Ritter Sport gab es seit 1919 in der Wilhelmstraße 16. Das Gebäude gibt es heute noch. Foto:  

„Ritter Sport – ein Traum von Schokolade“, heißt ein Roman von Eva-Maria Bast und Jørn Precht über Firmengründerin Clara Ritter. Wo finden sich in Bad Cannstatt Hinweise?

Ein großer Teil der Geschichte der Familie Ritter und ihrer Schokolade spielt in Bad Cannstatt. Von 1909 bis 1929 haben die Ritters dort ihr Geschäft aufgebaut und die Grundlagen der heute weltbekannten Firma gelegt. „Die Abläufe des Romans sind zu 90 Prozent wie in der Realität“, sagt Autor Jørn Precht, der mit Eva-Maria Bast das Buch unter dem Pseudonym Romy Herold geschrieben hat. „Die Abläufe des Romans sind zu 90 Prozent wie in der Realität“, sagt Precht, „viele Fakten haben wir sogar erstmals recherchiert, die kannte nicht mal Ritter.“ 1929 zog Ritter an den neuen Hauptgeschäftssitz in Waldenbuch, doch in Bad Cannstatt haben sie viele Spuren hinterlassen, die man heute noch finden kann. Davon erzählt auch das in diesem Jahr erschienene Buch, welches in Bad Cannstatt im September vorgestellt wird.

 

Ritter-Sport-Geschichte fängt bei der Hochzeit an

Die Firma verweist in ihrem Blog auf die besonderen Ursprünge: Die Geschichte von Ritter Sport fängt da an, wo die meisten Liebesfilme aufhören: bei der Hochzeit. Der Konditormeister Alfred Eugen Ritter und die Süßwarenladeninhaberin Clara Göttle gaben sich 1912 das feierliche Ja-Wort und gründeten noch im selben Jahr die Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik Alfred Ritter Cannstatt. Hier wurden die ersten „Ritter“-Pralinen hergestellt und verkauft.

Erste Schokoladenwarenhandlung in der Marktstraße 61

Diese Orte lassen sich noch heute in Bad Cannstatt entdecken: Die erste Schokolade- und Zuckerwarenhandlung Clara Göttle in Bad Cannstatt befand sich einst neben der Metzgerei Lachenmaier im Erdgeschoss des Gebäudes Marktstraße 61. Vor Clara Göttles Eröffnung im Frühjahr 1909 befand sich darin das Schokolade- und Zuckerwarengeschäft von Emil Indlekofer. Emil Indlekofer hatte es mit seiner Frau Marie geführt. „Es lief wohl so gut, dass sie sich vergrößern konnten, sie eröffneten einen Laden in Stuttgart in der Hohenheimer Straße“, weiß der Autor. Als zweiter Ort ist das Haus in der Bahnofstraße 20 zu nennen. Dieses zweite Geschäft wurde von Claras jüngster Schwester Josephine Göttle geführt. Es befand sich im Erdgeschoss und wurde im Sommer 1911 eröffnet. Das Haus lag direkt gegenüber vom Cannstatter Bahnhof. Heute ist dort ein asiatischer Imbiss zu finden. 

Erste Unterkunft Alfred Ritters in der Badstraße 29a

Das dritte Haus mit Schokolade-Bezug ist in der Badstraße 29a gewesen. Es war Alfred Ritters erste Unterkunft in Cannstatt 1911. Ritter logierte damals in der Beletage in der Badstraße 29a über dem Hausbesitzer, Bauunternehmer Paul Schempp. Heute liegt das Gebäude unweit gegenüber des Hotels Motel One, dahinter liegt der Schiffmann-Brunnen. Der vierte „süße“ Ort befand sich in der Brunnenstraße 40. Dort mietete 1912 Claras Verlobter Alfred Ritter eine dritte Süßwarenhandlung im Erdgeschoss an. Übrigens stellten die Ritters in Bad Cannstatt nur Fruchtcreme-Füllungen selbst her. „Für eigene Schokolade reichte der Platz nicht“, so Precht. Die bezogen sie von außerhalb. Ihre gefüllte Langtafel hieß „Alrika“. Der Name stand für „Alfred Ritter Kannstatt“.

Einstiges Wohn- und Geschäftshaus Wilhelmstraße 16

Der fünfte Erinnerungsort ist die Wilhelmstraße 16. In dem Haus sind im hinteren Bereich heute Künstler beim Verein Wilhelmstraße 16 e.V. tätig und aktiv mit regelmäßigen Ausstellungen. Im vorderen Bereich, dem ehemaligen Ladengeschäft, ist ein Architekturbüro zu finden. 1919 kauften die Ritters in Cannstatt das Gebäude in der Wilhelmstraße 16 – mit großem Depot. Den Vertrag dafür hatte Alfred am 27. Februar 1919 unterschrieben. Es handelte sich um ein Wohn- und Geschäftshaus mit Magazin und Hofraum samt „Dunglege für die Transportpferde“. „Das Anwesen kostete damals stolze achtzigtausend Reichsmark“, so Precht. Clara Göttle sei zunächst etwas skeptisch gewesen, weil es die Nachbarn zur Bedingung gemacht haben, dass auf diesem Grundstück kein Gewerbe betrieben werden dürfe, das zu Lärm oder auch „Erschütterungen, übermäßiger Rauch- und Rußentwicklung“ führe, sagt Precht.

Schokoladenquadrat wurde erst 1932 erfunden

 Aber die Ritters bekamen es dann zum Glück schwarz auf weiß im Kaufvertrag: „Die von den Käufern beabsichtigte Einrichtung einer Bonbonfabrik fällt nicht unter dieses Verbot.“ Das berühmte Schokoladenquadrat hat Clara Ritter jedoch erst 1932 erfunden, drei Jahre nach dem Umzug nach Waldenbuch.

Jörn Precht ist mehrfach preisgekrönter Drehbuchautor für Kino- und Fernsehproduktionen sowie Spiegel-Bestsellerautor. Seit 2012 lehrt er als Professor an der Stuttgarter Hochschule der Medien und veröffentlicht Sachbücher mit dem von ihm gegründeten Storytelling-Institut. Er liest am Freitag,26. September, aus dem Buch, um 17.30 Uhr im Raiser-Saal, Wilhelmstraße 8. Veranstalter ist die Begegnungsstätte des Evangelischen Vereins. Der Eintritt ist frei.