Aus der Not geboren: Das Pop-up-Pressezentrum der Spvgg Renningen beim Bezirksliga-Relegationsspiel TSV Heimsheim gegen SGV Murr Foto: Jürgen Kemmner

Die knallharten Gesetze des Print-Journalismus bringen unseren Reporter in Not – die Spvgg Renningen erweist sich als hervorragender Helfer in technischer wie menschlicher Hinsicht.

Für einen guten Reporter findet sich überall ein Plätzchen. Das hat ein renommierter Journalist einmal gesagt, und man kann ihm nur beipflichten: absolut zutreffend! Es gibt eigentlich fast keinen Ort, an dem ein ambitionierter und anpassungsfähiger Sportreporter nicht in der Lage wäre, seine Geschichten zu schreiben.

 

Etwa am Rande einer Eishockey-WM in einem Abstellraum in der Halle, weil das Pressezentrum noch nicht geöffnet hat und das Interview mit dem Bundestrainer raus muss. Oder bei Olympischen Spielen in einem Bus auf dem ruckeligen Weg von einem Wettkampfort zum nächsten, um die Goldmedaille der Eiskunstläufer Aljona Savchenko/Bruno Massot in eine rührende Geschichte zu verpacken. Oder am Nürburgring bei der Formel 1 auf dem Vordach am Fenster des Hotelzimmers, weil nur dort das WLAN-Signal stark genug ist, um ins Redaktionssystem zu kommen. Wo ein Wille ist, tut sich meist auch ein Weg auf.

So auch in Renningen, ein paar sportliche Etagen tiefer als WM oder Olympia. Um das Relegationsspiel um den letzten freien Platz in der Fußball-Bezirksliga zwischen dem TSV Heimsheim und SGV Murr am Sonntag rechtzeitig zum frühen Redaktionsschluss informativ und lesenswert abzuliefern, ging ohne den Gastgeber Spvgg Renningen gar nichts. Ein leistungsfähiger WLAN sowie ein Rückzugsort waren dringend nötig, sonst würde die Berichterstattung vom Hochtemperatur-Match zwischen den Heimsheimern und der Abordnung aus Murr nicht den Maßstäben entsprechen, die ein guter Sportreporter von sich erwartet.

Der TSV Heimsheim und sein Anhang bejubelten den 2:0-Sieg über SGV Murr plus den Aufstieg in die Bezirksliga. Foto: Andreas Gorr

Und die Renninger bewiesen, dass sie nicht nur Public Viewings bei einem Fußball-Großereignis wie WM oder EM ausrichten oder Rote Würste auf den Punkt genau braten können, sondern dass sie auch technisch wie menschlich ganz hervorragend aufgestellt sind. WLAN samt Passwort sind schnell besorgt und funktionieren erstklassig und in der schnuckeligen Vereinsküche – neben dem Verkauf von Pommes, Fleisch und Würsten – findet sich ein spartanisches Plätzchen zwischen Spülmaschine und Kaffeeautomat, an dem der Laptop aufgebaut werden kann. Als Sitzgelegenheit findet sich sogar eine rote Hartplastikbox, die sich zwar als nicht immer standsicher herausstellt, die aber einen nötigen Minimalkomfort bietet. Ein unkonventionelles Pop-up-Pressezentrum im Rankbachstadion. Was will man mehr?

Hinter Gittern: Der Blick vom Pop-up-Presseraum nach draußen auf den Platz der Spvgg Renningen. Foto: Jürgen Kemmner

Auch die Verpflegung muss sich nicht verstecken. Das Essensangebot des Verkaufsteams wird freundlich abgelehnt, es geht um Arbeit und nicht ums Schlemmen – aber ein Getränk bei mehr als 30 Grad Celsius macht nicht nur das Schreiben flüssiger. Auch wenn die bevorzugte Cola Zero nicht geliefert werden kann, sondern lediglich die Zuckervariante. Niemand ist perfekt, auch die Mantelhälfte, der der Heilige St. Martin dem Bettler umgelegt hat, bestand nicht aus feinstem Kaschmir ...

Die Geschichte vom Aufstieg des TSV Heimsheim war rechtzeitig fertig sowie in der nötigen Qualität. Daran hatte die Spvgg Renningen einen erklecklichen Anteil – und wir können den Journalisten-Kollegen in aller Welt nur zurufen: Bei der Spvgg Renningen gilt wie bei einem großen Autohersteller: Nichts ist unmöglich.