Wie lange dauert es, Liebeskummer zu überwinden? Foto: Lek in a BIG WORLD/Shutterstock

Ein gebrochenes Herz tut oft sehr weh. Da fragt man sich, wie lange dauert der Trennungsschmerz und wie kann man Liebeskummer schnell überwinden?

Eine schlechte Nachricht für alle Liebeskummer-Geplagten direkt zu Beginn: Natürlich kann leider niemand sagen, wie lange der Herzschmerz dauern wird. Das hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab: Wie lang dauerte die Beziehung und wie innig war sie, wie ist die eigene Persönlichkeit gestrickt und wie geht auch das Umfeld mit der Trennung um?

Was ist Liebeskummer und welche Symptome hat er?

Liebeskummer ist sogenannter „sozialer Schmerz“. Anders als bei einer körperlichen Wunde, kann man den Schmerz aber nicht lokalisieren oder einfach ein Pflaster auf die Wunde auftragen, um den Schmerz zu lindern. Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass sozialer Schmerz als genauso schmerzhaft empfunden werden kann wie körperlicher Schmerz und dass im Gehirn die gleichen Areale aktiv werden (1).

Die wissenschaftliche Arbeit „The Break-Up Project“ von Craig Eric Morris an der Binghamton-Universität New York beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Trennungsschmerz. Darin zeigt sich, dass beinahe alle Studienteilnehmer durch Liebeskummer emotionale Traumata wie Wut, Depressionen und Angst erlebt haben; ebenso wie körperliche Traumata in Form von Übelkeit, Schlafstörungen und Gewichtsverlust. Die Studie zeigte, dass Frauen emotional mehr unter Trennungen leiden, dass sie sich irgendwann aber auch wieder vollständig erholen, während das bei Männern eher nicht der Fall ist.

Die typischen Symptome von Liebeskummer sind:

  • Psychosomatische Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Konzentrationsschwäche und Schlafstörungen
  • Probleme im Alltag, zum Beispiel in der Schule oder im Beruf
  • Soziale Isolation, sinkendes Interesse an anderen Menschen
  • Weniger Motivation, Antrieb, Perspektiven
  • Gestörtes Essverhalten mit Gewichtsverlust oder -zunahme
  • Gestörtes Sozialverhalten wie Aggressionen

Trennungsschmerz überwinden: Die 4 Phasen

In den 1970er- und 80er-Jahren legten verschiedene Forscher Modelle zum Trauerprozess vor, beispielsweise John Bowlby und Elisabeth Kübler-Ross. Die Schweizer Psychologin Verena Kast verschmolz die Modelle miteinander und entwickelte somit die 4 Phasen der Trauer, das sich auch auf Liebeskummer übertragen lässt. Schließlich ist Liebeskummer ein Trennungsschmerz und auch bei einem gebrochenen Herzen hat man gewissermaßen einen geliebten Menschen verloren.

Die 4 Phasen des Liebeskummers sind:

1. Leugnen und Nicht-Wahrhaben-Wollen: In dieser Phase leugnen Sie die Trennung und wollen sie nicht wahrhaben. Sie fühlen sich oft starr und wie gelähmt und sagen sich regelmäßig „Das darf nicht wahr sein“. Diese Phase ist relativ kurz und dauert meist nur ein paar Tage oder wenige Wochen. Meist gilt: Je unerwarteter die Trennung kam, desto länger dauert diese erste Phase des Liebeskummers.

2. Aufbrechende Emotionen: Diese Phase ist geprägt von Wut, Zorn, Angst und Ruhelosigkeit. Nicht selten kommt es in dieser Phase auch zu Schlafstörungen. Sie machen sich vielleicht auf die Suche nach einem Schuldigen für die Trennung. Wenn Sie sich selbst schuldig fühlen, kann es sein, dass Sie sehr lange in dieser Phase des Trennungsschmerzes stehenbleiben. Oft sperren wir uns gegen vermeintlich negative oder aggressive Gefühle wie Wut und Zorn, doch sie helfen bei der Bewältigung. Durch gesellschaftliche Prägungen kann es passieren, dass der Liebeskummer ganz verdrängt wird, was dazu führt, dass diese Phase nie wirklich bewältigt wird. Daher gilt: Lassen Sie die aufbrechenden Emotionen zu, um Verdrängung und Depressionen zu vermeiden.

