Die neue Kartierung zeigt die subglaziale Topografie der Antarktis so genau wie nie zuvor. Foto: © Bedmap3/ Pritchard et al./Scientific Data, 2025

Eine neue Karte zeigt die Landschaft unter dem Eispanzer der Antarktis so präzise wie nie zuvor. Sie enthüllt die Topografie der Berge, Schluchten und Senken, zeigt aber auch Überraschendes.

Die bisher detaillierteste Karte der Landschaft unter dem Eisschild der Antarktis wurde von einem Team internationaler Wissenschaftler unter der Leitung des British Antarctic Survey (BAS) und mit Beteiligung des Alfred-Wegener-Instituts erstellt.

 

Die Karte mit dem Namen Bedmap3 umfasst mehr als sechs Jahrzehnte an Vermessungsdaten, die mit Flugzeugen, Satelliten, Schiffen und sogar Hundeschlitten gesammelt wurden. Die Ergebnisse werden diese Woche in der Zeitschrift „Scientific Data“ veröffentlicht.

Klare Blick auf weißen Kontinent

Die Karte gibt uns einen klaren Blick auf den weißen Kontinent, als ob seine 27 Millionen Kubikkilometer Eis entfernt worden wären, und enthüllt die verborgenen Orte der höchsten Berge und der tiefsten Canyons.

Eine bemerkenswerte Änderung der Karte ist der Ort, der als der Ort mit dem dicksten darüber liegenden Eis gilt. Frühere Erhebungen sahen diesen Ort im Astrolabe-Becken im Adélie-Land. Die Neuinterpretation der Daten zeigt jedoch, dass es sich um einen unbenannten Canyon bei 76.052°S, 118.378°E in Wilkes Land handelt. Das Eis ist hier 4757 m dick und damit ungefähr so hoch wie der Mont Blanc.

Der kilometerdicke Eispanzer der Antarktis verdeckt die darunter liegende Topografie und macht es schwer, die Landschaften des Südpol-Kontinents zu kartieren. Foto: Alfred-Wegener-Institut Hemholtz/Pritchard et al/Bedmap3 Pritchard et al

Wie Eis über den südlichen Kontinent fließt

Bedmap3 wird nun zu einem wichtigen Instrument, um zu verstehen, wie die Antarktis auf eine Klimaerwärmung reagieren könnte. Denn es ermöglicht den Wissenschaftlern, die Wechselwirkungen zwischen dem Eisschild und dem Untergrund zu untersuchen.

„Dies sind die grundlegenden Informationen, die die Computermodelle untermauern, die wir verwenden, um zu untersuchen, wie das Eis über den Kontinent fließen wird, wenn die Temperaturen steigen“, erklärt Hamish Pritchard, Glaziologe am BAS und Hauptautor der Studie, in der die neue Karte beschrieben wird.

Bedmap3-Karte der antarktischen Eisdicken. Foto: © Bedmap3, Pritchard et al./ Scientific Data, 2025

Wie Sirup über einen Steinkuchen

„Stellen Sie sich vor, Sie gießen Sirup über einen Steinkuchen: Alle Klumpen, alle Unebenheiten bestimmen, wohin der Sirup fließt und wie schnell. Und so ist es auch in der Antarktis: Einige Erhebungen werden das fließende Eis aufhalten. Die Vertiefungen und glatten Stellen sind die Stellen, an denen das Eis beschleunigt werden könnte.“

Bedmap3 ist, wie der Name schon sagt, die dritte Version einer Karte, die ein Bild des Gesteinsuntergrunds der Antarktis zeichnet. Die Arbeiten daran begannen im Jahr 2001. Sie enthält mehr als doppelt so viele Datenpunkte wie die vorherigen (82 Millionen), die in einem 500 Meter großen Raster gemittelt wurden.

Der Pine-Island-Gletscher ist ein wichtiger Eisstrom in der westlichen Antarktis. Die Eismassen des Gletschersystems machen rund zehn Prozent des Westantarktischen Eisschilds aus. Foto: Nasa/dpa

Höhe, Dicke und Form des Eisschildes erfasst

Die neuesten Satellitendaten haben auch die Höhe und Form des Eisschildes und die Dicke der schwimmenden Schelfeise, die sich am Rande des Kontinents über den Ozean schieben, genauer erfasst.

Außerdem zeichnet die Karte eine umfassende neue, kontinentweite Ansicht der Gründungslinien auf. Die Stellen also, an denen das Inlandeis am Rande des Kontinents auf den Ozean trifft und als Eisschelf zu schwimmen beginnt.

Die Landschaft des Gesteinsbodens unter dem Eis der Antarktis wurde mit einer Vielzahl von Techniken erfasst, darunter Radar, seismische Reflexion (Schallwellen) und Schwerkraftmessungen (Gravimetrie).

Angesammeltes Schmelzwasser und Schneematsch auf Schelfeis in der Anaktis, das in den Südlichen Ozean fließt. Foto: Imago/All Canada Photos

„Antarktis ist anfälliger, als wir dachten“

„Generell ist klar geworden, dass der antarktische Eisschild dicker ist als bisher angenommen und ein größeres Volumen an Eis hat, das auf einem Felsbett unterhalb des Meeresspiegels ruht“, erläutert Olaf Eisen, Glaziologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

Besonders wichtig sei das am Rande des Kontinents, wo das Eis in Kontakt mit dem Ozean steht. Dadurch erhöhe sich das Risiko, dass mehr Eis schmilzt durch das Eindringen von wärmerem Ozeanwasser. „Bedmap3 zeigt uns, dass die Antarktis etwas anfälliger ist, als wir bisher dachten.“

Info: Antarktis

• Gesamtvolumen des antarktischen Eises, einschließlich Schelfeis: 27,17 Millionen Kubikkilometer

• Gesamtfläche des antarktischen Eises, einschließlich Schelfeis: 13,63 Millionen Quadratkilometer

• Mittlere Dicke des antarktischen Eises, einschließlich Schelfeis: 1948 Meter – ohne Schelfeis: 2148 Meter

• Potenzieller globaler Meeresspiegelanstieg, sollte das gesamte Eis schmelzen: 58 Meter

• Mittlere Höhe des Grundbetts: 74 Meter

• Tiefster Punkt unter dem Meeresspiegel: 2973 m (unter dem Byrd-Gletscher)

• Fläche unterhalb des Meeresspiegels: 5,65 Millionen Quadratkilometer

• Prozentsatz der unter dem Meeresspiegel liegenden Fläche: 46,7 Prozent