Zur Einweihung des Osterbrunnens in Hegnach war auch Oberbürgermeister Sebastian Wolf gekommen. Foto: Sachsenmaier

Im Kreis gibt es 38 Ortsgruppen mit zusammen mehr als 5000 Mitgliedern. Was zeichnet diese Vereine aus, und welche Angebote haben sie?

Vor wenigen Tagen haben die Hegnacher Landfrauen den von ihnen geschmückten Osterbrunnen im Ortskern eingeweiht. Schön ist er wieder geworden. Plastik-Ostereier in kräftigen Farben schmücken ihn und aus Stroh gebundene Osterhasen sitzen davor. Auch ein kleiner Hasenstall ist nachgebaut worden, ein paar Stoffhasen sitzen drin. Kinder finden das natürlich sehr niedlich, ihre Augen strahlen.

 

Die Tradition des Osterbrunnen-Schmückens hat erst vor ein paar Jahrzehnten in Süddeutschland Fuß gefasst. Ursprünglich soll sie aus der Fränkischen Schweiz kommen, die Anfänge waren um 1910. Erst sechs Jahrzehnte später in den 1970er und 1980er Jahren, gab es die ersten Brunnen im Süden der Republik, in Hegnach schmücken die Landfrauen den Osterbrunnen seit 28 Jahren, in Fellbach wurde der Bacchus-Brunnen vor der Neuen Kelter der Weingärtner erstmals 1999 mit immergrünen Girlanden und Ostereiern verziert. Wie eine Krone sitzen die geschmückten Bogen auf dem Brunnen und reichen hinauf bis zur fest installierten Bacchus-Figur. In Hohenacker schmückt ein Team von vier Frauen den Brunnen.

Eine Ortsgruppe in Backnang hat sich sogar neu gegründet

Zwischen Rems und Murr sind in diesen Tagen viele Brunnen in den Ortskernen der Gemeinden farbenfroh und symbolträchtig geschmückt, fast immer von den ortsansässigen Landfrauen-Gruppen im Ehrenamt und ohne Fördermittel aus der Gemeindekasse. Doch was machen diese Vereine eigentlich? So haben sich die Landfrauen im Rems-Murr-Kreis bei ihrer Mitgliederversammlung dieses Jahr in Schwaikheim selbst beschrieben: Landfrauen seien etwas Besonderes und doch Frauen wie Du und ich. „Es sind Frauen, die aufeinander achtgeben und dabei tolerant sind.“ Insgesamt gibt es 38 Ortsgruppen im Rems-Murr-Kreis mit mehr als 5000 Mitgliedern.

In Backnang habe sich Anfang März eine Ortsgruppe wieder neu gegründet, in Berglen zähle die Gruppe über 500 Mitglieder, berichtet Cornelia Olp von den Hegnacher Landfrauen. Sie gehört dem Kreisvorstand Rems-Murr an, dessen Geschäftsführerin seit 2023 Bettina Haag aus Burgstetten ist.

Landfrauen seien gerne kreativ, das gehöre zu den Inhalten ihres Dachverbands, dem Deutschen Landfrauenverband, sagt Haag. Der Verband wurde 1948 gegründet und ist ein bundesweiter Verband „von und für Frauen im ländlichen Raum“. Die Biene ist das Wappentier des Verbandes, sie symbolisiert fleißiges, emsiges Schaffen. Diese Eigenschaften schreibt man den Landfrauen zu, die Fellbacher Ortsgruppe ist ein gutes Beispiel dafür. Ihre Mitglieder backen oft und gerne Kuchen, neulich wieder beim 100-jährigen Jubiläum des Fellbacher Deutschen Roten Kreuzes. Und sie kochen Marmelade, backen Schnitzbrot und nähen Herzkissen für krebskranke Frauen. Andere Ortsgruppen haben andere Schwerpunkte – so ist etwa das traditionelle Weihnachtsgebäck der Schorndorfer Landfrauen legendär, heiß begehrt und jedes Jahr im Nu ausverkauft.

Längst überwiegen bei den Landfrauen die Nicht-Landfrauen. Früher waren hauptsächlich Frauen, die einen direkten Bezug zur Landwirtschaft hatten, Mitglied bei ihnen. Weil das Berufsbild der „Bäuerin“ heutzutage immer seltener ist, finden sich mittlerweile Frauen aus allen Berufen und Altersstufen unter den Landfrauen. „Wir wollen am Gemeinwohl mitarbeiten“, erklärt Bettina Haag, das sei eine „Herzensangelegenheit.“ Der neue aufgestellte Ortsverband Backnang setze seine Schwerpunkte zum Beispiel ganz bewusst bei frauenpolitischen Themen und biete viele kulturelle Veranstaltungen. Hauswirtschaft ist dort kein Thema. Bildungsarbeit kristallisiert sich in vielen Ortsgruppen immer mehr heraus, ohne die Kreativität zu vernachlässigen. Mittlerweile gibt es auch die „Jungen Landfrauen“, zum Beispiel in Murrhardt und Waiblingen-Neustadt.

In diesem Jahr feiern viele Landfrauenvereine ein Jubiläum

Deutschlandweit gibt es rund 12 000 Ortsvereine der Landfrauen. Besonders beliebt sind auch die vielen Sportangebote: Gymnastik unter Anleitung von ausgebildeten Übungsleiterinnen – dazu bietet der Verband seit 1975 spezielle Ausbildungen an. Line-Dance ist sehr gefragt, ebenso wie Nordic Walking und gemeinsame Radtouren, Ausflüge und Vorträge. Für Vorträge können die Ortsvereine auf einen überörtlichen Referenten-Pool zurückgreifen, aber viele organisieren sich auch hier individuell.

Die ersten Landfrauen-Ortsvereine im Rems-Murr-Kreis wurden 1947 gegründet, in Rudersberg und Welzheim. 2025 ist gekennzeichnet von Jubiläen, der Ortsverein Grunbach hat vor wenigen Tagen das 75-jährige Jubiläum gefeiert, in Bittenfeld steht das 70-jährige Jubiläum an.