Heizen mit der Wärmepumpe im Garten oder mit Fernwärme aus dem Kraftwerk Gaisburg? Bei den Kosten für den Verbraucher ist die Wärmepumpe meist im Vorteil. Foto: dpa/Daniel Reinhardt sowie EnBW

Welche Heizung kostet wie viel? Die EnBW hat für uns die Betriebskosten für ein Mehrparteienhaus durchgerechnet. Eine Heizart hat die Nase vorn.

Wenn Menschen die Wahl haben zwischen Wärmepumpe und Fernwärme, dann entscheiden sie sich oft für: Gas. Tatsächlich waren auch im vergangenen Jahr mit 58 Prozent Gasgeräte die meistverkaufte Heizungsart. Wer tendenziell klimafreundlich heizen will, kommt langfristig aber um eine Wärmepumpe oder um Fern- oder Nahwärme nicht herum.

 

Gegenüber der Fernwärme schneidet die Wärmepumpe fast immer am geldbeutelfreundlichsten ab, oft auch gegenüber einer Gasheizung. Und zwar langfristig sogar dann, wenn man die Anfangsinvestition hinzuzählt. Je nach Gerät kostet eine Wärmepumpe zwischen 15 000 und 30 000 Euro, hinzu kommen noch Kosten für die Installation oder die Entsorgung der alten Öltanks. Derzeit gibt es aber hohe Bundeszuschüsse, auch wenn der Kanzler in spe Friedrich Merz weiter offen lässt, wie radikal er das Heizungsgesetz ändern will.

Anschluss ans Fernwärmenetz kann viele zehntausend Euro kosten

Aber auch ein Fernwärmeanschluss ist bei Weitem nicht umsonst – diese Kosten unterschätzen Verbraucher in der Regel stark. Die Beträge sind sehr individuell und hängen laut Helen Schneider von der EnBW vor allem davon ab, wie stark eine Straße schon mit Leitungen belegt ist und wie viele Gebäude auf einmal angeschlossen werden können. Aber 50 000 Euro sind nicht unüblich, hinzu kommen rund 17 000 Euro für einen Wärmetauscher und einen Warmwasserspeicher im Haus. Auch hier gibt es Zuschüsse.

In Feuerbach wird das Fernwärmenetz erweitert. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Für Besitzer von Einfamilienhäusern rechne sich Fernwärme jedoch fast nie, sagt Malte Sell, der bei der EnBW für den Vertrieb Fernwärme zuständig ist. In Mehrfamilienhäusern könnten sich die Haushalte die Kosten aufteilen – dann liegen die Kosten bei 5000 bis 10 000 Euro pro Partei. Bei einer Gesamtkostenrechnung wäre auch zu berücksichtigen, dass es bei Fernwärme fast keine Wartungskosten gibt und dass ein solcher Anschluss auch gerne mal 50 Jahre in Betrieb bleiben kann.

Im günstigen Fall hat man bei der Fernwärme also einen Kostenvorteil von vielleicht 10 000 Euro bei der Anfangsinvestition. Da die Betriebskosten aber bei der Wärmepumpe teils deutlich geringer sind, dürfte sie sich nach einigen Jahren – je nach Vergleich zwischen zehn und 20 Jahren – rentiert haben. Für eine Gasheizung, die rund 10 000 Euro kostet, gilt im Prinzip das Gleiche. Zumal auch dort Anschlusskosten hinzukommen können. Da jeder Fall anders gelagert ist, ist eine Beratung durch einen Energieberater unbedingt zu empfehlen.

Die EnBW hat die Betriebskosten nun einmal für unsere Redaktion durchgerechnet, jeweils inklusive Wirkungsverlusten und Wartung und auf der Basis Stuttgarter Preise. Zugrundegelegt ist ein Haus mit zehn Wohnungen. Danach zahlt jede Partei im Haus bei der Fernwärme rund 2080 Euro pro Jahr, bei der Wärmepumpe sind es nur etwa 1000 Euro (allerdings ohne Wartung). Hier spielt die Wärmepumpe ihren großen Vorteil aus, nämlich dass sie aus einer Kilowattstunde Strom drei bis vier Kilowattstunden Wärme machen kann. Bei einer Gasheizung würde jeder Haushalt rund 2100 Euro bezahlen, bei Öl trotz hoher Kosten von derzeit rund einem Euro pro Liter etwa 1800 Euro.

