A-Liste, B-Liste, Local Players: Die Regularien der Uefa für die europäischen Wettbewerbe stürzt den VfB Stuttgart in die Bredouille. Zu Recht?
Für die Kader-Nominierungen in den europäischen Wettbewerben hat sich die Uefa sogenannte A- und B-Listen ausgedacht. Klingt einfach, entwickelt aber auf den zweiten Blick eine gewisse Komplexität und offenbart auch die Frage nach Sinn und Unsinn der Regelung, die auch den VfB Stuttgart betrifft. Der Pokalsieger startet an diesem Donnerstag (21 Uhr) in die Europa League. Erster Gegner ist Celta Vigo aus Spanien.
Hoeneß muss verletzten Nachwuchsspieler nominieren
Für besagte A- und B-Listen gelten Regeln. Die A-Liste darf maximal 25 Spieler umfassen. Davon müssen mindestens acht im eigenen Verband ausgebildet worden sein, vier wiederum im eigenen Club. Die Uefa spricht von „Local Players“, Einheimischen also. Der Hintergedanke: Durch die Vorgabe soll die Nachwuchsarbeit gefördert werden. Die B-Liste unterstützt diesen Ansatz. Hier dürfen Spieler stehen, die nach dem 1. Januar 2004 geboren wurden und seit mindestens zwei Jahren im Verein spielen. Die B-Liste kann vor jedem Spieltag neu angepasst werden, was freilich nicht ins Unendliche führen wird. Die Kadergröße für die jeweilige Partie darf 23 nicht überschreiten.
Den VfB haben die Regularien der Uefa wie schon im vergangenen Champions-League-Jahr in die Bredouille geführt. Verfügt er doch nicht über genügend „Local Players“ für die Quote der A-Liste. Zumindest nicht über solche, die es aus sportlichen Gründen allein auf die Liste geschafft hätten. Dominik Nothnagel, Alexander Groiß und Thomas Kastanaras tauchen darauf auf. Namen, die so mancher Fan erst einmal nachschlagen muss und die Eingefleischte aus der zweiten Mannschaft in der dritten Liga kennen. Nothnagel und Groiß haben noch keine Minute für die Profis gespielt.
Bei Thomas Kastanaras kommt der bizarre Umstand hinzu: Der Stürmer fällt mit einer Knieverletzung noch lange aus. Und erhielt notgedrungen dennoch den Vorzug vor Spielern wie Justin Diehl, Ameen Al-Dakhil, Leonidas Stergiou, Pascal Stenzel oder Yannik Keitel. Von denen sich allerdings auch einige im Krankenstand befinden.
Dennoch mutet die Kadernominierung kurios an. Weil sie nur sieben statt der acht erforderlichen Eigengewächse zusammenbekommen haben, umfasst die Stuttgarter A-Liste nur 24 statt der erlaubten 25 Spieler. Was Trainer Sebastian Hoeneß dazu veranlasst sah, auf die Vorgaben der Uefa zu schimpfen: „Sie haben es uns erneut schwer gemacht. Doch es bringt nichts, zu lamentieren. Die Regularien sind halt da. Wir müssen danach handeln und Entscheidungen treffen, auch wenn ich sie nicht verstehe.“
Die Frage ist berechtigt, welchen Sinn es ergibt, Spieler rein unter Herkunfts- oder Ausbildungsaspekten zwangszunominieren. Zur Erinnerung: Früher gab es einmal die Regelung, dass maximal drei Ausländer pro Mannschaft spielen dürfen – ehe sie abgeschafft wurde. Und der VfB ist beileibe nicht der einzige Club, bei dem Spieler aus der zweiten oder dritten Reihe auf europäischem Parkett Kaderplätze einnehmen, für die an Spieltagen meist das olympische Motto gelten dürfte: Dabei sein ist alles. So tauchen im Champions-League-Kader der Bayern Cassiano Kiala, Felipe Chavez und Tim Binder auf – ebenfalls allesamt ohne Profi-Erfahrung. Bei den englischen Topclubs fallen der Local-Player-Regelung zahlreiche Stars wie Federico Chiesa (FC Liverpool) oder Raheem Sterling (FC Chelsea) zum Opfer. Sie müssen draußen bleiben.
Vorbild SC Freiburg?
Anderseits lässt sich argumentieren: Gute Jugendarbeit zahlt sich aus. Der SC Freiburg steht vor diesen Problemen nicht. Beim zweiten deutschen Europa-League-Starter gehören sämtliche Nominierten auch tatsächlich dem Profikader an.