Der VfB Stuttgart kommt in Kiel – wie hier Nick Woltemade – nicht richtig in die Gänge. Foto: Baumann/Julia Rahn

Der Bundesligist kommt im hohen Norden über ein 2:2 nicht hinaus. Dabei gefällt die Mannschaft von Sebastian Hoeneß erst in Unterzahl. Doch das ist nicht das einzige Problem.

Die Zeichen standen auf Angriff. Jedenfalls in der Halbzeit. Denn Sebastian Hoeneß ließ in Ermedin Demirovic und Jacob Bruun Larsen gleich zwei Offensivspieler sich intensiv warmlaufen. Nach wenigen Minuten in der Kabine. Damit war klar: Es wird personelle Wechsel beim VfB Stuttgart geben. Und damit war auch klar: Der Trainer ist mit der Leistung seiner Elf bei Holstein Kiel unzufrieden.

 

Am Ende hieß es im reinen Resultat 2:2 (1:1). „Unter dem Strich war das aber zu wenig für uns“, sagte Hoeneß mit Blick auf die eigenen Ansprüche. Ein Tabellenplatz, der zum Sprung auf die internationale Bühne berechtigt, soll es zum Abschluss der Fußball-Bundesliga für den Vizemeister schon sein. „Unser Auftrag war es, hier dreifach zu punkten. Das haben wir wieder nicht geschafft und man kann diesmal nicht behaupten, dass die Richtung im spielerischen Bereich gestimmt hat“, sagte der Sportvorstand Fabian Wohlgemuth.

Was ist mit Deniz Undav los?

Gegen die TSG Hoffenheim (1:1) und den FC Bayern (1:3) hatte der VfB zumindest im ersten Abschnitt überzeugt. Doch insgesamt hinken die Stuttgarter ihren Ansprüchen weiter hinterher. Trotz Führung im mit 15 034 Zuschauern ausverkauften Holstein-Stadion durch Jamie Leweling, der nach Pass von Enzo Millot wuchtig aus der Luft traf (15.). Denn der Aufsteiger hatte nach einer halben Stunde durch Steven Skrzybski nicht nur ausgeglichen, sondern die Gäste vollends außer Tritt gebracht. Also sollte sich was ändern nach der Pause. Ohne den schwachen Deniz Undav und den mäßigen Chris Führich. Beides Nationalspieler, denen Form und Leichtigkeit fehlt. Aber sie sind im Trikot mit dem Brustring nicht die einzigen.

Hoeneß wollte dann mit Demirovic mehr Körperlichkeit und mit Bruun Larsen mehr Schwung in die Aktionen bringen. Doch nach neun Sekunden war der schöne Plan über den Haufen geworfen. Skrzybskis Heber aus 16 Metern überraschte alle, vor allem den VfB-Torhüter Alexander Nübel. Und nur acht Minuten später folgte der nächste Rückschlag. Leonidas Stergiou hatte erhebliche Probleme mit der Ballkontrolle. Der Stuttgarter verlor die Kugel schließlich an Skrzybski und wusste sich in der Not als letzter Mann nur durch ein Foul zu helfen. Rote Karte für den Rechtsverteidiger. Da hatte der Schiedsrichter Bastian Dankert keine Wahl.

„Wenn man aufs blanke Ergebnis guckt, ist man ein Stück weit enttäuscht. Aber wenn man auf die Leistung guckt, kann man schon stolz sein“, sagte Kiels Doppeltorschütze Skrzybski. Für Hoeneß stellte sich die Situation anders dar. „In Unterzahl schien es ziemlich aussichtslos“, meinte der Trainer. Das VfB-Team straffte sich allerdings und Demirovic gelang schnell der Ausgleich (55.). Ein überlegter Abschluss nach Vorarbeit von Nick Woltemade. „Nach dem Platzverweis habe ich von meiner Mannschaft die Intensität und Energie gesehen, die sie im ersten Abschnitt hat vermissen lassen“, sagte der Trainer. Da der Rest leidenschaftlich verteidigte und Nübel einen Freistoß gut parierte, blieb die Hoffnung auf den Lucky Punch, den glücklichen Volltreffer in Unterzahl. Er gelang nicht und wäre der Stuttgarter Vorstellung auch nicht gerecht geworden. „Die erste Botschaft, die wir mitnehmen, ist, dass wir lange zu wenig in unser Spiel investiert haben“, sagte Wohlgemuth, „die zweite Botschaft ist, dass die Moral stimmt.“

Nur ein Sieg in sieben Ligaspielen

Auf die Tabelle hat das jedoch wenig Auswirkungen. Seit Wochen vergeben die Stuttgarter eine Chance nach der anderen, um sich oben festzusetzen. Oder jetzt: um wieder nach oben zu kommen. Unabhängig davon wie die Konkurrenz spielt, denn auch diese lässt eine gewisse Leistungskonstanz vermissen – und damit Federn. Nur: der VfB profitiert nicht davon, da er aus den vergangenen sieben Ligaspielen nur einen Sieg eingefahren hat, in Dortmund.

Die Wende zum Positiven ist vor vier Wochen aber nicht erfolgt und auch nicht nach dem Ende der zahlreichen englischen Wochen. Der VfB läuft Gefahr, eine Saison der verpassten Gelegenheiten hinzulegen, da es am nächsten Sonntag (19.30 Uhr) gegen Bayer Leverkusen geht. Danach müssen die Stuttgarter nach der Länderspielpause am 29. März bei Eintracht Frankfurt antreten. Spitzenmannschaften. „Das sind zwei schwere Spiele“, sagte Wohlgemuth, der den März zuvor zum richtungsweisenden Monat erklärt hatte.