Angela Glajcar ist Papierbildhauerin und Hauptstipendiatin des Waiblinger Stipendiums für Zeichnung und Papierkunst. Foto: Maximilian Brucker

Angela Glajcar erschafft aus handgerissenem Papier beeindruckende Installationen mit räumlichem Charakter. Nächstes Jahr wird sie sechs Wochen lang vor Ort in Waiblingen arbeiten.

Leicht, zerbrechlich, zart – diese Begriffe kommen beim Wort „Papierkunst“ zuerst in den Sinn. Doch die Papier-Installationen von Angela Glajcar entsprechen diesen Vorstellungen kein bisschen. Die deutsche, international bekannte Künstlerin erschafft aus Papier Installationen, die häufig beeindruckende Maße und einen monumentalen, räumlichen Charakter haben.

 

Jetzt hat die Stadt Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) bekannt gegeben, dass Angela Glajcar die Hauptstipendiatin des Waiblinger Papierkunststipendiums 2026 ist. Die Idee hinter dieser Auszeichnung ist, dass ein etablierter Kunstschaffender sechs Wochen lang als Mentor zusammen mit jungen Talenten vor Ort in der Stadt arbeitet.

Im Jahr 2023 ist das Stipendium erstmals vergeben worden. Mit dem Hauptpreis bedacht wurde damals die Papierkünstlerin Katrin Ströbel, die gemeinsam mit den drei Nachwuchskünstlerinnen Valentine Gardiennet, Nele Hendrikje Sandner und Khadija El Abyad arbeitete. Ströbel nutzte die Galerie Stihl als Atelier, die drei Nachwuchstalente werkelten im Kameralamt.

In Waiblingen ist Angela Glajcar keine Unbekannte: Im Herbst vergangenen Jahres hing dort in der Michaelskirche ein von ihr geschaffenes, etwa sechs Meter langes, drei Meter hohes und rund 90 Kilo schweres Kunstwerk von der Decke. Der Förderverein Freunde der Galerie Stihl Waiblingen hatte in dem Gotteshaus ein Herbstfestival zum Thema Papier organisiert.

Riesige Papierskulptur in der Michaelskirche

Eine monumentale Papierinstallation von Angela Glajcar war im Herbst 2024 in der Waiblinger Michaelskirche zu sehen. (Archivbild) Foto: Gottfried Stoppel

Das im Kirchenraum schwebende Papierkunstwerk war quasi ein Vorgeschmack auf weitere Arbeiten von Glajcar, die im kommenden Jahr in der Galerie Stihl Waiblingen zu sehen sein werden. Während ihres Aufenthalts in Waiblingen wird Angela Glajcar auch neue Werke angehen. Welche Nachwuchstalente sie als Mentorin unterstützen wird, das zeigt sich erst nach dem Ende der internationalen Ausschreibung, die im Herbst beginnen soll.

Unverhofftes Erbe ermöglicht Stipendium

Das noch recht neue Papierkunststipendium kann die Stadt Waiblingen ausloben, weil sie von der Eva Mayr-Stihl Stiftung unterstützt wird. Diese wiederum nutzt Gelder aus dem Nachlass von Renate Reichert. Die Stuttgarterin vermachte der Stiftung eine erkleckliche Summe – verbunden mit der Auflage, dass diese ihr Vermögen „zur Förderung zeitgenössischer Künstler, zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses und zur Durchführung von Ausstellungen für solch junge Talente“ einsetzt.

Angela Glajcar, die 1970 geboren ist, hat an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg Bildhauerei studiert und arbeitete zunächst mit Holz und Metall. Während der Konzeption ihrer schweren Skulpturen habe sie „die kraftvolle Flexibilität des häufig als fragil bezeichneten zweidimensionalen Werkstoffs Papier entdeckt“ und einen neuen Umgang mit Papier entwickelt, heißt es.

Anja Gerdemann, die Leiterin der Galerie Stihl Waiblingen, betont: „Angela Glajcars Umgang mit dem Medium Papier ist ungewöhnlich: Ihre Technik des Reißens ist einerseits bildhauerische Methode, andererseits von zeichnerischer Qualität. Diese Ambivalenz ist enorm anziehend und wird in unseren Räumen eine ganz eigene Wirkmacht entfalten.“