Andere Rechnungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Laut dem Heizspiegel von CO2online, einer gemeinnützigen Beratungsgesellschaft für Klimaschutz, lagen die jährlichen Betriebskosten für eine Wärmepumpe für eine 70 Quadratmeter große Wohnung zuletzt bei 950 Euro, für Fernwärme bei 1100 Euro, für Öl bei 1140 Euro und für Erdgas bei 1330 Euro. Etwas ältere Vergleiche zwischen Wärmepumpe und Gasheizung, wie vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme oder vom Prognos-Institut im Auftrag des WWF, sehen die Wärmepumpe in puncto Kosten ebenfalls vorne.

Andreas Köhler, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, betont deshalb auch: „Wenn die Wärmepumpe gut gemacht ist, ist sie günstiger.“ Thabo von Roman, Energieberater beim Stuttgarter „Zukunft Altbau“, zieht ein ähnliches Fazit: „Eigentümer sind mit der aktuellen Förderung von Bund und Stadt Stuttgart langfristig mit einer Wärmepumpe glücklicher.“ Dies gelte umso mehr, wenn man sie mit einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach kombiniere. Aus seinen Beratungsgesprächen wisse er zudem, dass viele Menschen Fernwärme grundsätzlich skeptisch sähen, weil man dabei in eine Abhängigkeit von einem Versorger gerate und nicht wechseln könne.

Energiepreise sind noch 31 Prozent höher als 2021

Durch den Ukrainekrieg sind die Heizkosten stark angestiegen, egal ob die Heizung mit Gas, Öl oder Strom angetrieben wird. Trotz jüngster Rückgänge seien die Energiepreise noch immer 31 Prozent höher als 2021, urteilte das Verbraucherportal Verivox im Februar. So schossen die Fernwärmepreise in Baden-Württemberg von 2022 auf 2023 laut einem Bericht des Umweltministeriums teilweise auf bis auf das Doppelte in die Höhe. Die Strompreise verteuerten sich bis 2023 im Schnitt um ein Drittel.

Seit Jahresanfang 2024 seien die Preise in Stuttgart aber wieder um acht Prozent gesunken, betont Helen Schneider von der EnBW. Insgesamt liegt Stuttgart bei den Fernwärmepreisen in Deutschland im Mittelfeld. Derzeit befindet sich der Mischpreis (darin sind Grundpreise anteilig schon enthalten) für Fernwärme in Stuttgart gemäß der Preistransparenzplattform Fernwärme bei 17,04 Cent pro Kilowattstunde für einen Beispielhaushalt im Mehrfamilienhaus. Esslingen, Ludwigsburg oder Tübingen sind leicht teurer. Günstig im Südwesten ist etwa Mannheim mit 13,52 Cent, am teuersten ist ein Teilnetz in Bretten mit 27,95 Cent.

In Stuttgart und in vielen anderen Städten wird aber noch hart daran gearbeitet, die Fernwärme grün zu machen. Derzeit stammen in Stuttgart nur etwa 25 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Quellen, der größte Teil wird noch mit Gas und Kohle erzeugt; der Umbau zu Gas ist aber auch an den Kraftwerken Münster und Altbach in vollem Gang. Peter Hennig, Experte bei CO2online, resümiert deshalb, dass Fernwärme und Wärmepumpe sich zwar preislich auch die Waage halten könnten. Aber: „Wer die Möglichkeit hat, eine Wärmepumpe zu nutzen, sollte nicht auf die Ökologisierung klassischer Fernwärmesysteme warten, die auf fossilen Brennstoffen basieren.“ Neue Nahwärmenetze dagegen werden auch in Stuttgart in der Regel sofort auf der Basis erneuerbarer Energien errichtet.

Gasheizungen weiter vorn

Absatz
Im vergangenen Jahr sind laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie bundesweit rund 712000 Heizungen verkauft worden. Das sind 46 Prozent weniger als 2023, das allerdings ein absolutes Ausnahmejahr war. Viele Menschen haben wegen der stark steigenden Gaspreise, aber auch wegen des neuen Heizungsgesetzes zum 1. Januar 2024 ihr Gerät noch ausgetauscht.

Verteilung
Die Gasheizungen machten 2024 mit knapp 58 Prozent noch immer den größten Teil der Geräte aus. Die Wärmepumpen hatten einen Anteil von 27 Prozent, die Ölheizungen von zwölf Prozent. Der kleine Rest sind Biomasseheizungen, wie etwa eine Pelletheizung. fal