Erschütterung der Universität Hohenheim: Die Hochschule verliert unerwartet ihren langjährigen Rektor. Siebenmal wurde Stephan Dabbert zum beliebtesten Uni-Rektor in Baden-Württemberg gekürt. Nun ist er nach schwerer Krankheit gestorben.
Die Universität Hohenheim hat einen schweren Verlust zu beklagen. Am 1. Oktober ist ihr langjähriger Rektor Stephan Dabbert nach einer schweren Krankheit verstorben. Der 66-Jährige stand seit 2012 an der Spitze der Hochschule, er wurde zweimal in diesem Amt bestätigt, erst im April hatte seine dritte Amtszeit begonnen.
Stephan Dabbert habe die Universität Hohenheim „maßgeblich geprägt und auf Erfolgskurs gesetzt“, heißt es in einer Erklärung zum Tod ihres Rektors, in der die Erschütterung der Hochschule zum Ausdruck kommt. Mit ihm verliere man „nicht nur eine weitsichtige, integrative Führungspersönlichkeit, sondern auch einen besonderen Menschen, der immer bereit war, für ‚seine’ Universität Hohenheim alles zu geben.“
Das fünfköpfige Rektorats-Team erklärte, man sei „tief betroffen über den plötzlichen Verlust“, mit Stephan Dabbert verliere man „einen klugen, empathischen, hochgeschätzten Menschen und eine außergewöhnliche Führungspersönlichkeit“. Man bleibe „fassungslos und menschlich erschüttert zurück“, sagte Susanne Herre, die Vorsitzende des Universitätsrates. Seine „Menschlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Fürsorge für die Universität und seine Angehörigen“ hob auch Marion Johannson, die Vorsitzende des Universitätsbundes hervor. Dabbert hatte das Rektorats-Team noch im September beauftragt, die Amtsgeschäfte zu übernehmen und das Wahlverfahren für seine Nachfolge einzuleiten.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der in Hohenheim Biologie und Chemie studiert hat, betonte, Stephan Dabbert habe die Universität in den vergangenen Jahren „maßgeblich geprägt und stets mit klarem Blick für die Zukunft geführt“. Auch dank seines Einsatzes gehöre die Hochschule heute „zu einer der Top-Forschungsstätten der Agrarwissenschaften“. Mit seinem Tod verliere das Land einen weitsichtigen Wissenschaftler, „dem vor allem das Thema Nachhaltigkeit am Herzen lag“. Bei den Besuchen seiner „alten Alma Mater“ und dem „engen Austausch“ mit Stephan Dabbert habe ihn immer wieder „die hervorragende Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftsdisziplinen beeindruckt, etwa die von Klima- und Ernährungsforschung mit den Wirtschaftswissenschaften“, machte der Ministerpräsident deutlich. Dabbert habe sich um die Forschungslandschaft Baden-Württembergs verdient gemacht.
Siebenmal beliebtester Rektor im Land
Die Beliebtheit des verstorbenen Rektors lässt sich an seinen Ergebnissen beim Rektoren-Ranking des Deutschen Hochschulverbandes ablesen. Insgesamt siebenmal erreichte Stephan Dabbert den Titel als beliebtester Hochschul-Rektor in Baden-Württemberg. 2015 bis 2020 führte er die Landesliste an, 2016 erhielt er auch den Titel als beliebtester Uni-Rektor der Republik. Das Ranking beruht stets auf der Bewertung der Professorinnen und Professoren der eigenen Universität, die ihrem Rektor beim jüngsten Ranking 2023 die Schulnote 1,7 gaben. Knapp 80 Prozent der Teilnehmenden bescheinigen ihm, die „ideale Besetzung“ oder eine „sehr gute Besetzung“ zu sein. Er selbst nannte das einmal „eine Stimmungsmessung für die ganze Uni“, die zeige, „dass wir in Hohenheim sehr gut miteinander zusammenarbeiten“.
Als Verdienste in seiner Zeit als Rektor werden etwa die Bildung wissenschaftlicher Schwerpunkte in den Bereichen Bioökonomie, digitale Transformation und Nachhaltigkeit genannt. Im kommenden Jahr wird das Großprojekt Hohenheim Center for Livestock Microbiota Research als Forschungsbau eröffnet. Und 2025 wird über den gemeinsamen Antrag auf einen Exzellenzcluster zusammen mit den Universitäten Heidelberg und Tübingen entschieden.
Neben der Weiterentwicklung der Lehre galt ein besonderes Augenmerk von Stephan Dabbert auch dem Ausbau und der Pflege von internationalen Hochschulnetzwerken. Ergebnis dieses Engagements ist der Zusammenschluss von mehreren angesehenen europäischen Universitäten zur European Bioeconomy University (EBU) sowie die Mitgliedschaft in der Euroleague for Life Sciences (ELLS).
Stephan Dabbert wurde am 23. Juni 1958 in Braunschweig geboren und verbrachte den größten Teil seiner Jugend und Schulzeit in Bremen. Nach einer Ausbildung zum Landwirt studierte er Agrarwissenschaften und Agrarökonomie an der Universität Kiel und an der Pennsylvania State University in den USA. Dort schloss er sein Studium mit einem „Master of Science in Agricultural Economics“ ab. Promotion und Habilitation erfolgten an der Universität Hohenheim.
Von 1992 bis 1994 leitete er das Institut für Sozioökonomie am Zentrum für Agrarlands- und Landnutzungsforschung in Müncheberg. 1994 folgte er dem Ruf auf die Professur „Produktionstheorie und Ressourcenökonomik im Agrarbereich“ an der Universität Hohenheim. Von 2000 bis 2006 war er Dekan der agrarwissenschaftlichen Fakultät, bis er 2011 zum Rektoratsnachfolger von Hans-Peter Liebig gewählt wurde.