Chase foult Afolayan auf der Strafraumlinie, den fälligen Elfmeter schießt Eggestein, doch ... Foto: Pressefoto Baumann/Volker Müller

Erstmals seit April 2019 hat Alexander Nübel am Samstag gegen den FC St. Pauli einen Elfmeter gehalten. Wie kam es zu diesem seltenen Erlebnis? Der Keeper des VfB Stuttgart erklärt es.

Johannes Eggestein konnte am Ende mild lächeln – über seinen eigenen Fauxpas. Der Stürmer des FC St. Pauli hatte im Spiel beim VfB Stuttgart einen Strafstoß versemmelt – und war dennoch der Matchwinner. Weil die Gastgeber es nicht geschafft hatten, die Hamburger Führung, die Eggestein in der 21. Minute erzielt hatte, auszugleichen. Der Aufsteiger also gewann 1:0 beim Vizemeister, und der Fehlschuss war am Ende nur eine Randnotiz. Auch beim VfB Stuttgart.

 

„Natürlich ist es schön, einen Elfmeter zu halten“, sagte also auch Alexander Nübel, „aber noch lieber hätte ich einen oder drei Punkte gehabt.“ Aber: Erwähnenswert war die Parade des VfB-Keepers trotzdem. Denn ganz so oft hat er ein solches Glücksgefühl ja noch nicht erlebt.

Am 12. April 2019 parierte Alexander Nübel letztmals einen Elfmeter in der Fußball-Bundesliga. Damals trug der heutige VfB-Torhüter noch das Trikot des FC Schalke 04, beim 1:1 der Königsblauen beim 1. FC Nürnberg hielt er gegen Hanno Behrens. Seitdem war Nübel nie mehr Sieger im Duell Elfmeterschütze gegen Keeper geblieben. Auch im Elfmeterschießen des Supercups im August in Leverkusen war er nicht erfolgreich gewesen.

Als Elfmeterkiller ist Alexander Nübel also nicht bekannt. Nur zwei von 35 seit der B-Jugend hat er gehalten. Warum hat es diesmal geklappt? Weil das Teamwork beim VfB funktioniert hat. Sagte jedenfalls Nübel selbst.

Ein erzieltes Tor hat meist mehrere Väter, zumindest der Vorbereiter wird immer mit gelobt, die Scorerpunkte werden notiert. Beim Torhüter verhält es sich anders. Eine Parade oder ein gehaltener Strafstoß fallen immer nur auf ihn selbst zurück. Oder etwa nicht?

Am Samstag blieb Alexander Nübel im Duell mit Johannes Eggestein einfach stehen, entschied sich nicht für den Sprung in eine Ecke. Und das war nicht nur ein Bauchgefühl – sondern ein klarer Plan, den der Keeper nicht alleine geschmiedet hatte. „Wir haben uns in der Spielvorbereitung die Elfmeter von St. Pauli angeschaut“, erzählte er, „dabei entstand die Entscheidung, bei einem Elfmeter stehen zu bleiben.“ Das sei, betont Nübel, eine „Teamwork-Entscheidung“ gewesen.

Vor allem Steffen Krebs dürfte maßgeblich beteiligt gewesen sein an dieser Entscheidung. Er ist der Mann, der beim VfB die Profitorhüter täglich betreut und sie auch auf die Spiele vorbereitet. Die Spielanalysten haben ebenfalls ihren Anteil, wenn sich das VfB-Team jeweils auf den Gegner und dessen Besonderheiten vorbereitet.

Johannes Eggestein war jedenfalls entlarvt, noch bevor er gegen den Ball trat. „Beim Elfmeter habe ich mich für die Mitte entschieden, und Alexander Nübel hat es erkannt“, sagte der Hamburger nach der Partie, „ich habe eine klare Entscheidung getroffen, und die hat nicht funktioniert.“