Torschütze beim 2:0 gegen Celta Vigo am ersten Spieltag: Bilal El Khannouss Foto: Pressefoto Baumann/Volker Mueller

Auf der Partie am Donnerstag gegen den Tabellenführer der Eredivise liegt eine hohe Bedeutung für den VfB – in mehrfacher Hinsicht.

Druck? Ist im Profisport in einem gewissen Maß ja immer an der Tagesordnung, in jedem Spiel und jedem Wettbewerb. Aber natürlich gibt es Konstellationen, die das Ganze nochmals verstärken und den Zugzwang erhöhen. Der VfB Stuttgart hat damit in dieser Saison schon seine Erfahrungen gemacht. Nach zwei Niederlagen aus den ersten drei Ligaspielen erlebte man eine unruhige Woche, die mit dem wichtigen 2:0-Heimsieg gegen den FC St. Pauli erfolgreich endete. Nun wartet eine Partie, der rein tabellarisch erneut eine hohe Bedeutung zukommt: Wenn am Donnerstag (21 Uhr/RTL) Feyenoord Rotterdam in der Europa League beim VfB gastiert, steht schon früh in dieser internationalen Saison einiges auf dem Spiel.

 

In diese Lage haben sich die Stuttgarter selbst gebracht durch zwei Auswärtsniederlagen beim FC Basel (0:2) und bei Fenerbahce Istanbul (0:1), wobei vor allem erstere in die Kategorie vermeidbar fiel. Die Folge: Mit drei Punkten aus drei Spielen nimmt der VfB Platz 29 von 36 Mannschaften ein – was nach Abschluss der Ligaphase das Aus bedeuten würde. Platz 24 bringt das Ticket für die K.-o.-Phase, wofür in der Vorsaison zehn Punkte nötig waren. Beziehungsweise: elf Punkte, um völlig auf Nummer sicher zu gehen und nicht auf das Torverhältnis angewiesen zu sein.

Feyenoord Rotterdam kommt als Tabellenführer der Eredivise

In dieser Saison braucht es womöglich noch den einen oder anderen zusätzlichen Punkt, da mehr Mannschaften als üblich um die reizvollen Plätze mitspielen. Überraschungsteams wie Viktoria Pilsen oder Ferencvaros Budapest etwa, die schon jetzt jeweils sieben Punkte auf dem Konto haben. Im Extremfall könnten damit zwölf Punkte für das Weiterkommen nötig sein, die in sämtlichen Modellen und Hochrechnungen reichen. Was für den VfB wiederum bedeutet: drei Siege aus den verbleibenden fünf Spielen.

Bei Fenerbahce Istanbul gab es für Maximilian Mittelstädt und den VfB eine knappe 0:1-Niederlage. Foto: Baumann / Michael Treutner

Dass das möglich ist, steht außer Frage. Es warten noch auf dem Papier schwächer eingeschätzte Teams wie Maccabi Tel Aviv und die Young Boys Bern sowie auswärts der niederländische Tabellenelfte Go Ahead Eagles. Aber: Gerade die Eagles haben ihre Qualitäten als aufmüpfiger Außenseiter in dieser Saison schon unter Beweis gestellt und zuletzt vor heimischem Publikum das Premier-League-Team Aston Villa mit 2:1 besiegt.

Beim VfB will man sich deshalb nicht auf den Spielplan verlassen und das Punktekonto schon an diesem Donnerstag gegen das formstarke Feyenoord, seines Zeichens Tabellenführer der Eredivise, aufbessern. „Es ist ja ganz klar“, sagt der Stuttgarter Sportvorstand Fabian Wohlgemuth, „dass wir jetzt nach zwei Niederlagen punkten wollen. Und das ist auch zu Hause machbar.“ Die Heimstärke bildet derzeit in der Tat einen relevanten Faktor, vor eigenem Publikum gewann der VfB zuletzt fünf Pflichtspiele in Serie. Nun soll Nummer sechs folgen.

Sebastian Hoeneß: „Wir wollen mehr Punkte holen im Schnitt als bisher“

Fleißiges Punktesammeln wird dabei in der Europa League in mehrfacher Hinsicht honoriert. Zwar ist Platz 24 fraglos der bedeutendste, der über Weiterkommen und Ausscheiden entscheidet. Aber auch weitere Tabellenplätze haben ihre Relevanz. Die Mannschaften auf Rang 16 oder besser erhalten im Rückspiel der Play-offs Heimrecht, die Teams auf Rang 8 oder besser qualifizieren sich direkt für das Achtelfinale im März 2026 – und ersparen sich die Play-offs und damit zwei kräftezehrende englische Wochen im Februar.

Zudem zählt in finanzieller Hinsicht jedes Ergebnis. Der europäische Fußballverband Uefa schüttet für einen Sieg in der Ligaphase 450 000 Euro aus, darüber hinaus Platzierungsprämien für die Mannschaften auf den Plätzen 1 bis 8 (600 000 Euro) und 9 bis 16 (300 000 Euro). Zu guter Letzt garantiert jeder einzelne Platz, den eine Mannschaft in der Abschlusstabelle klettert, zusätzliche 75 000 Euro. Der Tabellenletzte erhält also ebendiese Summe, der Vorletzte 150 000 Euro – und so weiter.

Für die Mannschaft sind diese Zahlenspiele fürs Erste nachrangig, der Fokus liegt einzig auf der sportlichen Aufgabe – die man trotz der kniffligen tabellarischen Lage mit Zuversicht angeht. „Wir sind noch beim dritten Spieltag, abgerechnet wird nach acht“, hatte Trainer Sebastian Hoeneß nach dem jüngsten Europa-League-Spiel in Istanbul betont, „da wollen wir mehr Punkte holen im Schnitt als bisher. Ich bin überzeugt, dass wir das auch schaffen.“ Auch beim Sportvorstand macht sich keine Unruhe breit. „Der Druck“, sagt Fabian Wohlgemuth, „wird eher von außen reingebracht. Ich spüre keinen.“ Und: Bewiesen hat der VfB in dieser Saison gegen den FC St. Pauli ja schon, dass er mit solchen Situationen umgehen kann.