Der Nesenbachkanal in der Cannstatter Straße muss zwischen Neckartor und Mineralbädern neu gebaut werden. Nicht alle Wünsche können während der langen Bauzeit berücksichtigt werden.
„Die Finanzierung ist gesichert“, betonte Jürgen Mutz, der Leiter des Tiefbauamts in der vergangenen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Technik im Stuttgarter Gemeinderat. Keine Selbstverständlichkeit angesichts knapper Stadtkassen. Schließlich verschlingt die geplante Sanierung des Nesenbachkanals in der Cannstatter Straße in den kommenden Jahren geschätzt mehr als 100 Millionen Euro.
Bauzeit beträgt mehrere Jahre
Durch die enorme Belastung von bis zu 70 000 Fahrzeugen am Tag ist das mehr als 60 Jahre alte Bauwerk, das zwischen dem Neckartor und den Mineralbädern unter der B 14 verläuft, stark beschädigt. Eine Sanierung komme laut Mutz nicht mehr in Frage. Geplant ist daher ein Neubau unter der gegenüberliegenden Straßenseite der Cannstatter Straße – wie die B14 in diesem Abschnitt heißt – in Richtung Schwanenplatztunnel und Leuzeknoten. Integriert wird dabei ein Abwasser-Wärmetauscher, der Energie gewinnen soll. Der eigentliche Startschuss soll Ende 2026 fallen, die Bauzeit mindestens fünf Jahre betragen.
Aber bereits Ende November beginnen die vorbereitenden Maßnahmen. Bis Mitte kommenden Jahres wird unter anderem auf einer Länge von rund 800 Metern der Mittelstreifen zurückgebaut, damit dieser überfahren werden kann und somit stets zwei Fahrbahnen in beide Richtungen zur Verfügung stehen. Dass die Maßnahmen bewusst nach vorne gezogen wurden, um dem Schienenersatzverkehr während der Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke für die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 aus dem Weg zu gehen, fand großen Zuspruch. Hingegen taten sich die Stadträte sichtlich schwer mit der Absage an eine vorübergehende Fahrradspur zwischen der B14 und der Lärmschutzwand zum Schlossgarten.
Nur übergroße Laster müssen über die Neckarstraße fahren
Diese mache aus Sicht von Mutz aber keinen Sinn. „Wir könnten die Radspur aufgrund der beengten Verhältnisse nicht auf der gesamten Länge und nur mit einer Breite von drei Metern einrichten“, betonte der Amtsleiter. Das sei vor allem im Gegenverkehr nicht attraktiv für Radfahrer. Vor allem aber „muss die Spur auch wieder aufgegeben werden, wenn es an den Rückbau des alten Kanals geht“.
Den Befürchtungen des Bezirksbeirats Ost, dass der Schwerlastverkehr über die Neckarstraße umgeleitet würde, erteilte Amtsleiter eine teilweise Absage. Nach wie vor könnten Lastwagen auf der Cannstatter Straße verkehren – aufgrund der Schäden allerdings stadteinwärts lediglich auf der rechten Spur. Betroffen sei vielmehr „der Schwerlastverkehr mit Übergröße“. Zudem handele es sich nur um einen kurzen Abschnitt.
Ausweichfläche für Berger Festplatz gefordert
Keine Lösung ist derzeit für den Verlust des Berger Festplatzes in Sicht. Auf der erst für mehr als 100 000 Euro mit einem Zelt und neuer Technik hergerichteten Veranstaltungsfläche ist eine Baustelleneinrichtung geplant. „Sollte diese über Jahre gesperrt bleiben, wird das beliebte Berger Fest sicher nicht mehr wiederbelebt werden können“, befürchtet der Bezirksvorsteher von Stuttgart-Ost, Armin Serwani. Daher soll die Stadt auch mit dem Land als Eigentümer des Rosensteinparks in Verhandlungen über eine Ausweichfläche treten.
Gleiches gilt nach Ansicht der Stadträte auch hinsichtlich des Denkmalschutzes für die Lärmschutzmauer entlang der B14. Die Planungen der Stadt sehen von Anfang an vor, diese im Anschluss an die Sanierung des Abwasserkanals und einer möglichen Umgestaltung der Bundesstraße zu öffnen und neue Verbindungen aus dem Stuttgarter Norden in den Osten über die Cannstatter Straße hinweg zu schaffen. „Wir können den Denkmalschutz nicht beeinflussen“, stellte Mutz klar, „wir werden sehen, wie wir damit umgehen können.“