Die Catfishing-Masche ist die Täuschung von Personen durch eine gefälschte Online-Identität. Bedeutung, Motive und Tipps zum Schutz im Überblick. Foto: Pixel-Shot / Shutterstock.com

Der aus dem Englischen eingedeutschte Begriff „Catfishing“ klingt harmlos, ist aber eine schwere Täuschung von Personen durch eine gefälschte Online-Identität. Wir verraten Ihnen, was genau ein „Catfish“ ist und wie Sie sich am besten schützen können.

Inhalt:

Im Internet ist es leicht, in eine andere Rolle. Ein Vorteil der Anonymität ist es, dass Menschen über Dinge sprechen können, über die sie sich unter ihrem richtigen Namen nie äußern würden. Der Nachteil ist wiederum, dass andere Menschen so auch leicht getäuscht werden können. Besonders gravierend ist dies, wenn es sich bei dem virtuelle Gegenüber um einen Catfish handelt.

Was ist Catfishing?

Jeder kennt Fake-Profile in sozialen Medien oder hat schon einmal davon gehört. Profile mit falschen, meist gestohlenen Bildern und Informationen, welche die wahre Identität des Nutzers nicht preisgeben.

Ein Catfish ist eine Person, die für ihr Fake-Profil besonders viel Aufwand auf sich nimmt und dadurch schwer zu identifizieren ist. Anders als zum Beispiel bei einem einfachen Fake-Profil auf Tinder mit nur einem gestohlenen Bild und maximal knappen Inhalten baut ein Catfish um sein Fake-Profil in den sozialen Netzwerken oft eine eigene Welt aus Täuschungen auf. Nicht selten werden auch aufwendige Inhalte oder sogar weitere Fake-Profile erstellt, um die eigenen Freundeslisten zu vergrößern, damit das Profil so real wie möglich erscheint.

- Woher kommt der Begriff?

Der moderne Begriff "Catfishing" stammt aus dem Dokumentationsfilm "Catfish" aus dem Jahr 2010 von Henry Joost und Ariel Schulman. Die Dokumentation handelt von Nev Schulman, der Opfer einer Catfishing-Begegnung wird. Eine Person aus dem Film (ohne zu spoilern) beschreibt den Begriff Catfish (zu Deutsch Wels) mit der Geschichte, dass früher Welse beim Fischfang mit in die Tanks von Kabeljau gegeben wurden, um diese durch den ausgelösten Stress aktiv zu halten und so die Qualität der Fische sicherzustellen, da diese auf den langen Fahrten sonst blass und lethargisch wurden.

Auch interessant: Was bedeutet "woke" und wofür steht "wokeness"?

- Catfish - Die Dokumentation

Der Begriff wird kritisiert, zu positiv interpretiert zu werden, da ein Catfish in der Metapher im Grunde etwas Gutes tut, indem er durch Dankbarkeit und Achtsamkeit Qualität in das Online-Leben anderer Menschen bringt. Schwere Schicksale werden jedoch ausgeblendet.

Nev begegnet seinem Catfish in der Dokumentation zudem mit viel Empathie und Verständnis, was sicherlich auch ein Grund für die tiefen Einblicke in das reale Leben der Person hinter dem Fake-Profil sein mag, aber nicht den Schaden widerspiegelt, den Catfishing auch in der Realität anrichten kann, beispielsweise durch Erpressung mit intimen Informationen.

Umgangssprachlich wurde früher auch der Begriff "Realfake" (1) verwendet, welcher virtuelle Fake-Identitäten beschreibt, die so aufwendig gestaltet sind, dass diese nicht mehr von realen zu unterscheiden sind. Der Begriff "Catfishing" wurde durch den Dokumentarfilm 2010 so populär, dass dieser auch in den kommenden Jahren von Medien für populäre Vorfälle (2) genutzt wurde und heute so auch in Wörterbüchern zu finden ist (3), wodurch er sich gegen den Begriff "Realfakes" mit der Zeit durchgesetzt hat.

Was sind die Motive von einem Catfish?

