Das Landgericht Stuttgart verurteilt einen geständigen Mann aus Remseck (Kreis Ludwigsburg) zu knapp vier Jahren Gefängnis. Er hat vor allem den Rems-Murr-Kreis mit Drogen beliefert.
Nach nur vier Verhandlungstagen hat das Landgericht Stuttgart einen Prozess um einen fünf Jahre zurückliegenden Drogenhandel abgeschlossen. Die 7. Große Strafkammer verurteilte einen 54-jährigen Mann aus Remseck für acht Taten aus dem Jahr 2020 zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten und entsprach damit dem Antrag von Verteidiger Martin Stirnweiss. Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Schlussplädoyer viereinhalb Jahre gefordert.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 54-Jährige zwischen Januar und Juni 2020 in sechs Fällen gemeinschaftlichen Cannabis-Handel im Rems-Murr-Kreis betrieben und unerlaubterweise Betäubungsmittel besessen hat. Die Kommunikation lief dabei über den Krypto-Messengerdienst Sky ECC. Der 54-Jährige organisierte die Lieferung von rund 240 Kilogramm Cannabis aus Spanien von unbekannten Hintermännern.
Hohe Vermittlungsprovisionen
Der Angeklagte hatte zwischen einem Landsmann in Rotterdam und einem Bekannten seines Sohnes vermittelt. Mit dem Landsmann war er in Kontakt, auch der Freund seines Sohnes hatte ihn kontaktiert. „Er hatte von beiden Seiten Informationen und hat sich dann breit schlagen lassen beziehungsweise verpflichtet gefühlt, zu vermitteln und zu dolmetschen“, hatte Rechtsanwalt Stirnweis das Verhalten seines Mandanten erklärt. Der 54-Jährige begleitete auch die Anlieferung durch Lastwagen. Dafür erhielt er Vermittlungsprovisionen von insgesamt 23 600 Euro.
Mitte Januar 2020 wurden 32 Kilogramm Cannabis nach Backnang-Waldrems geliefert, Anfang Februar weitere 25 Kilogramm zum Preis von 98 000 Euro. Mitte März wurden dann zwei Lieferungen über 50 Kilogramm nach Remseck-Aldingen bestellt, die Anfang April geliefert wurden. Im Mai war wieder Backnang-Waldrems Ziel einer Lieferung von 35 Kilogramm zum Preis von 158 000 Euro, von denen 15 Kilogramm jedoch von schlechter Qualität waren. Zwei weitere Lieferungen hat der 54-Jährige im Juni 2020 organisiert: 50 Kilogramm Cannabis zum Preis von 151 500 Euro wurden an den Friedhof in Auenwald-Unterbrüden geliefert, weitere 50 Kilogramm zum Preis von 197 000 Euro ins Gewerbegebiet von Backnang-Waldrems.
Angeklagter traut sich Konsum nicht zu
Nicht zuletzt aufgrund des umfangreichen Geständnisses des Angeklagten sah das Gericht auch den zweifachen Besitz von Kokain als erwiesen an. Der 54-Jährige hatte über Rechtsanwalt Stirnweiss erklären lassen, dass er im Jahr 2020 depressiv gewesen sei. Als er gehört habe, dass Kokain in diesem Fall helfe, habe er von dem Bekannten seines Sohnes im September zehn Gramm Kokain bezogen, sich dann aber nicht getraut, es zu konsumieren. Als ein mehrfach behinderter Bekannter deswegen an ihn herangetreten sei, habe er diesem die zehn Gramm zum Einkaufspreis überlassen und auf dessen Bitte im November 2020 noch einmal zehn Gramm Kokain besorgt.
Nach Ansicht der Richter endete die Tätigkeit des Angeklagten als Vermittler aber bereits nach sechs Monaten, da es immer wieder Probleme mit der Menge und der Qualität des aus Spanien gelieferten Cannabis gegeben habe. Der 54-Jährige habe zwar versucht, diese zu lösen, indem er einen Preisnachlass vorgeschlagen habe. Er habe aber keinen Einfluss auf Preise und Mengen gehabt und habe sich eher aufseiten seines Landsmannes und als dessen Gehilfe gesehen. „Probleme bei der Lieferung waren eher Regel als Ausnahme, es war ein Teufelskreis“, hatte der Angeklagte berichtet. Irgendwann habe sich keiner mehr gemeldet. Das Handy mit dem Krypto-Messengerdienst Sky ECC hatte er von seinem Landsmann aus Rotterdam erhalten.
Mildere Strafe in Aussicht gestellt
Der Prozess konnte schnell abgeschlossen werden, da es zwar zu keiner Verständigung zwischen Richtern, Staatsanwalt und Verteidigung gekommen war. Dem Angeklagten war jedoch in Aussicht gestellt worden, dass ihn im Falle eines Geständnisses eine Strafe von weniger als vier Jahren erwarten würde.