Der Kölner Künstler Gunter Demnig beim Verlegen eines Stolpersteins. Die Gedenktafel aus Messing gibt es mittlerweile an mehr als 500 Orten in Deutschland. Foto: Privat

Gunter Demnig ist am Montag, 15. April, in Zuffenhausen, Feuerbach und Weilimdorf unterwegs.

Stuttgart - Am Samstag, 13., und Montag, 15. April wird der Kölner Künstler Gunter Demnig in Stuttgart weitere 34 Stolpersteine verlegen, vier davon in Zuffenhausen, Feuerbach und Weilimdorf. Bereits am Freitag, 12. April, gibt es im Bürgerhaus Rot an der Auricher Straße 34 von 18 Uhr an den Film „Lebensunwert“ zu sehen, in dem es um Kinder-Euthanasie geht.

Die Stolperstein-Verlegung im Stuttgarter Norden findet am Montag, 15. April, statt. In Zuffenhausen wird dabei zweier Kinder gedacht, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, weil sie behindert waren. Zunächst wird Gunter Demnig um 8 Uhr an der Pliensäckerstraße 6 (früher: Pliensäckerstraße 15) einen Stein für Hans Eugen Lang in die Erde setzen. Lang, am 29. März 1926 geboren, war erst 14 Jahre alt, als er am 10. September 1940 in Grafeneck mit Giftgas getötet wurde. Er war wegen seiner Behinderung bereits 1934, also mit acht Jahren, in die Heilanstalt Stetten gebracht worden. Ob das der Wunsch seiner Eltern gewesen ist oder ob es auf Veranlassung der NS-Behörden geschah, ist nicht bekannt. Am 10. September 1940 wurde er in Stetten zusammen mit anderen Leidensgenossen mit einem Bus abgeholt und noch am selben Tag in Grafeneck ermordet.

Nicht viel ist über Gerda Wild bekannt

Erst drei Jahre alt ist Gerda Wild gewesen, als sie dem NS-Terror zum Opfer fiel. Gegen 8.15 Uhr wird Gunter Demnig am Montag am Zuffenhäuser Reinhold-Brändle-Weg 8 (früher: In den Pliensäckern 19 C) einen Stolperstein für sie verlegen. Nicht viel ist über Gerda Wild bekannt. Geboren worden war sie am 21. Mai 1940 als Tochter eines Bauarbeiters. Am 21. September 1943 wurde sie in die Heilanstalt Eichberg eingewiesen und dort am 5. Oktober 1943 ermordet.

Nach der Stolperstein-Verlegung in Zuffenhausen wird Gunter Demnig nach Weilimdorf fahren, um dort gegen 8.45 Uhr vor dem Gebäude Drostestraße 6 einzutreffen. Dort hat früher Gertrud Wellner gelebt. Wellner, Jahrgang 1915, war Tochter eines Buchbinders. Sie kam mit einem Geburtsfehler zur Welt, der sie auf einem Auge beinahe blind machte. Sie galt, wohl zu Unrecht, als schwachsinnig und lernte weder Lesen noch Schreiben. Mit sechs Jahren kam sie zum ersten Mal in die Einrichtung für Behinderte nach Stetten im Remstal, wo sie immer wieder einige Zeit verbringen musste. Ihr Zustand verschlimmerte sich zunehmend. Zornausbrüche und Tobsuchtsanfälle sorgten dafür, dass sie als gemeingefährlich galt. Ein Bericht aus dem Jahr 1938, der in Schwäbisch Hall erstellt worden war, bescheinigte ihr allerdings, dass sie keine Schwierigkeiten mache und sich ruhig verhalte. Ermordet wurde sie am 10. März 1941 in der Gaskammer der NS-Tötungsanstalt im hessischen Hadamar.

Gegen 9.15 Uhr wird Gunter Demnig Station in Feuerbach machen, und zwar an der Helmstettstraße 9. Dort wird mit einem Stolperstein Marie Bofinger gedacht. Dabei sein wird auch die 10. Klasse der Realschule Feuerbach. Marie Bofinger, geborene Betsch, kam im August 1899 in Feuerbach zur Welt. Früh heiratete sie den Gipser Gustav Bofinger, wurde aber schon mit 19 Jahren Witwe. 1922 wurde sie in die Nervenklinik Tübingen eingewiesen. Ihre Erkrankung, im Volksmund „Schockstarre“ genannt, war möglicherweise auf den frühen Tod ihres Ehemannes zurückzuführen. 1923 wurde sie wieder entlassen, ihr Zustand verschlechterte sich aber und sie kam in die Heilanstalt Winnenden, wo Schizophrenie diagnostiziert wurde. Am 30. Mai 1940 schrieb der zuständige Arzt „verlegt“ in ihr Krankenblatt. Wohin, das wurde dort bewusst nicht vermerkt. Ziel war Grafeneck. Der Entlassungstag für Marie Bofinger war auch ihr Todestag: In der zur Gaskammer umgebauten Autogarage der Tötungsanstalt endete ihr Leben.