Musicalstar Alexander Klaws (hier beim Schlussapplaus) feiert in Stuttgart als Tarzan das Comeback in seiner Paraderolle. Foto: engelhard-photography

Disneys Dschungel ist für ihn „die Formel 1 des Musicals“. Diesen Hochleistungssport beherrscht TV-Star Alexander Klaws auch mit 41 Jahren. Bei seiner Premiere als Stuttgarts neuer Tarzan führt er die Show auf ein neues Level. Das Publikum tobt.

Vielleicht ist es ein bisschen wie beim Fußball. Sobald ein Spitzenspieler, den die Fans lieben, eingewechselt wird, geht ein Ruck durch die Reihen und die gesamte Mannschaft wird mitgerissen, auf dass jeder einzelne über sich selbst hinauswächst. Boris Ritter, der Musikalische Leiter des Musicals „Tarzan“, hat’s am Samstagabend mit seiner Band gespürt, die nicht unten im Orchestergraben sitzt, sondern in einem Extra-Raum etwas abseits. Als Alexander Klaws, der 2003 der erste Sieger von „Deutschland sucht den Superstar“ geworden ist und seitdem eine atemberaubende Karriere hingelegt hat, zum ersten Mal im ausverkauften Palladium-Theater in bis zu 17 Metern Höhe an der Liane über den Köpfen des Publikums zur Bühne schwebt, ist das Feuer sofort entfacht.

 

Bei der After-Show-Party berichtet Ritter später, wie seine Musikerinnen und Musiker von diesem Moment an gespürt haben, dass dieser Abend ein ganz besonderer wird. Und sie haben dann noch mehr gegeben als sonst ohnehin schon.

Auf dem grünen Teppich: Die früheren Spitzensportlerinnen Magdalena Brzeska und Monika Sovanska Foto: Lichtgut //Ferdinando Iannone

In Herbst zieht „Tarzan“ nach Hamburg

Auch Alexander Klaws selbst, der mit 41 Jahren und einem Superbody noch lange nicht zu alt für den Urwald-Helden ist, erzählt zu später Stunde im oberen Foyer, wie ihn seine Stuttgart-Premiere „voll geflasht“ hat. „Ich bin normalerweise nicht so nah am Wasser gebaut, aber als ich hinter der Bühne die Musik und das Babyschreien hörte, habe ich an mein Kind gedacht und habe schlucken müssen“, sagt er.

Der in Nordrhein-Westfalen geborene Klaws ist Profi genug, um auf die Minute perfekt zu sein, wenn es darauf ankommt. Mit stürmischem Beifall wird er vom Publikum empfangen, in dem viele Fans sitzen, die eigens wegen ihm gekommen sind. Dazu lud die Stage Entertainment einige Stadtprominente, Influencer und „TV-Persönlichkeiten“ ein, wie es auf der VIP-Liste heißt, auf dass sie in die Internet-Welt hinausposaunen, dass „Tarzan“ in Stuttgart noch mal aufdreht vor dem Abschied im September und dem Umzug nach Hamburg.

Seit Stuttgart Disney-Stadt ist, also zur Urwald-Show noch die „Eiskönigin“ ebenfalls aus der kalifornischen Traumfabrik auf der anderen Straßenseite gespielt wird, ist „Tarzan“ in der Gunst des Publikums etwas in den Schatten geraten. Anna und Elsa samt Schneemann Olaf & Co. sorgen für einen Mega-Kartenverkauf, da tut sich die Geschichte vom Jungen, der von Affen adoptiert wird, die schon 2013 in Stuttgart zu sehen war, etwas schwer.

