Der VfB Stuttgart trifft auf Kyoto Sanga – wir stellen den Gegner vor. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Der VfB Stuttgart trifft im Rahmen seiner Japan-Tour auf Kyoto Sanga FC. Wir stellen den Gegner vor.

Testspiele im Rahmen von Trainingslagern oder Marketing-Reisen, wie sie der VfB Stuttgart aktuell in Japan unternimmt, sind immer mit Vorsicht zu genießen. Natürlich spielt zuerst die grundsätzliche Qualität des Gegners eine Rolle, im aktuellen Fall die von Kyoto Sanga. Doch auch der Zeitpunkt der Vorbereitung, die Intensität der Trainingswoche, das Wetter und weitere örtliche Gegebenheiten spielen mit rein. Insofern ist es schwierig vorauszusagen, was den VfB an diesem Sonntag erwartet. Sicher ist nur, dass man sich im Lager der Schwaben mehr Zuschauerinteresse gewünscht hatte. Der Vorverkauf für die Partie lief mehr als schleppend.

Sicher ist auch, auf was für einen Verein der VfB treffen wird. Kyoto Sanga lässt sich ohne Zweifel als Traditionsclub bezeichnen. Vielleicht sogar als der japanische Traditionsclub überhaupt. 1922 gegründet gilt Sanga als der mit Abstand älteste des Landes. Und er weist noch eine Besonderheit auf. Er gründete sich aus einer Lehrer- und Studentengruppe an einer Hochschule heraus und hat nicht, wie sonst in Japan eher üblich, eine Werksmannschafts-Historie. Der Beiname Sanga kommt aus Indien und bedeutet in der buddhistischen Terminologie „Schar“ oder „Gemeinschaft“ – eine Anspielung an die Hochschulvergangenheit der Mannschaft und auch ein Verweis auf die buddhistische Tradition der ehemaligen Kaiserstadt Kyoto, die „Stadt der Tausend Tempel“. Die Vereinsfarbe Violett, die sich auch im Wappen der Präfektur und Stadt Kyoto findet, soll an den ehemals kaiserlichen Status der Stadt erinnern.

Trainer von Kyoto ist Kwi-Jae Cho. Der Südkoreaner, früher selbst Profi, ist aktuell Trainer von Sanga und gilt als Entdecker von Japans Volksheld und Ex-VfB-Kapitän Wataru Endo, den er einst bei Shonan Bellmare trainierte und aus der Jugend zum Profi beförderte. „Ich kenne ihn zwar nicht, aber ich möchte ihm meine allergrößte Anerkennung aussprechen. Auch ich hatte ja noch einige Zeit die Ehre, Wataru zu trainieren. Das hat er ganz hervorragend gemacht!“, lobte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß sein Pendant im Vorfeld.

Kyotos Kader weiß nicht wirklich mit großen Namen aufzuwarten. Im Schnitt 25,4 Jahre alt sind die 31 gelisteten Profis, vier davon sind Legionäre. Neben dem südkoreanischen Torwart spielen drei Brasilianer bei Sanga, zwei davon wurden erst kürzlich von Cruzeiro Belo Horizonte verpflichtet. Die beiden, Abwehrspieler Lucas Oliveira (2 Mio. Marktwert) und Stürmer Rafael Elias (1,8 Mio.), sind die teuersten Spieler im Kader, wenn man den Werten eines bekannten Portals Glauben schenken mag.

Zwei Deutsche wirkten in der Vergangenheit bei Sanga – und zwar als Trainerduo. Gert Engels und Michael Weiß coachten die Mannschaft nach der Jahrtausendwende und konnten sich mit Unterstützung des in Kyoto ansässigen Kyōcera-Konzerns in der Division 1 halten. Auch der Titel im Kaiserpokal sorgte damals für steigende Euphorie und Zuschauerzahlen. Heute ist davon aber nicht mehr viel übrig. Der Club schloss in der Vorsaison als Tabellen-17. ab, die J-League hat 20 Clubs.