Der Autozulieferer Mahle will 1000 Stellen streichen und ruft damit die Gewerkschaft auf den Plan. Die kritisiert nicht nur den Plan, sondern auch den Zeitdruck, den Mahle ausübe.
Die IG Metall will die Ankündigung von Mahle-Chef Arnd Franz, bei dem Autozulieferer 1000 Stellen zu streichen, so nicht akzeptieren und pocht auf Verhandlungen auf Augenhöhe. Franz agiere nach der Devise: „Ich brauche kurzfristig Geld, um für die Kreditgeber ein besseres Rating zu bekommen, und das hole ich mir einfach bei den Mitarbeitern“, sagte der für Mahle zuständige Gewerkschaftssekretär Detlef Schwoon unserer Zeitung.
Franz hatte im Interview mit unserer Zeitung erklärt, von den weltweit 1000 Stellen solle die Hälfte in Deutschland gestrichen werden. Der Abbau in Deutschland solle vor allem den Standort Stuttgart betreffen. Dadurch wolle Mahle vom kommenden Jahr an 150 Millionen Euro pro Jahr einsparen.
Bei einer Informationsveranstaltung für die Betriebsräte habe Franz seine Sparpläne am Montag so präsentiert, als sei alles „durchgerechnet und dermaßen perfekt überlegt, dass es dazu keine Alternative gebe“. Es gebe aber selbstverständlich Alternativen, zumal Franz die Rechnung von der falschen Seite der Gleichung aus angehe, so der Gewerkschafter.
„Die richtige Frage bei Mahle müsste anders lauten“
Franz ermittle einen bestimmten Geldbetrag, um den die Bilanz zum Zweck eines besseren Ratings aufgebessert werden solle, hole den Taschenrechner heraus und leite aus der angestrebten Summe eine bestimmte Zahl von Arbeitsplätzen ab, die gestrichen werden sollten. „Die richtige Frage müsste aber lauten: Wo sehe ich die Zukunft des Unternehmens und wo investiere ich in sie?“
Seine Vorstellungen liefen darauf hinaus, dass Mahle zwar „vielleicht die angestrebten 150 Millionen Euro Einsparungen erreicht, dabei aber unglaublich viel Kompetenz verliert“. Überdies gehe es bei den Plänen immer auch um Menschen, um persönliche Schicksale und um Familien.
IG Metall will Zeitdruck bei Mahle nicht akzeptieren
Befremdet zeigt sich Schwoon davon, wie stark Franz auf schnelle Verhandlungsergebnisse drängt. Bevor eine Verhandlungsposition festgelegt werde, werde die Gewerkschaft in den Austausch mit ihren bei Mahle beschäftigten Mitgliedern gehen. Bisher habe das Unternehmen zur IG Metall aber noch keinen Kontakt aufgenommen.
Noch sei völlig unklar, welche Zugeständnisse Franz von den Mitarbeitern verlange. Sollte es dabei auch um Einschnitte in den Tarif gehen, etwa beim Urlaubsgeld, führe an der Gewerkschaft ohnehin kein Weg vorbei, erklärt Schwoon. Zugleich betont er, die IG Metall habe sich bisher nie verweigert, wenn Firmen in wirkliche Notlagen geraten seien. „Es ist logisch, dass in solchen Fällen auch Mitglieder der IG Metall bereit sind, auf etwas zu verzichten, um ihre Arbeitsplätze zu sichern.“
Das bedeute im Umkehrschluss aber auch, dass es keine Zugeständnisse ohne Gegenleistung des Unternehmens geben könne. „Niemand wird bereit sein, auf tarifliche Leistungen wie das Urlaubsgeld zu verzichten, wenn der Arbeitsplatz am Ende trotzdem gestrichen wird und auch noch das Arbeitslosengeld geringer ausfällt.“
Für die IG Metall gelte es nun erst einmal, „die Mitarbeiter zusammenzutrommeln, eine Tarifkommission wählen zu lassen, ein Verhandlungsteam aufzustellen und eigene Gegenforderungen zu entwickeln“. Danach könne man mit dem Arbeitgeber verhandeln. „Mir fehlt die Fantasie, mir vorzustellen, all das innerhalb von vier Wochen vernünftig abzuschließen.“
Gewerkschaft ist nicht an Eskalation interessiert
Immer wieder versuchten Unternehmen, durch die Ankündigung von Sparprogrammen kurz vor Jahresende „Panik zu verbreiten und Zeitdruck aufzubauen. Aber diesem Druck werden wir uns als Gewerkschaft nicht beugen und der Betriebsrat auch nicht.“
Zugleich macht Schwoon deutlich, dass ihm an einer Eskalation nicht gelegen sei. „Wir müssen jetzt erst einmal schauen, ob wir in vernünftige Gespräche eintreten können“, so der Gewerkschafter. Aber wenn das Unternehmen mit der Belegschaft nicht angemessen umgehe, „sind wir natürlich in der Lage und bereit, das ganz große Geschirr auszupacken“.