Catfishing hat viele Gesichter und genauso bunt sind auch die Motive der Personen hinter den Fake-Profilen. Eine Rolle spielt dabei vor allem der Online-Enthemmungseffekt (4,5), der einen Verlust der Selbstbeherrschung sowie eine Distanzierung von den eigenen Moralvorstellungen und der Persönlichkeit durch die besondere Kommunikation im Internet beschreibt.

Dieser Effekt kann zwar bei manchen Menschen positive Eigenschaften wie Empathie verstärken, allerdings kann sich dies auch in die andere Richtung (6) entwickeln und Dinge wie Sarkasmus, Respektlosigkeit oder Cyber-Mobbing verstärken. Grund für eine Enthemmung ist vor allem das Fehlen des Nonverbalen durch die schriftliche Kommunikation. Zusätzlich fördert die Anonymität durch die Verwendung eines Pseudonyms (Fake-Name) eine Loslösung von Moral und Persönlichkeit. Ein Avatar (Fake-Bilder) verstärkt diesen Effekt. Wie sich der Enthemmungseffekt auswirkt, ist letzten Endes auch charakterabhängig (7)

1. Eine romantische Onlinebeziehung herstellen

Ein Großteil der Catfishing-Begegnungen im Internet haben das Ziel, eine romantische Beziehung zum Opfer herzustellen. Ein sogenannter Romance-Scam kann finanziell motiviert, aber auch "nur" ein virtuelles Abenteuer für die Person hinter dem Fake-Profil sein. Auch Missbrauchsabsichten (Child Grooming) können eine Absicht sein.

Eine extreme Form der finanziellen Motivation beim Catfishing sind Fake-Profile auf Dating-Portalen, die sogar von den Portalen selbst organisiert werden. Hier wechseln sich bezahlte Chatschreiber*innen sogar in der Kommunikation mit den Opfern ab, während diese gegen Bezahlung weiter mit den Catfishs schreiben "dürfen" und eigentlich keine Ahnung von der/den echten Personen hinter dem Fake-Profil haben. Das Team von STRG_F hat dazu eine interessante zweiteilige Kurzdokumentation erstellt:

- STRG_F: Undercover als Chatschreiberin

Hier geht es zum zweiten Teil:
 >>> STRG_F - Betrug in Love-Chats (Teil 2): Opfer packen aus

Eine Liste mit 187 bekannten Online-Dating Portalen, die Fake-Profile von Mitarbeitern steuern lassen, hat die Verbraucherzentrale hier erstellt.

Lese-Tipp: Tinder Verifizierung - Alles zur neuen Nutzer-Verifizierung

2. Mobbing oder Erpressung

Ein weiteres Motiv von einem Catfish kann es auch sein, sich schlicht über das Opfer lustig zu machen. So ist vor allem beim Cyber-Mobbing der Diebstahl von virtuellen Identitäten gängig, um in fremden Namen Beleidigungen auszutauschen. Wie alltäglich Cyber-Mobbing unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist, offenbarte eine Umfrage der Techniker Krankenkasse. Diese zeigt, dass fast jeder fünfte Jugendliche Opfer von Cyber-Mobbing ist. Dass Cyber-Mobbing nicht nur unter Jugendlichen, sondern auch unter Erwachsenen stattfindet, zeigt eine Umfrage des Bundesamtes für Sicherheit und Informationstechnik (BSI). Cyber-Mobbing ist also keine Kindersache.

Erpressung ist ebenfalls ein häufiges Motiv beim Catfishing. Dann sind vor allem sensible Daten bzw. intime Informationen die Hauptmotivation des Täters.

Lesen Sie auch: Was ist Pretexting? - Alles über den Informationsdiebstahl

3. Bestätigung und/oder Mitgefühl

Eine falsche Identität anzunehmen kann für den Catfish auch ein Mittel sein, um an Bestätigung oder Mitgefühl zu kommen, welche im realen Leben vielleicht fehlen. Mit dem entsprechenden Profil ist jeder Mensch attraktiv und bewunderns- bzw. liebenswert. Geschichten lassen sich so lange zu Recht biegen und neu ausprobieren, bis irgendwo im Netz die ersehnte Bestätigung und das Mitgefühl kommen.

