Der Nationaltorwart Max Vernet Schweimer ist der neue Kapitän beim SV Cannstatt und wird weiterhin im Wechsel mit Florian Pirzer und Boris Tepic das Tor hüten. Foto: Archiv/Günter Bergmann

Nach zehn Jahren tritt der SV Cannstatt erstmals wieder in der höchsten Liga an. Zählen kann das Team auf jugendliche Dynamik und das wohl stärkste Torhütertrio der Spielklasse.

Nach einem Jahrzehnt ist es endlich soweit: Wenn am kommenden Samstag (16 Uhr) bei den White Sharks in Hannover der Anpfiff ertönt, ist die Rückkehr des SV Cannstatt ins Oberhaus des deutschen Wasserballs perfekt. Hinter dem Team liegen berauschende Jahre samt zuletzt zweier Aufstiege in Folge, aber auch schwere Zeiten nach dem Abstieg 2014 aus der damals noch als Bundesliga-A-Gruppe bekannten höchsten Liga. Nun firmiert diese offiziell als „erste Bundesliga“ und empfängt in den Cannstattern einen altehrwürdigen Vertreter. Oder, um es mit Lennart Löschers Worten zu sagen: „Wir sind wieder da, wo wir uns zu Hause fühlen.“

 

Das Urgestein des SV Cannstatt erlebte die vorherigen Erstligazeiten als Spieler mit, genauso wie die sportliche Talfahrt, die zwischenzeitlich bis in die dritte Liga führte. „Es war ein langer und steiniger Weg“, sagt der langjährige Kapitän, der immer noch Teil des Teams ist. Die Binde hat er zur aktuellen Saison an Max Vernet Schweimer übergeben – seines Zeichens Torhüter der deutschen Nationalmannschaft. Zwischen den Pfosten ist überhaupt das Cannstatter Prunkstück, rechnet man die dort ebenfalls hochklassigen Teamkollegen Florian Pirzer und Boris Tepic hinzu. „Diese Qualität hat wahrscheinlich keine andere Mannschaft im Tor“, konstatiert Löscher. Wie bereits zuvor werden sich die drei auch künftig abwechseln – einer der Erfolgsfaktoren für die überragende zurückliegende Spielzeit. „Ein Luxus“ laut Löscher: „Wir können uns damit auf jeden Gegner einstellen.“

Geradezu unaufhaltsam präsentierten sich die Neckarstädter in den beiden vergangenen Jahren. Nachdem Djordje Milojkovic den Trainerposten 2023 übernommen hatte, folgte der Aufstieg aus der dritten Liga und der anschließend direkte Durchmarsch in die nationale Beletage. Was die Mannschaft auszeichnet: Der Kader ist gespickt mit jungen Spielern, die noch längst nicht am Ende ihrer Entwicklung stehen. Schon 2024/2025 traten die Cannstatter als jüngstes Team ihrer Liga an, nun ist es für viele Akteure das erste Mal auf der höchsten Ebene. „Was uns teilweise an Reife fehlt, machen wir durch unsere Dynamik und Mentalität wett“, sagt Milojkovic. Der Coach, der zuvor schon im Jugendbereich des Vereins tätig war, kennt die meisten seiner Jungs seit rund sieben Jahren. „In dieser Zeit haben wir zusammen eine Siegermentalität aufgebaut, die uns zurück in die erste Liga geführt hat“, bescheinigt er.

Neuzugänge mit Vergangenheit beim SV Ludwigsburg

Für zusätzliche Erfahrung sollen zwei Neuzugänge sorgen. Sergio Prieto Hernandez kommt vom Duisburger SV 98. Zuvor spielte er für den Erstligisten SV Ludwigsburg – bis zu dessen Insolvenz Anfang des Jahres. „Er ist schnell und explosiv und war bei Ludwigsburg der beste Spieler der Saison“, beschreibt Milojkovic den 24-jährigen Spanier, der für die rechte Seite eingeplant ist. Ebenfalls Teil des abgestürzten Lokalrivalen war Konstantinos Sopiadis, der im Anschluss beim SC Neustadt anheuerte. Der langjährige Erstligaspieler bringe eine neue Dimension ins Spiel der Cannstatter, urteilt sein jetziger Trainer: „Er ist ein erfahrener Center, kann aber auch als Centerverteidiger spielen. Ein sehr variabler Spieler.“ Verkraften muss das Team indes den Abgang von Routinier Alexander Wottschel, den es berufsbedingt ins Ausland zieht.

Mit Blick auf die neue Saison ist sich Milojkovic sicher: „Die ersten drei Plätze sind reserviert, aber dahinter kann jeder jeden schlagen.“ Lediglich die Konkurrenten Waspo Hannover, ASC Duisburg und Spandau scheinen außer Reichweite. Insgesamt gehen acht Mannschaften in der neuen Bundesliga an den Start. Gespielt wird zunächst bis 21. März in einer Hauptrunde mit Hin- und Rückserie. Dann folgen Play-off-Spiele um die deutsche Meisterschaft sowie Platzierungspartien. Der Teilnehmer, der am schlechtesten abschneidet, steigt direkt ab, für den Vorletzten geht es in die Relegation. Bei den Cannstattern lautet das Ziel Klassenverbleib. Milojkovic weiß aber auch: „Wir sind eine junge Mannschaft, die sich sehr schnell verbessert.“

Unter Beweis gestellt hat der Aufsteiger seine Ligatauglichkeit bereits vor eineinhalb Wochen im Testspiel just gegen den jetzigen Auftaktgegner White Sharks Hannover. „Wir sind auf demselben Level und haben das Zeug, sie zu schlagen“, sagt Milojkovic.

Wissenswertes vor Saisonstart

Zugänge:
Sergio Prieto Hernandez (Duisburger SV 98), Konstantinos Sopiadis (SC Neustadt), Dimitrij Vasilev (Post SV Nürnberg).

Abgänge:
Alexander Wottschel (berufsbedingter Umzug ins Ausland).

Kader:
Tor: Samuel Lawrence, Florian Pirzer, Max Vernet Schweimer, Boris Tepic; Centerverteidiger: Lennart Löscher, Tobias Scherrieble, Mika Schneider; linke Seite: Philipp Hartmann, Tim Kraut, Lino Molnar, Vanja Momirski, Fynn Rixen, Niclas Tic, Liam Wachner, Marko Zemun; rechte Seite: Fabio De Marco, Sergio Prieto Hernandez, Filip Huskic, Hannes Rogge, Veljko Stanimirovic, Dimitrij Vasilev; Center: Nikolaos-Emmanouil Patsiaouridis, Vanja Pletikosic, Konstantinos Sopiadis.

Trainer:
Djordje Milojkovic (seit März 2023).

Spielstätte:
Sportbad Neckarpark, Lenore-Volz-Straße 2, 70372 Stuttgart

Saisonziel:
Klassenverbleib (Platzierung in der vergangenen Saison: 1. in der Bundesliga-B-Gruppe).

Meisterschaftstipp:
Waspo Hannover.