Alexander Nübel patzte entscheidend, sein Trainer nimmt ihn dennoch in Schutz. Foto: Baumann

Nach dem Fehler zum 1:3 von Torhüter Nübel in Leipzig will Trainer Hoeneß keine Diskussion aufkommen lassen. Er lobt nicht nur den Gesamtauftritt seines Keepers.

Als Torhüter ist man entweder der Held oder der Depp, dazwischen gibt es nichts – so weit die landläufige Meinung zu den Männern zwischen den Pfosten. Davon kann wohl auch Alexander Nübel nach der 1:3-Pleite des VfB Stuttgart in Leipzig ein Lied singen. Denn der Stuttgarter Torhüter zeigte über weite Strecken eine herausragende Leistung, hielt gleich mehrfach Bälle, die in die Kategorie „muss man nicht halten“ einzusortieren waren – doch davon sprach hinterher kaum jemand. Am Ende stand der Nationaltorhüter als derjenige da, der die Partie mit einem groben Schnitzer vorzeitig beendet hatte.

 

Was war passiert? Nübel hatte die Schwaben mit zahlreichen Glanzparaden vor einem frühen Rückstand bewahrt, patzte dann aber beim Stand von 1:2 in der 91. Minute – gerade dann, als der VfB zu einer Schlussoffensive ansetzte, um vielleicht noch einen Punkt zu holen. So konnte der Leipziger Stürmer Romulo in der Nachspielzeit zum Endstand einschieben. „Ich wollte es spielerisch lösen. Das war unnötig – ich muss den Ball lang spielen“, bezog Nübel selbstkritisch nach dem Abpfiff in den Katakomben Stellung.

Sebastian Hoeneß stellt sich vor Alexander Nübel

Sein Trainer stellte sich nach dem Patzer vor seinen Torhüter. „Das 1:3 war bitter für Alex, da er ein Klasse-Spiel gezeigt hat. Wir werden es aber nicht zulassen, dass das hängenbleibt“, sagte der VfB-Coach nach dem Verfolger-Duell der Bundesliga. Kein Wunder, schließlich gehört Nübel zu den aktuell besten Keepern der Liga. Vor der Partie behielt er in 50 Prozent der Spiele eine weiße Weste, kassierte also kein Gegentor. Nun steht Nübel bei immerhin vier weißen Westen in neun Saisonspielen.

Dazu kommen 77,8 Prozent abgewehrte Bälle, insgesamt stellte sich Nübel 36 Schüssen auf sein Tor entgegen. Besonders auffällig: Sein PSxG -Wert liegt bei 11,1. PSxG steht für „Post Shot expected Goals“, Tore, die nach Abschlüssen auf das Gehäuse zu erwarten waren. Nübel hat also mehr Bälle gehalten als er musste, wie in Leipzig gut zu beobachten war.

Nübel überzeugt mit statistischen Topwerten. Foto: Swen Pförtner/dpa

Auch das führt zum Umstand, dass der VfB aktuell die drittbeste Abwehr der Liga stellt – lediglich zehn Gegentore hat man bisher kassiert. Zum Vergleich: Das entspricht einer Gegentorquote pro Spiel von 1,1. In der letzten Saison lag dieser Wert noch bei knapp 1,6. Ein in der Sommerpause klar adressiertes Problemfeld der Stuttgarter, an der deutlichen Verbesserung hat auch der Torhüter seinen Anteil.

Der Keeper legte den Fokus schnell auf die Gesamtsituation, lobte den Auftritt seines Teams: „Man kann viel Gutes aus diesem Spiel ziehen.“ Auch Hoeneß sah einen weiteren Entwicklungsschritt seines Teams, das nach dem Anschlusstreffer des eingewechselten Tiago Tomas (65.) noch auf den Ausgleich hoffen durfte. „Wir haben immer an uns geglaubt, hatten genug, um noch den Punch zu setzen“, meinte Hoeneß nach dem Rückschlag. Für die Schwaben war es nach zuvor fünf Siegen in Serie die erst dritte Saisonniederlage. Mit 18 Zählern bleibt der Pokalsieger aber in der Spitzengruppe der Bundesliga.