Das Konsulat ist mit Farbe und Forderungen beschmiert. Foto: Sebastian Steegmüller

Ein Gebäude an der Christophstraße wird in der Nacht zum Mittwoch Ziel eines Farbanschlags. Tatverdächtige kann die Polizei keine finden, obwohl sie schnell alarmiert wird.

Die Farbe am Bad Cannstatter Amtsgericht ist noch nicht vollständig abgeschrubbt, da muss die Polizei schon wieder wegen einer ähnlichen Tat ausrücken. In der Nacht zum Mittwoch hat jemand das Gebäude des ungarischen Konsulats besudelt. Wie in Cannstatt wurde auch hier eimerweise rote Farbe gegen die Wand gespritzt. Außerdem prangen zwei Sprüche an der Gebäudefront. Zum einen die Forderung „Free Gaza“ – Freiheit für den Gazastreifen. Zum anderen „Free Maja“, was sich vermutlich auf einen in Ungarn laufenden Prozess gegen eine deutsche Person bezieht.

 

Der Farbanschlag in der Innenstadt blieb nicht unbemerkt: Gegen 1.30 Uhr meldeten sich Anwohnerinnen und Anwohner bei der Polizei. Die startete eine Fahndung, konnte aber niemanden finden, der mit der Tat etwas zu tun gehabt haben könnte, sagte ein Polizeisprecher. Da sowohl das Anschlagsziel als auch die Botschaften auf ein politisches Motiv schließen lassen, vermutlich von Personen aus dem linksextremen Spektrum, hat der Staatsschutz der Polizei die Ermittlungen übernommen.

Maja beim Prozessauftakt in Ungarn Foto: dpa/Denes Erdos (Archiv)

„Free Maja“ bezieht sich auf einen Prozess, der im Februar in Ungarn begonnen hat. Die nicht-binäre Person ist dort angeklagt, weil sie mit anderen zusammen in Budapest Rechtsextremisten und vermeintliche Rechtsextremisten überfallen und zum Teil schwer verletzt haben soll. Maja T. dräuen laut Medienberichten dafür bis zu 24 Jahre haft. Besonders brisant: Die tatverdächtige Person wurde in Deutschland festgenommen und an Ungarn ausgeliefert. Das war offenbar voreilig. Das Bundesverfassungsgericht urteilte im Februar, dass die eilige Auslieferung unzulässig gewesen sei. Unter anderem sei nicht ausreichend geprüft worden, wie die Haftbedingungen sein würden (Az.: 2 BvR 1103/24). Für Majas Freiheit kämpft die linke Szene daher.

Die Schmierereien in Bad Cannstatt Foto: STZN

Der Farbanschlag ähnelt dem von Bad Cannstatt vor wenigen Tagen. Dabei wurde das Amtsgerichtsgebäude beschmiert. Die Reinigungsarbeiten dauern noch an. Einen Zusammenhang mit einem aktuell oder in der jüngeren Vergangenheit laufenden Prozess konnte am Gericht niemand feststellen. Aufgrund der hingeschriebenen Botschaften und der zeitlichen Nähe zum 1. Mai, an dem die linksextreme Szene zu Protesten mobilisiert, gehen die Ermittelnden dort ebenfalls von einem politischen Hintergrund der Tat aus. In der Nacht zum Montag konnten Einsatzkräfte kurz nach dem Farbanschlag Tatverdächtige in Bad Cannstatt festnehmen.