Aktuell liegt Schnee in Stuttgart. An den Festtagen ist das allerdings kaum noch der Fall. Wir blicken ins Datenarchiv des Deutschen Wetterdiensts - und in die Geschichte der weißen Weihnacht in Stuttgart.
Weiße Weihnachten in Stuttgart: darauf hoffen angesichts der Schneefälle in den vergangenen Tagen und des Winterzaubers etwa an der Solitude derzeit viele. Besonders wahrscheinlich ist Schnee an den Festtagen allerdings nicht mehr - anders als früher, wie die Daten des Deutschen Wetterdiensts (DWD) zeigen. Seit 1953 misst der DWD am Stuttgarter Flughafen unter anderem die Schneehöhe. Die Daten sind online frei verfügbar, müssen aber für eine Auswertung erst aufbereitet werden.
Wir haben das getan und können zeigen, in welchem Jahr an den Feiertagen Schnee lag (blau) oder zumindest kurz vor beziehungsweise nach den Feiertagen (gelb):
Seit 1953 lag in 18 Jahren an mindestens einem der Festtage Schnee, zuletzt 2010. Im Jahr darauf wurden zumindest am 22. Dezember noch zwei Zentimeter Schnee gemessen. Seither lag weder an Weihnachten noch an den Tagen davor oder danach Schnee in Echterdingen. Die dortige DWD-Messstation liegt höher als die Innenstadt, wo es weniger kalt wird und Schnee deshalb noch seltener ist.
2022 lag bis zum 19. Dezember Schnee in Stuttgart. Dann schmolz die weiße Pracht schmolz rasch dahin. Die Ursache war die Weihnachtswärme, eine sogenannte meteorologische Singularität - um die Festtage wird es oft einige Grad wärmer als davor und danach. Wie die Aussichten für 2023 sind, vermag derzeit keiner zu sagen. Der Schnee von Anfang Dezember wird in den kommenden Tagen wegen der erwarteten milden Temperaturen voraussichtlich demnächst verschwinden.
Meistens liegt kein Schnee
Weiße Weihnachten in Stuttgart sind also nicht nur unwahrscheinlich, sondern tatsächlich selten. An nicht einmal jedem vierten Festtag (24. bis 26. Dezember) seit 1953 lag Schnee – und wenn, dann dann nur relativ wenig. Im Mittel wurden knapp sechs Zentimeter gemessen. Nur in vier Jahren lagen an Weihnachten mehr als zehn Zentimeter Schnee, wie die Top-10 der schneereichsten Weihnachten zeigt:
Auch wenn sie oft besungen oder zitiert werden, sind weiße Weihnachten hierzulande also die Ausnahme, zumal nach der strengen DWD-Definition mit Schnee an allen drei Festtagen.
Früher lag jedes dritte Weihnachten Schnee
Ein genereller Trend lasse sich nicht ableiten, sagte 2019 der DWD-Meteorologe Andreas Friedrich. Allerdings wurde zwischen 1953 und 1990 zwölfmal Schnee an den Festtagen gezählt, das heißt jedes dritte Weihnachten – seither nur sechsmal, also jedes fünfte Weihnachtsfest.
Es wäre zumindest nicht überraschend, wenn heute lebende Kleinkinder weiße Weihnachten gar nicht mehr oder jedenfalls seltener erleben als ihre Großeltern. Die Erderwärmung macht auch die Dezember wärmer, seit 1881 um etwa 1,7 Grad. „Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen vertreibt die romantischen weißen Weihnachten Schritt für Schritt aus Deutschland“, erklärte der DWD-Sprecher Uwe Kirsche 2021 in einer Pressemitteilung.