In den vergangenen Tagen haben tieffliegende Transportmaschinen für Aufsehen gesorgt. Wir haben bei der Bundeswehr nachgehakt, was es mit den Flügen auf sich hat.
Sonor brummende Motoren, dunkle Lackierung und gefährlich wirkende Vorrichtungen unter den Flügeln: Tiefflüge von Transportmaschinen haben in der vergangenen Woche über Korb und Umgebung für Aufsehen beziehungsweise Aufhorchen gesorgt. In der lokalen Facebook-Gruppe kursierten Fotos und ein Video der Maschine. „Für meinen Geschmack etwas sehr tief“, schreibt ein Korber, der das Flugzeug mit seinem Handy fotografiert hat. Er habe den Flug „in jedem Fall beängstigend“ gefunden und fragt sich, ob es sich um ein ziviles oder ein militärisches Flugzeug handle.
Eine Nachfrage beim Luftfahrtamt der Bundeswehr bringt Klarheit. Ein Sprecher teilt mit, die Maschine sei eine C-130 Hercules der US-Streitkräfte. Diese sei im Bereich des Remstals „in Höhen zwischen 1000 und 1100 Fuß“ unterwegs gewesen – also mit gut 300 Metern durchaus tief. Dennoch sei der Einsatz „unter Beachtung der flugbetrieblichen Bestimmungen“ erfolgt.
Die Information ist allerdings nur teilweise vollständig: Laut der Einschätzung unserer Redaktion war die Maschine kein gewöhnliches Transportflugzeug, sondern eine Variante für Tank- und Spezialeinsätze, die MC-130J Commando II. Dies ist an den vier Zusatztanks unter den Tragflächen und der dunklen Lackierung zu erkennen. Die MC-130 ist dafür ausgelegt, bei Spezialeinsätzen hinter feindlichen Linien zu operieren, Hubschrauber zu betanken und im Schutz der Dunkelheit Spezialkräfte abzusetzen. Dies kann sie durch Landungen auch auf unbefestigten Pisten oder durch das Absetzen von Fallschirmjägern aus der Luft.
Das Absetzgelände der Fallschirmjäger soll verlegt werden
Genau Letzteres ist auch vergangene Woche geschehen: Laut dem Sprecher „hat das Flugzeug einen Einsatz im Rahmen einer Fallschirmspringerabsetzübung an der Dropping Zone Malmsheim durchgeführt“. Auf dem im Kreis Böblingen gelegenen Absetzgelände trainieren US-Streitkräfte und das in Calw stationierte Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr regelmäßig den Absprung aus Flugzeugen und Hubschraubern. Doch dies wird sich bald ändern: Da der dort ansässige Konzern Robert Bosch sein Entwicklungs- und Forschungszentrum ausbauen will und dafür bereits Flächen gekauft hat, müssen die Fallschirmspringer in naher Zukunft woanders landen.
Angedacht ist dafür die Staatsdomäne Waldhof im Zollernalbkreis, wo an rund 130 Tagen im Jahr Flugbetrieb stattfinden soll. Die Pläne der Landesregierung stoßen dort auf Widerstand: Eine Bürgerinitiative befürchtet durch die Überflüge und den Bau einer Landebahn Fluglärm, Verlust landwirtschaftlicher Flächen, Zerstörung von historischen Siedlungsspuren im Boden und Wertverlust von Immobilien. Die Bundeswehr hat im Sommer Überflüge durchgeführt, um die Auswirkungen zu testen. Die Ergebnisse des dazu erstellten Gutachtens werden wohl erst im Frühjahr vorliegen.
Auch die deutsche Luftwaffe fliegt mit C-130 über die Region Stuttgart
Die amerikanische Hercules war übrigens nicht das einzige militärische Kraftpaket, das in der vergangenen Woche über der Region unterwegs war: Am selben Tag machte auch eine C-130J der Bundesluftwaffe Station am Stuttgarter Flughafen. Die Luftwaffe hat in der jüngsten Zeit sechs Maschinen dieses Typs gekauft, drei davon sind als Tankflugzeuge ausgelegt. Die brandneue Maschine, die am Freitag in Stuttgart einen Zwischenstopp einlegte, war laut einer Sprecherin für einen Transportflug unterwegs: „Die Hercules ist in Stuttgart gelandet und nach etwas Bodenzeit gegen 17 Uhr Lokalzeit wieder in Richtung Évreux abgehoben.“ Dort ist eine binationale Transportstaffel stationiert, zu der die C-130 mit deutscher Flagge gehören.