Der Protest vor der Tesla-Niederlassung in Weinstadt ist friedlich verlaufen. Foto: Julian Rettig

Weinstadt reiht sich am Samstag ein in die Orte der „Tesla Takedown“-Proteste. Das Polizeiaufgebot ist groß angesichts von rund 30 Demonstranten.

Kein einziger Tesla parkt an diesem sonnigen Samstagnachmittag im Außenbereich der Niederlassung des Autoherstellers in Weinstadt-Endersbach. Der große Parkplatz und das komplette Firmengelände sind mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Zwei Männer stehen im Schatten vor dem Autohaus und warten etwas nervös auf die Demonstranten, die sich angekündigt haben. Im Zuge der Protestbewegung „Tesla Takedown“ – sinngemäß „Tesla-Sturz“ – protestieren sie und andere rund um den Globus gegen den Chef des Elektroautoherstellers, den umstrittenen Elon Musk.

 

Neben dem Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma steht offenbar der Leiter der Niederlassung des US-Autoherstellers in Weinstadt. Sagen will er zu seiner Funktion nichts, auch sein Name bleibt ein Geheimnis: „Ich darf nicht mit Ihnen sprechen.“ Für Antworten sei die Pressestelle der Firma Tesla zuständig.

Das Firmengelände war komplett abgesperrt, keine Autos standen im Freien. Foto: Julian Rettig

Gegen 14.30 Uhr fährt der Kommunale Ordnungsdienst vor, errichtet Absperrungen links und rechts des Autohauses und stellt ein „Durchfahrt verboten“-Schild auf die Heerbergstraße. Währenddessen bringt ein Tesla-Mitarbeiter einen Kunden zur Tür und verabschiedet sich „bis zur Auslieferung“. Der Kunde rät: „nicht ärgern lassen“ und fährt davon. Wenig später treffen mehrere Einsatzwagen und Motorräder der Polizei ein, kurz darauf auch die Demonstranten.

Demonstrieren, weil „mir Trump stinkt“

Rund 30 Menschen, von jung bis alt, sind vom Bahnhof Endersbach bis zur Tesla-Niederlassung marschiert – den Anordnungen der Weinstädter Verwaltung gemäß auf dem Gehweg. Einige Demonstranten sind auch mit dem Fahrrad da. So zum Beispiel ein 82 Jahre alter Winterbacher, der lieber nicht namentlich erwähnt werden möchte. Warum er gekommen ist? „Weil mir der Trump stinkt und der Musk stinkt mir auch.“

Peter Bauer ist auch mit dem Radel da. Bislang habe er sich mit dem Demonstrieren eher zurück gehalten, sagt der Weinstädter. Aber jetzt sei es genug. „Musk benimmt sich wie ein Faschist par excellence“, sagt Bauer – dagegen will er protestieren und steht nun auf dem heißen Asphalt vor dem Autohaus, anstatt wie andere auf dem Balkon oder im Biergarten zu chillen.

Kritik an der „grünen Tarnung von Tesla“

Sein Bekannter Artur Traub sagt, er finde es schade, dass relativ wenig junge Leute vor das Autohaus gekommen seien: „Fast nur uns Rentner sieht man hier.“

Die Aktivisten sammeln sich nun auf der Straße vor der Tesla-Niederlassung. Der rechte Bordstein ist die magische Grenze, die laut den Vorgaben nicht überschritten werden darf: Hier beginnt das Firmengelände. Gleich nebenan rauscht der Verkehr auf der B 29. Manch einer, der vorbeifährt, tut das, wozu die Plakate der rund 30 Demonstranten auffordern: „Hupen gegen Faschismus“.

Laura kritisiert in ihrer Rede die „grüne Tarnung von Tesla“ und fordert eine gerechtere Besteuerung von Superreichen wie Elon Musk. „Lasst die Superreichen für die Lösung der Klimakrise zahlen.“

„Wer Tesla-Aktien kauft unterstützt den Faschismus“

Dann ergreift Sven Evers das Wort. Er ist heute zum ersten Mal in seinem Leben stellvertretender Versammlungsleiter einer Demonstration und hält nun seine erste Rede. Musk gehe es nur um Macht und Geld, sagt er – die Automarke Tesla sei lediglich ein Vehikel dafür. Wer ein Fahrzeug der Marke Tesla oder Tesla-Aktien kaufe, unterstütze den Faschismus. „Wir sind nur wenige, aber nicht alleine“, sagt er: „Wir sind Teil einer weltweiten Bewegung und die Sandkörnchen im Getriebe.“

Kurz darauf sitzt Evers auf der Bordsteinkante und beschreibt, was ihn dieser Tage umtreibt: „Es geht alles so schnell in die falsche Richtung.“ Deshalb sei es Zeit, etwas zu tun. Über die sozialen Medien habe sich die Gruppe gefunden und ziemlich unversehens sei er zum Mitorganisator geworden. „Ich bin eigentlich so was von spießig“, sagt er: „50 Jahre alt, Haus, drei Kinder“. Und ein Elektroauto. Tatsächlich habe er vor einigen Jahren vor dem Kauf auch mal einen Tesla Probe gefahren. Die Wahl fiel dann auf eine andere Marke – und inzwischen wäre ein Modell des US-Herstellers keine Option mehr für ihn.

Die Demo ist zu Ende. „Gut, dass alles friedlich geblieben ist“, sagt Sven Evers erleichtert. Er denke darüber nach, sich künftig mehr politisch zu engagieren.