Kunst statt Autoverkehr: An der Sophie-Scholl-Schule haben die Kinder die Schulgasse einen Tag lang mit ihrer Malaktion blockiert. Foto: Simon Granville

An den Straßen rund um die Grundschulen wird es für die Kinder oft brenzlig. In Ludwigsburg, Kornwestheim und Marbach wird mit unterschiedlichen Aktionen gegengesteuert.

Beinahe jeden Morgen spielen sich chaotische Szenen ab. Elterntaxis sind an den Schulen im Kreis Ludwigsburg ein gewohntes Bild. Oft verschlimmern sie ohnehin schon unübersichtliche Verkehrssituationen. In den vergangenen Tagen wurde an Grundschulen im Landkreis auf das Problem hingewiesen.

 

Kein Durchkommen gab es am Donnerstag in der Schulgasse an der Sophie-Scholl-Schule in der Innenstadt von Ludwigsburg. Dort nahmen die ersten bis vierten Klassen abwechselnd die Fahrbahn in Beschlag, um mit Kreide bunte Hüpfspiele aufzuzeichnen. Die Aktion geht auf die private Elterninitiative Kidical Mass zurück, die mehr Sicherheit im Umfeld der Grundschule fordert. Ziel sei es, auf die prekäre Verkehrssituation aufmerksam zu machen und Maßnahmen zum Schutz der Kinder anzustoßen. Vertreter der Stadt und des Verkehrsministeriums konnten sich an Ort und Stelle selbst ein Bild machen.

Problem hat sich in Ludwigsburg sogar verschärft

„Durch den Durchfahrtsverkehr und die Elterntaxis ist die Situation in der engen Schulgasse sehr gefährlich“, sagt Kathrin Quast von der Elterninitiative. Seit acht Jahren sei dies bereits ein Thema. In dieser Zeit habe sich das Problem sogar eher verschärft. Die Mutter wünscht sich, dass die Mädchen und Jungen den Weg allein meistern können. Deshalb sei es besser, den Verkehr in der Schulgasse dauerhaft einzuschränken, meint Quast. Sie weiß allerdings auch, dass die rund 400 Schülerinnen und Schüler aus einem größeren Einzugsgebiet kommen. In Fällen, in denen es nötig sei, die Kinder zu bringen, sollten Eltern das Auto im nahen Parkhaus abstellen und nicht bis direkt an die Schule fahren, heißt es seitens der Initiative.

Bunte Hüpfspiele gibt es neuerdings auch an der Grundschule Hoheneck. In der Ostertagstraße werden bislang viele Kinder direkt vor dem Eingang an einer Wendeplatte mit dem Auto abgesetzt, teilt die Stadt Ludwigsburg mit. Vor dem Unterricht wird es dort riskant, wenn kleine Fußgänger auf ein- und ausparkende Fahrzeuge treffen. Stadt und Schule hatten sich daher entschlossen, die direkte Zufahrt zur Schule während der Hol- und Bringzeiten zu sperren.

Haltestellen für Elterntaxis werden meist ignoriert

Zusätzlich wurden drei Haltestelle für Elterntaxis in der Wilhelm-Nagel-Straße, im Rappenauer Weg und im Wildbader Weg eingerichtet. Von dort sollen die Kinder die übrigen Meter zur Schule laufen. Dieses Angebot wurde aber nicht so gut angenommen wie gewünscht. „Um den Schulweg für Kinder attraktiver zu gestalten, hat die Stadt jetzt auf den gesicherten und fußläufigen Wegen zur Grundschule Hoheneck über den Rappenauer Weg farbenfrohe Hüpfspiele angebracht“, schreibt die Stadt. Die Aktion wurde mit Spenden finanziert.

„Zu Fuß zur Schule“ heißt die Aktion in Kornwestheim. Foto: Simon /Granville (Archiv)

Auch an der Silcherschule in Kornwestheim sind Elterntaxis ein Ärgernis. Im vergangenen Jahr hat ein Projektteam eine Online-Petition gestartet, die von fast 800 Personen unterzeichnet wurde. Darin forderten Elternvertreter Zebrastreifen an der Beethoven- und an der Karl-Joos-Straße vor der Silcherschule, weil dort, unter anderem wegen des elterlichen Hol- und Bringservices, reger Verkehr herrscht.

Straßenumbau steht in Kornwestheim bevor

Die städtischen Gremien sind der Idee gefolgt. Die Achse Josef-Sigle-Platz und Beethovenstraße soll zu einer Fahrradstraße mit Zebrastreifen werden. Zwar sind die Pläne noch nicht umgesetzt. Trotzdem ist Schulleiter Harald Bartruff zuversichtlich. „Die Eltern haben einiges erreicht“, meint er. Die Dinge entwickelten sich in eine positive Richtung.

Zudem hat die Schule gerade wieder an der zweiwöchigen Aktion „Zu Fuß zur Schule“ teilgenommen. Klassen, in denen die meisten Kinder gelaufen sind, werden belohnt. Die wiederkehrenden Aktionswochen sollen einen langfristigen Effekt haben, betont Bartruff. Unbelehrbare Eltern könne man auch damit nicht erreichen. „Die überwiegende Mehrheit ist jedoch vernünftig“, sagt der Schulleiter.

Projektgruppe entwickelt weitere Ideen

In Marbach hat es sich seit 2023 ebenfalls eine Projektgruppe zur Aufgabe gemacht, das Problem der Elterntaxis einzudämmen. Besonders morgens gibt es an der Grundschule ein starkes Verkehrsaufkommen, sagt Vera Spillner, Vorsitzende des Elternbeirats. Sie ist Teil der Projektgruppe „Schulweghelden“, die vor allem Erstklässler und deren Eltern in den Fokus nimmt. In mehreren Schritten wurden erste Erfolge erzielt, erklärt Spillner.

Die Routen der Laufgruppen „Bus auf Beinen“, in denen Eltern die Kinder auf einem Stück des Schulwegs begleiten, seien in alle Himmelsrichtungen ausgebaut worden. Mit der Ausgabe von Warnwesten habe man Kindern Lust auf den Fußweg gemacht. Zudem konnten Kinder bei einem Wettbewerb zwischen den Klassen über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen Punkte sammeln, wenn sie die Strecke zur Schule zu Fuß bewältigt haben.

Weitere Aktionen sind geplant. „Das Projekt soll nicht einschlafen“, betont die Elternvertreterin. Das Problem der Elterntaxis werde auch künftig nicht verschwunden sein. „Ich habe aber das Gefühl, dass sich mehr und mehr Kinder den Schulweg allein zutrauen“, sagt Spillner. Die Mädchen und Jungen würden davon enorm profitieren.