3. Suchen, Finden, Trennen: Im Vier-Phasen-Modell der Trauer steht diese dritte Phase dafür, Orte aufzusuchen, an denen der Verstorbene häufig anzutreffen war. Das gilt auch bei Liebeskummer. Vielleicht ertappen Sie sich dabei, wie Sie das frühere Lieblingscafé besuchen oder den Film noch einmal ansehen, den Sie damals gemeinsam im Kino geschaut haben. Oder Sie betrachten alte Fotos. Aber auch in (Tag-)Träumen kann der ehemalige Partner gesucht und gefunden werden. Auf keinen Fall sollten Sie in Ihrer Vorstellung eine Art Pseudoleben mit dem Ex-Partner beginnen. Nutzen Sie diese Phase stattdessen, um in Ihrem Inneren noch offene Probleme aufzuarbeiten und zu realisieren, dass sich Ihr Gegenüber und die Beziehung verändert hat.

4. Neuer Selbst- und Weltbezug: In dieser Phase haben Sie die Trennung weitgehend akzeptiert. Sie erkennen, dass Möglichkeiten, die durch die Beziehung erreicht wurden, auch Ihre eigenen Möglichkeiten sind. Sie können beispielsweise ein Hobby oder einen Sport auch ohne Partner weitermachen, obwohl Sie damals gemeinsam damit angefangen haben. In dieser Phase werden neue Beziehungen, neues Verhalten und neue Lebensstile möglich. Sie erkennen, dass der Verlust zwar schwer, aber zu ertragen war und können sich auf neue Bindungen einlassen.

Dabei ist wichtig zu beachten, dass diese Phasen nicht allgemeingültig sind und dass sie nicht strikt aufeinander folgen. Sie können sich auch vermischen und für jeden Menschen unterschiedlich lang dauern. Nicht grundlos gibt es verschiedene andere Modelle, welche die Phasen von Trennungsschmerz zu beschreiben versuchen.

Wie lange dauert Liebeskummer denn nun?

Wie bereits erwähnt, lässt sich nicht pauschal sagen, wie lange es dauert, um Trennungsschmerz zu überwinden. Generell gilt: Wenn Sie Ihre Emotionen zulassen, hilft Ihnen das, den Liebeskummer zu verarbeiten. Manchmal kann es aber bis zu einem Jahr dauern, bis man sicher wieder frei und hoffnungsvoll fühlt.

Dennoch sollte der akute Liebeskummer, der einen im Alltag einschränkt, nicht ein ganzes Jahr anhalten. Wenn Sie länger als 3 Monate unter starkem Liebeskummer leiden, antriebslos sind, keine Lebensfreude mehr verspüren, Schlafstörungen haben oder extrem an Gewicht zu- oder abnehmen, zögern Sie nicht, einen Arzt oder Psychotherapeuten aufzusuchen. Trennungsschmerz kann heftig sein und sich auch in Depressionen oder Neurosen wandeln, die eine professionelle Behandlung erforderlich machen.

Dies gilt auch, wenn Sie durch den Liebeskummer vermehrt Alkohol oder Drogen konsumieren, selbstverletzendes Verhalten zeigen oder gar suizidale Gedanken haben. Vertrauen Sie sich Freunden oder Familienmitgliedern an und suchen Sie einen Arzt auf.

Wichtiger Hinweis: Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie oder jemand in Ihrem Umfeld Hilfe benötigen, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie kostenlos und anonym Hilfe.

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