Klaws gibt in Stuttgart 15-mal den Tarzan

Doch der Name Alexander Klaws, der für 15 Vorstellungen an den Wochenenden bis April gebucht wurde, erweist sich als Publikumsmagnet. Wenn er auftritt, schnellen die Verkaufszahlen in die Höhe. Bei seinem ersten Auftritt in Stuttgart – auch bei keinem anderen Musical war er bisher hier zu sehen – ist die Begeisterung im Theater mindestens so groß, als feiere die Stage in Stuttgart endlich doch mal eine deutsche Uraufführung – sonst wird in Möhringen zum Bedauern vieler Musicalfans meist nur das gezeigt, was sich in Hamburg bewährt hat.

„Das war nicht von dieser Welt“

„Das Stuttgarter Publikum ist der Hammer, das war nicht von dieser Welt“, schwärmt Klaws bei der After-Show-Party, „diese unglaubliche Energie aus dem Saal hat uns heftig gepusht.“ Eine Show sei immer so gut, sagt er, wie das schwächste Glied aller. Doch Schwächen konnte er überhaupt nicht erkennen in dieser Nacht. Die Rückkehr zur „Tarzan“-Rolle, die er in Hamburg und Oberhausen bis 2017 gespielt hat, werde für immer zu den Höhepunkten seiner Karriere zählen. „Das i-Tüpfelchen wäre gewesen, wenn auch Phil Collins gekommen wäre“, fügt der 41-Jährige hinzu.

Die „Tarzan“-Show sei ohnehin das Beste gewesen, was ihm passieren konnte. Denn bei der Hamburger Spielzeit lernte er seine große Liebe Nadja Scheiwiller kennen, die damals die Jane spielte – heute haben die beiden drei Kinder. „Sie hat mir als meine Flugtrainerin das Fliegen beigebracht“, erinnert er sich gern.

Unter den Gästen. Eric Gauthier mit seinen drei Kindern und seiner Freundin. Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone

Seit Monaten hat Klaws seine Ernährung umgestellt und auf Kohlenhydrate am Abend völlig verzichtet. Das heftige Training hat sich sichtbar ausgezahlt. Da Klaws zuletzt den Winnetou bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg verkörperte, war er vom vielen Reiten fit genug für die körperlich anstrengende Rolle als Tarzan.

Auf dem grünen Teppich vor der Fotowand gesehen: Tanz-Star Eric Gauthier, der mit seinen drei Kindern und mit Freundin gekommen ist, Magdalena Brezska, bekannt durch die Rhythmische Sportgymnastik, SWR-Nachrichtenfrau Tatjana Geßler, Regisseur Gerd Schneider, Musicalstar Aisata Blackman, Shona Fraser, die 2003 bei Klaws in der DSDS-Jury saß, DJane Alegra Cole, Christina Semrau vom Kinderhospiz, Witze-Erzähler Oli Gimber aus Pforzheim sowie die frühere Spitzenfechterin Monika Sozanska, die Single ist, wie sie sagt, und ihren „Tarzan“ sucht.

Was kommt nach Tarzan nach Stuttgart?

Bis September bleibt die Disney-Urwald-Show in Stuttgart, die mit dem Haupt-Tarzan Terence van der Loo ebenfalls äußert sehenswert ist. Was danach im Palladium-Theater kommt? Die Musiker der Band wissen es noch nicht. Obwohl nur noch sieben Monate bleiben bis zur nächsten Stuttgart-Premiere und bald die Auditions beginnen müssten, habe die Stage Entertainment ihre Entscheidung über das nächste Stück noch nicht mitgeteilt, ist zu hören. Im Gespräch sind unter anderem „We Will Rock You“ und „Back To The Future“.

Boris Ritter, der Musikalische Leiter, würde sich „Wicked“ wünschen – der Musicalfilm ist für den Oscar 2025 nominiert. Doch der Dirigent glaubt nicht, dass die Rückkehr nach Stuttgart gelingt (Premiere war hier 2007), weil man die Kulissen von damals nicht mehr verwenden könne und neue schaffen müsse. Dafür sei die Zeit bis Herbst zu knapp. Eines jedenfalls scheint sicher: ein weiteres Disney-Musical dürfte es nicht sein.