Die Stadt Leinfelden-Echterdingen will die Vogelpopulation, die sich jetzt noch am Leinfelder Bahnhof heimisch fühlt, in einen Bauwagen 200 Meter weiter umsiedeln.
Die Tauben, die jetzt noch am Leinfelder Bahnhof gurren und dort auch gerne ihren Kot fallen lassen, sollen ein neues Zuhause bekommen. Ein Bauwagen wird dazu östlich der Gleise und damit 200 Meter von der Bahnhofsunterführung entfernt aufgestellt. Kosten: 40 000 Euro. Der Wagen wird Platz für bis zu 145 Vögel bieten. Jennifer Winkler und Josefine Bohn vom Tierschutzverein werden deren Eier regelmäßig gegen Gipseier tauschen und so die Population in Sinne der Sauberkeit der Stadt klein halten.
Die Tiere erhalten artgerechtes Futter, Wasser und einen sauberen Unterschlupf. Kranke oder verletzte Vögel können behandelt werden. 20 000 Euro wird die Stadt pro Jahr für die Betreuung des Taubenwagens durch die Helferinnen des Tierschutzvereins Tierfreunde Filderstadt ausgeben.
Das besondere Gefährt wird eingezäunt sein. Ein Weg aus Schotter oder Trittsteinen soll zu ihm führen. Der Wagen ist ein Kompromiss, für den es seitens der Stadträte des Technischen Ausschusses nun grünes Licht gegeben hat. Denn die Stadtverwaltung hatte im Januar den Bau eines Taubenturms am Leinfelder Bahnhof abgelehnt.
Die Verwaltung hatte damals mit Kosten von 95 000 Euro für einen Turm plus 20 000 Euro jährlich für die Betreuung gerechnet. Angesichts der angespannten Haushaltslage hätte sie gerne auf diese Ausgaben verzichtet. Sie hatte auch das Taubenproblem als nicht mehr so dringlich beschrieben. Aufgrund der Netze, die unter dem Dach der Bahnhofsunterführung hängen und auch repariert wurden, sei die Verschmutzung zurückgegangen, wurde argumentiert. Der Betrag für die Betreuung durch den Tierschutzverein sollte von 20 000 Euro auf 8000 Euro pro Jahr reduziert werden. Dieser Vorschlag war bei den Stadträten allerdings gar nicht gut angekommen. Sie forderten zumindest das Aufstellen eines Taubenwagens.
Die Stadtverwaltung hat den Auftrag für den besonderen Bauwagen bereits erteilt, Ende Mai soll er geliefert werden, was sämtliche Fraktionen lobten. „Wir finden das gut“, sagte Grünen-Stadträtin Ingrid Grischtschenko. „Es bleiben aber zwei Fragen: Wer sagt es den Tauben und wer sagt es vermeintlichen Tierfreundinnen, die die Vögel immer noch füttern“, wollte sie wissen. Sie sprach sich für ein Fütterungsverbot der Tauben und eine Infokampagne aus, sonst mache das Aufstellen des Wagens keinen Sinn. Wer meine, aus seinen Manteltaschen diskret Körner für die Tiere fallen lassen zu müssen, tue weder den Tauben noch der Stadt einen Gefallen, führte sie aus. Sie könne ein solches Verhalten auch immer wieder in Stuttgart beobachten.
Das Füttern der Tauben ist verboten
Die Stadt Leinfelden-Echterdingen solle die Menschen, die am Leinfelder Bahnhof unterwegs sind, über den Sinn des Wagens informieren. Also erklären, dass die Vögel in diesem Gefährt versorgt werden und erklären, warum am Bahnhof ein Anlocken der Tiere durch weiteres Füttern zu vermeiden sei. „Am Bahnhof darf dann nicht mehr gefüttert werden“, sagte auch Jürgen Kemmner, Chef der Fraktion L.E. Bürger/DiB.
Bürgermeister Benjamin Dihm hält eine solche Infokampagne für eine gute Idee. Er klärte darüber auf, dass es bereits ein Fütterungsverbot für Tauben im gesamten Stadtgebiet gibt. Apropos Füttern: Die Tauben müssen vom Tierschutzverein erst an den Standort gewöhnt werden, damit sie den Bauwagen überhaupt als ihr neues Zuhause akzeptieren. Wie? Mit Futter.