Trotz deutlich gestiegenen Umsatzerlösen müssen die Stuttgarter Kickers bei ihrer Mitgliederversammlung ein Jahresdefizit von knapp 64 000 Euro verkünden. Das zeigt auch, wie herausfordernd die vierthöchste Liga ist.
Wenn Rainer Lorz dem abgelaufenen Geschäftsjahr der Stuttgarter Kickers eine Überschrift geben müsste, dann würde diese lauten: „Trotz Fortschritten weiter herausfordernd.“ Die Fortschritte beziehen sich auf den Sprung in die Regionalliga, in der es zuletzt zwei Siege hintereinander gab. Herausfordernd bleibt, trotz gestiegenen Werbeerträge, die Finanzierbarkeit einer sportlich ambitionierten Mannschaft.
Dies zeigt auch das Bilanzergebnis für den Zeitraum vom 1. Juli 2023 bis zum 30. Juni 2024: Lorz musste am Montagabend bei der sehr harmonisch verlaufenen Mitgliederversammlung im SSB-Veranstaltungszentrum Waldaupark den anwesenden 262 Mitgliedern (von insgesamt 3572) ein Defizit von 64 000 Euro verkünden. Die bilanzielle Überschuldung (negatives Eigenkapital) beträgt zwei Millionen Euro. Aufgrund der positiven Fortschreibungsprognose hat dies keine direkten Auswirkungen.
Das abgelaufene Geschäftsjahr war nach fünf Spielzeiten in der Oberliga geprägt von der ersten Regionalligasaison nach dem Aufstieg. Der lang ersehnte Sprung in die vierte Liga und die damit verbundene Euphorie brachte ein deutliches Plus an Einnahmen. Durch neue Sponsoren und besser dotierte Werbeverträge stiegen diese gegenüber dem Vorjahr um über eine Million Euro auf 2,751 Millionen Euro. Die Erträge insgesamt beliefen sich auf 7,302 Millionen Euro. In der Saison 2022/23 standen nur 6,071 Millionen Euro zu Buche.
Prämien verschlangen Geld
Diesem klaren Plus stehen jedoch deutlich höhere Personalkosten für die erste Mannschaft samt Funktionsteam gegenüber. Von 2,089 Millionen Euro kletterten diese auf 2,621 Millionen Euro. „Die Mannschaft hat viele Spiele gewonnen, stand lange auf dem ersten Platz, die Prämien verschlangen entsprechend viel Geld. Umso bedauerlicher, dass wir am Ende den Aufstieg in die dritte Liga verpasst haben“, sagte Lorz dazu.
Die Blauen blieben in der Regionalliga – und damit „in einer sehr herausfordernden und anspruchsvollen Spielklasse“, wie der Kickers-Chef betonte. Die Grundgehälter sind angestiegen, die Fahrtkosten nahmen zu, weitere Schritte in Sachen Professionalisierung wie zum Beispiel eine bessere medizinische Versorgung der Spieler ließen die Aufwendungen anwachsen. Doch Fernsehgelder gibt es keine, im Gegensatz zur dritten Liga, in der jeder Club pro Saison rund 1,3 Millionen Euro kassiert.
Kernproblem bleibt, den Spagat hinzubekommen zwischen sportlichen Ambitionen und Finanzierbarkeit. „Die Regionalliga ist ein Kraftakt. Um oben mitzuspielen, brauchst du einen guten Etat. Wir haben zwar eine stabile und wachsende Sponsorenbasis, aber eben auch eine deutlich gestiegene Ausgabensituation, weshalb wir in diesem Bereich den Rotstift ansetzen müssen“, kündigte Lorz an. Eine der Einsparmaßnahmen: Auf ein Wintertrainingslager im sonnigen Süden wird verzichtet.
Unterdessen standen auch Neuwahlen auf der Tagesordnung. Fünf neue Mitglieder hatten sich für die Amtsperiode bis 2027 für den Aufsichtsrat aufstellen lassen. Die Wahlen durch die Mitglieder waren bei Redaktionsschluss noch nicht beendet. Die Satzung sieht vor, dass der Aufsichtsrat den Präsidenten bestimmt. Rainer Lorz hatte sich im Vorfeld bereit erklärt, sich noch einmal zur Verfügung zu stellen. Allerdings nicht für die komplette Amtszeit, sondern maximal bis Ende 2025. „Sie können sich auf mich verlassen: Ich werde das Amt so gut übergeben, wie eben nur möglich“, sagte Lorz.