Nach drei Niederlagen in Folge hat der VfB Stuttgart gegen den FC Augsburg nicht brilliert – und steht dennoch in Halbfinale des DFB-Pokals. Was war entscheidend? Unsere Analyse.
Es hätte noch eine Chance für den VfB sein können. Doch der Freistoß an der Grenze des Stuttgarter Strafraums wurde nicht mehr ausgeführt. Der Schiedsrichter Sascha Stegemann pfiff ab – was den Spielern des VfB Stuttgart viel lieber war als diese eine letzte Möglichkeit auf ein weiteres Tor. Und dem Trainer sowieso.
Als er den Pfiff, der das Ende dieses Viertelfinalspiels im DFB-Pokal bedeutete, hörte, gab es kein halten mehr für Sebastian Hoeneß. Er ballte die Fäuste, sprintete auf den Rasen, herzte die Spieler und jubelte vor der Cannstatter Kurve. Erleichterung, Glücksgefühle, Emotionen – alles war da dabei – denn sein Team hatte einer schwierigen Phase getrotzt, ein kniffliges Spiel knapp gewonnen. Und vor allem: Das Ticket für das Halbfinale im DFB-Pokal gelöst.
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, skandierten die Fans und hielten das Plakat mit dem Wort „Finale“ in die Höhe. Der Traum vom Endspiel lebt also weiter, „das ist ein Riesenerfolg für den Club“, freute sich Hoeneß. Er gab aber auch zu: „Es war ein hartes Stück Arbeit.“
Der Coach hatte sein munteres Wechselspiel der vergangenen Tag weiter getrieben und seine Mannschaft gegenüber dem 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach auf fünf Positionen verändert. Teils notgedrungen, da Nick Woltemade wie Josha Vagnoman krank fehlte, Ameen Al-Dakhil eine Oberschenkelzerrung plagt und Anthony Rouault am Montag zu Stade Rennes gewechselt ist. Teils aber auch formbedingt. So fehlte Enzo Millot in der Startformation. Stattdessen durften Deniz Undav und Ermedin Demirovic mal wieder als Duo von Beginn an ran. Einem Offensivspektakel glich das Stuttgarter Spiel zunächst jedoch ganz und gar nicht.
Der VfB überließ – ganz untypisch – erst einmal den Gästen aus Augsburg die Initiative. Das war Teil des Plans, aber durchaus auch der Verunsicherung geschuldet, die die vergangenen drei Partien ausgelöst haben. 0:2, 1:4, 1:2 hieß es zuletzt, das große Selbstvertrauen scheint wie weggeblasen.
Das war dem VfB in diesem „wichtigen Spiel“ (Hoeneß) anzumerken. Wenig Mut nach vorne, unsaubere Pässe, dadurch ein stockendes Kombinationsspiel. Von der gewohnten Selbstverständlichkeit im VfB-Auftreten war wenig zu sehen – und es dauerte bis zur 26. Minute, ehe Deniz Undav die erste Stuttgarter Torchance hatte. Er scheiterte am Gästekeeper Nediljko Labrovic. Aber: Sein Team bekam ein bisschen mehr Kontrolle über das Geschehen, erhöhte nun den Druck auf das Augsburger Tor. Und das zahlte sich schnell aus.
Die Erleichterung nach dem 1:0 ist groß
In der 30. Minute war der lange Ball auf Chris Führich zwar zu ungenau. Als der Augsburger Ogochukwu Onyeka den Ball nach vorne schlagen wollte, war aber Deniz Undav zur Stelle, blockte den Pass – und lief gleich wieder in Position. Dort fand ihn Ermedin Demirovic („Das Spiel hat uns alles abverlangt“), der den Ball stark verarbeitet hatte und nun seinen Sturmkollegen mustergültig bediente. Undav schob ein – und die Erleichterung war schier mit Händen zu greifen.
Der VfB blieb nun dran, Chris Führich traf den Außenpfosten, auch nach der Pause hatten die Gastgeber gleich eine gute Phase. Dann aber wurde der FCA wieder unangenehmer, der Coach Jess Thorup wechselte offensiv – und der VfB hatte gleich wieder etwas mehr Probleme, Kontrolle über das Spiel zu behalten. So blieb es eine eher zerfahrene Partie, in der es die Stuttgarter aber schafften, körperlich dagegen- und die Augsburger meist wegzuhalten vom eigenen Tor. „Heute war es wichtig, dagegenzuhalten“, sagte Deniz Undav. Lediglich mit einem Fernschuss durch Mert Kömür war der FCA gefährlich, aber Alexander Nübel im VfB-Tor parierte in der 71. Minute stark.
Doch es blieb ein riskantes Spiel, die Augsburger drängten stärker in den Stuttgarter Strafraum, eigene Chancen blieben Mangelware beim VfB. Aber: Am Ende stand das, was eben wichtig ist in einem Pokalspiel. „Es zählt das Weiterkommen“, sagte Undav, der einige „leichtsinnige Fehler“ zugab, aber froh war, wieder getroffen zu haben. Weitere 3,35 Millionen Euro ist dieser Einzug ins Halbfinale übrigens auch wert.
Wie vor zwei Jahren hat der VfB nun wieder die Chance, ins Endspiel einzuziehen. Seinerzeit reichte es nicht – 2:3 gegen Eintracht Frankfurt. Der diesjährige Gegner wird den Stuttgartern am 2. März zugelost.