Die jahrhundertealte Tradition der Aleppo-Seife aus Syrien ist seit kurzem Unesco Kulturerbe. Bassam Al Machout importiert sie seit mehr als 20 Jahren nach Stuttgart.
Dass die Unesco die handwerkliche Fertigung der Aleppo-Seife aus Syrien im Dezember auf ihre Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit gesetzt hat, macht Bassam Al Machout überaus glücklich. Seit mehr als 20 Jahren importiert er die weltweit geschätzte Aleppo-Seife, die dank seiner Bemühungen auch in den Jahren des Bürgerkriegs ihren Weg nach Deutschland fand. Von Stuttgart aus vertreibt der gebürtige Syrer sie deutschlandweit und auch ins EU-Ausland.
Weil es sein Geschäft Zhenobya in der Johannesstraße nicht mehr gibt, schlägt Bassam Al Machout das Café Stöckle im Stuttgarter Westen als Treffpunkt vor, um über ihn und seine Seifen zu sprechen. „Hier gibt es den besten Kuchen“, sagt der 60-Jährige. Und es lässt sich dort gemütlich über das Familiengeschäft sprechen, das er mit seinem Bruder und seinem Sohn betreibt, und mit dem er noch viel vorhat. Er hat sich noch nicht hingesetzt, da klingelt schon sein Telefon. Eine Stuttgarter Physiopraxis möchte Seifen nachbestellen. Neben Privatkunden, die im Onlineshop bestellen, schätzen auch Institutionen, Weltläden und viele Einzelhändler die Naturseifen aus Olivenöl. Auf die Seife gekommen ist er dank seiner deutschen Frau bei einem Besuch in Syrien im Jahr 2002. Sie sei fasziniert gewesen von der arabischen Seifenkultur und fand, man müsse daraus ein Geschäft machen. Also begann er mit 300 Kilogramm Seife. In den folgenden Jahrzehnten wurden es viele Tonnen.
Die klassische Naturseife ist vegan
Was ist aber das Besondere an der Aleppo-Seife außer, dass sie laut Al Machout aus Aleppo kommen muss? Die klassische Naturseife ist vegan, besteht hauptsächlich aus Olivenöl und in unterschiedlichen Konzentrationen aus Lorbeeröl sowie Lauge.
Ihr werden nicht nur hautfreundliche und pflegende Eigenschaften zugeschrieben. Sie wirkt auch antiseptisch und -bakteriell sowie entzündungshemmend, weshalb auch Menschen mit Allergien und Hauterkrankungen auf die Seife aus Aleppo schwören. Und sie ist frei von Sulfaten, Parabenen, Palmöl und jeglichen künstlichen Zusätzen. Daher wird der Allrounder zum Duschen, Haarewaschen, als Bartseife und auch zur Rasur verwendet. Die jahrhundertealte Tradition und die Herstellung der Seifen in Syrien war der Unesco die jüngste Anerkennung wert. Die Fertigung beruht auf traditionellem Wissen und Können, bei dem natürliches, lokal erzeugtes Olivenöl und Lorbeeröl aus wild gesammelten Lorbeeren kombiniert werden. Im Herbst wird das Öl gewonnen, im Winter wird die Seife dann aus Naturlauge und den Ölen hergestellt. Die Masse gießt man auf den Boden der Seifenfabriken und lässt sie abkühlen. Dann wird sie mit Holzschuhen und Rechen bearbeitet und zu Würfeln geschnitten und mit dem Familiennamen gestempelt. Die Würfel trocknen sechs bis neun Monate in Türmen. Das Wissen wird in der Familie weitergegeben.
Das Wissen wird in der Familie weitergegeben
Al Machout hätte gerne eine eigene Seifenfabrik in Syrien
Da in den vergangenen Jahren Bürgerkrieg in Syrien herrschte, sei es nicht immer einfach gewesen, die Seife nach Deutschland zu importieren. Er habe große Verluste erlebt. „Wir haben auch Ware verloren. Eine Fabrik, von der wir kauften, wurde bombardiert. Wir haben aber eine Partnerschaft mit einem Hersteller an der syrischen Grenze, bei dem wir kaufen“, sagt Al Machout. Er versuche, immer genug Seife vorrätig zu haben. „Wir haben auch ein Lager in Gaziantep in der Türkei bei einem Seifenhändler, der für uns traditionelle türkische Seifen kocht und Seifen aus Syrien zwischenlagert. Denn dort herrscht noch Sicherheit.“ Wer nämlich in den Zhenobya Onlineshop schaut, stellt fest, dass neben dem Klassiker auch Aleppo-Seife mit Kaffee oder Schwarzkümmel dort im Angebot sind. Andere Seifen aus Kamel-, Ziegen- oder Eselsmilch oder die Mardin-Seife mit Wildpistazienöl werden in der Türkei hergestellt.
Bassam Al Machout möchte auch diese Seifen bekannt machen und konzentriert sich nur noch auf den Vertrieb. Und zwei Wünsche hat er noch: „Ich möchte irgendwann in Stuttgart selbst Seife kochen.“ Und eine eigene Seifenfabrik in Syrien hätte er auch gern, aber dafür müsse es im Land erst einmal wieder sicher werden.