4. Kontrolle, Nähe oder Rache am Ex-Partner

Fehlt das Vertrauen in der Partnerschaft, kann Catfishing für die Person auch ein Weg zur Kontrolle des Partners sein, indem ein Fake-Profil mit gestohlenen Bildern zum Beispiel auf Dating-Plattformen verwendet und sich auf die Suche nach dem Partner gemacht wird. Auch auf den sozialen Medien kann versucht werden, den Partner zu "testen", indem ein Flirt oder ein Affäre angestoßen wird. Bei Ex-Partnern, die eine Trennung nicht verarbeitet haben oder sich sehr verletzt fühlen, kann Rache oder Nähe ein Motiv für Catfishing sein.

5. Machtgefühl

Wer eine emotionale Bindung eingeht und dabei mit den Gefühlen des anderen Menschen spielt, den kann auch das schlichte Machtgefühl motivieren. Die größte Gefahr ist dann die Manipulation.

Ist Catfishing strafbar?

Ob Catfishing strafbar ist, kann nur individuell beurteilt werden. Prinzipiell ist es nicht strafbar, sich im Internet als jemand anderes auszugeben. Die Strafbarkeit von Catfishing richtet sich somit also nach dem Schaden. Sprich, wenn es zu spät ist. Strafbar sind dann zum Beispiel Erpressung, strafrechtlich relevante Hasspostings und Scamming (das Erschleichen von Geld). Sollte Sie eine Person kontaktieren, nachdem Sie den Kontakt abgebrochen haben, kann das Verhalten unter bestimmten Umständen auch als Nachstellung (Stalking) gesehen werden.

So schützt man sich vor Catfishing: 5 Tipps

Prinzipiell sollte man im Internet niemals sensible Informationen, sei es in Form von Bildern oder von vertraulichen Informationen über sich an andere Menschen weitergeben. Menschen mit guten Absichten werden das verstehen. Sollten Sie Zweifel an der Echtheit einer Online-Bekanntschaft haben, können folgende Tipps Erkenntnisse geben und helfen:

1. Der Kontakt meidet ein persönliches Treffen

Ein Catfish wird ein persönliches Treffen meiden, um seine wahre Identität zu wahren. Bestehen Sie auf ein Videotelefonat, um zu sehen, mit wem Sie Kontakt haben. Sollte ein einfaches Videotelefonat aufgrund von ständigen Ausreden wiederholt nicht möglich sein, sollten Sie den Kontakt abbrechen.

2. Das Profil lässt keine Rückschlüsse zu

Catfishing-Profile oder Realfakes sind oft sehr makellose Profile, die wenig "Ecken und Kanten" haben. Ist ein Charakter "zu schön, um wahr zu sein" oder lassen die Informationen nur einen sehr schwammigen bis keinen Rückschluss auf eine individuelle Person zu (Adresse, Telefonnummer, Arbeitgeber, Freunde, einzigartige Interessen, usw.), kann Catfishing nicht ausgeschlossen werden.

3. Google Bilder-Suche

Nicht selten handelt es sich bei den Bildern von Fake-Profilen um öffentliche Personen (Stockmodels oder Personen, die in anderen Ländern bekannt sind). Prüfen Sie einen eventuellen Fotodiebstahl mit der Bilder-Suche von Google. Öffnen Sie dazu die Suchmaschine und klicken Sie auf "Bilder". Nun können Sie die Bilddatei einfach in die Suchleiste ziehen und das Internet durchsuchen.

4. Der Kontakt bittet Sie um Gefallen

Niemals sollten Sie einem Menschen, den Sie nicht aus dem realen Leben kennen, einen Gefallen tun und auf Forderungen eingehen. Seien es Informationen, mit denen Sie sich erpressbar machen, sensible Daten wie Passwörter und gar einen finanziellen Gefallen. Scamming bei virtuellen Bekanntschaften hat viele Gesichter (8). Forderungen an ihr Opfer vereint allerdings einen Großteil von ihnen.

5. Unstimmigkeiten hinterfragen

Sein Sie skeptisch und hinterfragen Sie Dinge, die in den Erzählungen ihres Kontaktes unstimmig sind. Aus Höflichkeit sieht man bei neuen Bekannten oft über kleine Ungereimtheiten in den Erzählungen hinweg. In der Online-Welt sollten Sie dies nicht tun und fehlende Zusammenhänge hinterfragen.