt es in Bremen auch keine speziellen Gesetze, die Wildcamping regeln. Generell gilt hier: Das Übernachten in der freien Natur, ob mit oder ohne Zelt, ist nur mit Erlaubnis möglich. Zelten im Naturschutzgebiet wiederum ist gänzlich verboten.
  • Hamburg Wildcamping: Das Landeswaldgesetz Hamburgs sieht vor, dass das Zelten und Parken in Wäldern oder Landschaftsflächen nur mit der Erlaubnis von Waldbesitzern oder Behörden gestattet ist. Auch wenn eine explizite Erlaubnis des Waldbesitzers vorliegt, kann die Behörde die Erlaubnis verweigern. Wildcamping ist in Hamburg grundsätzlich verboten.
  • Wildcamping in Mecklenburg-Vorpommern: Wer für eine Nacht übernachten möchte, kann dies in Mecklenburg-Vorpommern tun. Jedoch ist das laut Paragraf 29 des Landesgesetzes nicht mit einem Zelt oder Wohnwagen möglich. Ausnahmen sind möglich, sind jedoch durch eine Genehmigung bei der Forstbehörde und durch Zustimmung des Waldbesitzers abzuklären.
  • In freier Natur in Niedersachsen: Auch in Niedersachsen ist das Zelten in freier Natur, ohne eine explizite Genehmigung des Waldbesitzers nicht gestattet.
  • Nordrhein-Westfalen: Das Wildcampen in Nordrhein-Westfalen ist per Landesforstgesetz untersagt. Der Naturpark Hohes Venn-Eifel jedoch bietet die Möglichkeit, legal unter freiem Himmel zu übernachten.
  • Wildcamping in Hessen: Auch im Bundesland Hessen ist das Wildcampen verboten. Hier muss ebenfalls eine explizite Erlaubnis des Wald- oder Grundbesitzers eingeholt werden.
  • Rheinland-Pfalz Wildcampen: Wildcamping in Rheinland-Pfalz ist nur mit der Genehmigung des Waldbesitzers erlaubt. Doch auch hier finden sich Trekking-Camps, die für zehn Euro pro Nacht eine Übernachtung unter freiem Himmel möglich machen. Diese befinden sich sowohl im Hunsrück als auch im Pfälzerwald.
  • Unter freiem Himmel im Saarland: Per Waldgesetz festgelegt, ist das Wildcampen im Saarland untersagt.
  • Wildcamping in Sachsen: Wildcampen ist in Sachsen ebenfalls untersagt. Jedoch gibt es die Möglichkeit, in einzelnen Naturparks unter freiem Himmel zu übernachten. Hierfür müssen Camper ihr Fahrzeug vor dem Naturschutzgebiet abstellen und können zu Fuß zu Zelten im Elbsandsteingebirge oder zu Felsüberhängen in der Sächsischen Schweiz wandern. Hier darf im Schlafsack übernachtet werden.
  • Sachsen-Anhalt: Hier wird ebenfalls eine ausdrückliche Erlaubnis fürs Wildcampen benötigt.
  • Schleswig-Holstein: Das Übernachten in der freien Natur im Campingbus oder Wohnmobil ist in Schleswig-Holstein ohne explizite Genehmigung verboten. Jedoch gibt es für Übernachtungen im Zelt eine Initiative namens „Wildes Schleswig-Holstein“, die Übernachtungsplätze in der Natur anbietet.
  • Thüringen Wildcamping: Wildcamping ohne Erlaubnis von Besitzern und Behören ist in Thüringen gemäß Paragraf zehn des Waldgesetzes verboten.

Wie hoch ist die Strafe fürs Wildcampen?

Wie die Gesetze sind auch die Strafen für widerrechtliches Wildcampen nicht einheitlich geregelt. Oft hängen sie auch von der Gunst des Beamten ab, der illegale Wildcamper erwischt. Grundsätzlich gilt Wildcampen in Deutschland als eine Ordnungswidrigkeit und nicht als Straftat. Auf Wildcamper können je nach Vergehen zwischen fünf und 5000 Euro Bußgeld zukommen.

Wo in Europa ist wildcampen erlaubt?

Nicht in allen europäischen Ländern ist das Wildcampen so strikt geregelt, wie in Deutschland. In einigen Ländern darf man durchaus legal in freier Natur campen. So ist das Wildcampen in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen erlaubt. Ausgenommen sind hier Nationalparks, Naturschutzgebiete und Privatgrundstücke. In Finnland, Norwegen und Schweden ist das Wildcamping durch das dort herrschende Jedermannsrecht erlaubt. Das gilt auch für Privatgrundstücke. Eine Ausnahme bilden landwirtschaftlich genutzte Flächen. Stellt man sein Zelt auf Privatgrund auf, sollte man darauf achten, den in den Landesgesetzen vorgeschriebenen Mindestabstand zu privaten Häusern und Siedlungen zu wahren. Alle Gebiete, die unter das Jedermannsrecht fallen, bieten potenzielle Übernachtungsplätze. Jedoch darf hier jeweils maximal zwei Nächte verweilt werden.

Ebenfalls erlaubt ist das Wildcampen in Schottland. Während in England und Wales andere Gesetze gelten, dürfen Wildcamper in Schottland ihre Zelte aufschlagen. Der Scottish Outdoor Acces Code regelt das Camping und Verhalten in der freien Natur. Auch hier unterliegen Naturschutzgebiete und Nationalparks besonderem Schutz.

Was muss man beim Wildcampen beachten?

Das oberste Gebot bei Übernachtungen in der freien Natur ist der respektvolle Umgang mit der Umgebung. So ist es besonders wichtig, die Nachtruhe von Tieren und Bewohnern nicht zu stören, allen Müll, der produziert wird, bei der Abreise wieder einzupacken und für seine Toilettengänge auch wirklich eine Toilette aufzusuchen. Besonders in den warmen Sommermonaten ist es außerdem wichtig, dass nirgends ein Lagerfeuer gemacht werden darf.

Biwakieren: Die Alternative zum Wildcampen

Eine attraktive Alternative zum Wildcampen kann das Biwakieren darstellen. Unter Biwakieren versteht man das Übernachten ohne Zelt unter freiem Himmel. Das gestaltet sich in Deutschland deutlich einfacher als das Übernachten in einem Zelt in der freien Natur. Das Biwakieren ist in Deutschland weder explizit erlaubt, noch ausdrücklich verboten. Eine Übernachtung ohne Zelt ist jedoch an den meisten Orten möglich. Hiervon sind Naturschutzgebiete jedoch ebenfalls ausgenommen.

Legales Wildcamping in Deutschland

Mittlerweile gibt es für ambitionierte Wildcamping-Fans Möglichkeiten, legal in Deutschland wild zu campen. Hierfür gibt es tolle Apps wie AlpacaCamping oder MyCabin. Bei AlpacaCamping gibt es über 2500 Stellplätze im Grünen, ganz fern vom Trubel der Campingplätze. Auch MyCabin bietet seinen Nutzern ein Campingerlebnis mitten in der Natur mit richtigem Wildcamper-Feeling. Hier stellen Grundbesitzer ihre privaten Flächen für Übernachtungen zur Verfügung. Europaweit hilft auch die Camping-App.eu bei der Stellplatzsuche.