Bürger kämpfen für denWeiterbetrieb des Freibads Beutelsbach. Sie gründen einen Verein. Weinstadt will die Einrichtung schließen. Am Donnerstagabend berät der Gemeinderat.
In der E-Mail von Tibor Randler an diese Zeitung klingt das nicht wie eine bloße Feststellung: „Im nächsten Jahr feiern wir 90 Jahre Freibad Beutelsbach“, schreibt er. Das ist eine Kampfansage. Denn, so Randler weiter „der Kampf ist es allemal wert.“ Derweil hatten er und seine sieben Mitstreiter vom Team S’Freibädle Beutelsbach zunächst gar nicht beabsichtigt Front zu machen. Bereits im vergangenen Jahr habe man sich zusammengetan, um einen Verein zur Erhaltung des „Kultfreibads“ in Beutelsbach zu gründen, berichtet Randler. Lange also bevor die Verwaltung die gemeinsamen Pläne mit den Stadtwerken Weinstadt öffentlich bekannt gemacht hat, die Bäder in Beutelsbach und Strümpfelbach schließen zu wollen.
Bürger wollen einen Verein gründen
Der Hintergrund ihrer Initiative: „Allen ist bewusst, dass die Bäder allesamt in Weinstadt mehr als marode und sanierungsbedürftig sind und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sie geschlossen werden.“ Daher sei man im Januar 2025 bei der Stadt vorstellig geworden und habe ihr die Idee einer Vereinsgründung mitgeteilt. „Seit dem Tag im Januar waren wir unermüdlich, ein Konzept zu erarbeiten, um das Freibad Beutelsbach in Vereinsarbeit weiter zu betreiben, die Stadt auf Grund der Finanzlagen zu entlasten und mit Ehrenamtsarbeit ein Kulturgut zu erhalten.“ Dieses sieht neben einer nachhaltigen Sanierung des Bestands – 25-Meter-Becken, Kinderplanschbecken, Sanitäranlagen und Umkleiden – diverse zusätzliche Angebote vor wie etwa: Startblöcke, E-Bike-Ladesäulen, Bahnmarkierungen im Becken, Sonnenliegen, Boule-Bahn, Outdoor-Schach und Tischkicker.
Darüber hinaus soll für mehr Barrierefreiheit gesorgt werden durch die Installation eines Poollifts sowie von Rampen an den Zugängen zu Umkleiden und Sanitäranlagen, der Kioskbetrieb nach dem Vorbild des Waiblinger Freibads für Nicht-Badegäste geöffnet und um eine Terrasse mit WLAN ergänzt werden.
Lokale Wirtschaft soll eingebunden werden
Des Weiteren soll das Freibad durch besondere Veranstaltungen wie etwa Picknicktage, Sommerfeste, Seniorenschwimmen, Weißwurstfrühstücke und Frühschoppen, verschiedene Sportturniere von Beachvolleyball bis Tischkicker und Schwimmkurse zu „einem lebendigen Treffpunkt von Jung und Alt“ werden sowie zu einem Lern- und Bewegungsort durch Kooperationen mit Schulen, Kitas, DLRG und weiteren Organisationen. Mit Sponsoring-Angeboten soll zudem die lokale Wirtschaft eingebunden werden.
Wie soll das Bädle finanziert werden?
Neben einem bunten Strauß an Ideen zur Weiterentwicklung des Bades machte sich das Freibädle-Team auch Gedanken über die Finanzierung und stellte einen Sanierungsplan auf. „Wir führten Fachgespräche, holten Angebote von Fachfirmen für die notwendigen Sanierungen ein und betrieben Benchmark in anderen Freibadvereinen in der Umgebung“, berichtet dazu Randler. Das Ergebnis der Recherchen: Eine Instandsetzung könnte in Abschnitte aufgeteilt umgesetzt werden und würde, indem auf nicht mehr benötigte Technik aus dem stillgelegten Cabrio-Bad zurückgegriffen wird, rund 500 000 Euro kosten.
Das wäre ein Bruchteil des Sanierungsbedarfs von rund fünf Millionen Euro, den die Stadt jüngst als Argument für die Schließung des Freibads Beutelsbach zum diesjährigen Saisonende und den Neubau eines wirtschaftlicheren, modernen Freibads bis 2028 zusammen mit den Stadtwerken Weinstadt am neuen Hallenbad in Endersbach vorgebracht hat. In diesem Zuge soll zwei Jahre später zur Konsolidierung des defizitären Haushalts auch das ebenso in die Jahre gekommene Freibad Strümpfelbach – Sanierungsbedarf 3,5 Millionen Euro – aufgegeben werden.
700 Unterschriften gesammelt
Von diesen Plänen der Stadt will Randler bis vor Kurzem noch nichts gewusst haben. Erst zwei Tage nachdem man das erarbeitete Konzept dem Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung im Juni vorgestellt hat, habe man „die herbe Nachricht“ erhalten, sagt der Ex-Stadtrat. Bis dahin sei man auf Wunsch der Stadt mit der Idee einer Vereinsgründung noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Doch dann war es mit der Zurückhaltung vorbei. „Seit dieser Nachricht haben wir nicht länger innegehalten und uns an die Bevölkerung gewandt, Flyer und unser Konzept verteilt, sind mit den Menschen ins Gespräch gegangen.“ So habe man es innerhalb weniger Wochen geschafft, mehr als 700 Unterschriften zu sammeln und mehr als 400 Abonnenten für einen Social-Media-Kanal zu gewinnen. Dabei habe man auch auf die bevorstehende Abstimmung im Gemeinderat am Donnerstag, 26. Juni, in der Jahnhalle aufmerksam gemacht. „Wir hoffen und haben darum gebeten, dass möglichst viele Menschen bei der Sitzung erscheinen, zum einen, um sich selbst ein Bild zu machen, und zum anderen, um unserem geliebten Freibad eine Stimme und ein Gesicht zu geben.“