Die Fassade des Schwabenzentrums dient als tragendes Element. Ein Eingriff sei laut Investor unmöglich. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ein Teil der Gebäude an der Eberhardstraße wird durch einen Neubau mit Büros, Einzelhandel und Gastronomie ersetzt. Stadt und Gemeinderat erhoffen sich eine bessere Anbindung an die B 14 und das Bohnenviertel.

Es ist ein weiterer, zentraler Baustein zur Weiterentwicklung der Stuttgarter Innenstadt. Der amerikanische Investor Hines Immobilien plant den vorderen Bereich des Schwabenzentrums abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. An der Eberhardstraße 1–5 soll so bis 2028 ein moderner Gebäudekomplex mit Einzelhandel, Büros und Gastronomie entstehen – das Central One. Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat erhoffen sich durch die Neugestaltung eine bessere Anbindung der Hauptstätter Straße (B 14) und des gegenüberliegenden Bohnenviertels an die City.

 

Sanierung kommt für Investor nicht infrage

Bereits vor zweieinhalb Jahren hatte ein Immobilienfonds des Familienunternehmens den vorderen Bereich des zwischen 1979 und 1984 erbauten Schwabenzentrums von der Allianz Leben erworben. Seitdem „haben wir die Bausubstanz eingehend untersucht“, betonte Emanuel Coskun, Managing Director bei Hines Deutschland am Standort Stuttgart, bei der Präsentation im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik. Das klare Urteil: „Im jetzigen Zustand können wir die Flächen nicht mehr vermieten.“ Daher wurden die Mietverträge nicht mehr verlängert, inzwischen stehen die Gebäude leer. Ziel sei es, eine neue Sichtachse vom Marktplatz über die B 14 zum Bohnenviertel zu schaffen.

Dafür wird der vordere Teil des Schwabenzentrums abgerissen. Eine Sanierung komme nicht infrage, da die Außenfassade als tragendes Elemente dient, und auch, weil im Untergrund der Nesenbach fließt. Ein Eingriff sei daher nicht möglich. „Bestehen bleiben lediglich das Untergeschoss und die Grundmauern des ersten Stocks“, erklärte Architekt Matthias Both vom Stuttgarter Büro Blocher Partners. Darauf sollen in Holz-Hybrid-Bauweise die weiteren Stockwerke – analog zur jetzigen Höhe – aufgesetzt werden. Die Tiefgarage bleibt bestehen, ebenso im Untergeschoss der Zugang zur Stadtbahn-Haltestelle Rathaus und die Verbindung zum Bohnenviertel.

Zusätzlich könnten dort ein Supermarkt und ein Drogeriegeschäft angesiedelt werden. Im Erdgeschoss sind kleinteilige Geschäfte und Gastronomie geplant, in den oberen Etagen Büroräume.

Neue Sichtachse zwischen Marktplatz und Bohnenviertel

Generell wollen „wir das Gebäude mehr öffnen“, betonte Both. Unter anderem durch eine neue Raumhöhe von bis zu 4,50 Meter in der Passage, vor allem aber durch eine größere Freifläche für die Außengastronomie auf der Seite der Hauptstätter Straße. Zudem hat sich der Investor selbst auferlegt, dass das neue Gebäude CO2-neutral sein soll, zudem die höchsten Maßstäbe der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, den Goldstandard, erfüllt. Dazu sollen großzügige Photovoltaikanlagen auf dem Dach und an der Fassade beitragen. Bereits nach dem Ende der Sommerferien sollen laut Coskun die ersten Abrissarbeiten beginnen.

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Aus stadtgestalterischer Sicht ist laut Johannes Dörle vom Stadtplanungsamt vor allem wichtig, dass sich der neue Gebäudekomplex „nach allen Seiten hin öffnet und nicht wie bisher einen Riegel zur Hauptstätter Straße (B 14) bildet“. So soll eine merkbare neue Achse vom zukünftigen Haus für Film und Medien – das derzeit mit einem neuen Mobility-Hub auf dem Gelände des ehemaligen Breuninger-Parkhauses entsteht – und dem dann autofreien Leonhardsplatz über das Central One bis zum Marktplatz entstehen.

Baubürgermeister Peter Pätzold (Bündnis 90/Grüne) zeigte sich erfreut, dass „an diesem wichtigen Projekt etwas vorangeht, vor allem da es in die städtebauliche Planung in der Innenstadt passt“. Genau in diesem Zusammenhang gelte es aus Sicht von Björn Peterhoff (Grüne) und Lucia Schanbacher (SPD), das Central One von der Verwaltung weiter zu begleiten. Zum einen müsse ein barrierefreier Zugang zur unterirdischen Stadtbahn-Haltestelle Rathaus von der Eberhardstraße gewährleistet sein, zum anderen „sollte der Bau mit dem Vorhaben zur Umgestaltung der B 14 abgestimmt werden“. Durch den derzeit laufenden städtebaulichen Wettbewerb soll die Hauptstätter Straße so weit wie möglich zurückgebaut werden und ein direkter Zugang zum gegenüber liegenden Bohnenviertel entstehen.

„Renaturierung am Ufer“ der B14

Kritik hagelte es hingegen von Hannes Rockenbauch (SÖS) am Wegfall des verschnörkelten Treppenaufgangs: „Dadurch würde ein öffentliches Wegerecht entfallen“ – ebenso wie an der gesamten Baumaßnahme. Durch den Abriss und Neubau werde zu viel „graue Energie“ verschwendet. Demgegenüber sehen CDU und FDP vielmehr, dass dadurch zumindest ein Teil des Bedarfs an modernen Büroräumen gedeckt werden könnte, was dann auch „zur Belebung der Innenstadt beitrage“.

Wohlwollend steht den Planungen auch der Bezirksbeirat Mitte gegenüber. Sehe man es doch bildlich als „Renaturierung eines Ufers“, wie Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle betonte, wenn der geplante Fluss der Autos auf der Hauptstätter Straße (B 14) gemäß den städtischen Planungen einmal weniger werden sollte und so eine bessere Anbindung zwischen dem Bohnenviertel und der Innenstadt entstehen soll.