Leere Regale in den Supermärkten: In Simbabwe leiden die Menschen unter der Währungskrise. Foto: AP

Simbabwe ist derzeit eine der ärmsten Volkswirtschaften der Welt. Wie konnte es dazu kommen?

Harare - Dürren, Überschwemmungen und andere Wetterkatastrophen führen immer wieder zu Nahrungsmittelkrisen oder gar Hungersnöten. Doch mindestens genauso verheerend wirken sich politische Fehlentscheidungen aus. Nirgendwo wurde das deutlicher als in Simbabwe, das im Welthungerindex mit einem Wert von 32,9 zu jenen Staaten gehört, in denen die Lage als ernst eingestuft wird. Dabei galt Simbabwe noch bis vor zwei Jahrzehnten als Kornkammer des Südlichen Afrikas, wirtschaftlich war das Land damals eines der stärksten des Kontinents. Dort fuhren die Farmer bis zur Millenniumswende noch jährlich mehr als zwei Millionen Tonnen Mais ein, das Hauptnahrungsmittel der Simbabwer. Mit dem Verkauf der Überschüsse erzielte der Agrarstaat wertvolle Devisen.

Das ging so lange gut, bis die simbabwische Regierung unter Robert Mugabe, der bis 2017 als Präsident von Simbabwe amtierte, im Jahr 2000 zu einer zwar überfälligen, aber chaotisch und korrupt durchgeführten Landreform ausholte. In deren Rahmen wurden 90 Prozent der rund 4500 überwiegend weißen Farmer enteignet: Ihre Güter gingen entweder an Politiker und Militärs, die von Landwirtschaft keine Ahnung hatten, oder an Kleinbauern, denen die Mittel zur profitablen Bewirtschaftung des Landes fehlten.

Bereits wenige Jahre nach Beginn der Landreform war die Maisernte auf ein Sechstel der ursprünglichen Menge geschrumpft.   Als dann auch noch der Regen ausblieb, war die Katastrophe perfekt. Im Jahr 2008 mussten internationale Hilfswerke Mais im Wert von 500 Millionen US-Dollar in den Agrarstaat schaffen, wo mit mehr als fünf Millionen Menschen fast die Hälfte der Bevölkerung auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen war.

Die Landreform hatte katastrophale Folgen

Die Lebenserwartung der Simbabwer ging in den 18 Jahren nach 1990 von 61 auf 36 Jahre zurück.   Nach der vollzogenen Landreform suchte die Regierung deren katastrophalen Folgen mit immer neuen Initiativen zu begegnen: Zunächst wurde die Armee ausgesandt, um den Farmern etwaige Überschüsse wegzunehmen; später finanzierte die Zentralbank Maschinen, um die Landwirtschaft produktiver zu machen. Geholfen hat beides nichts.   Schließlich griff Harare vor zwei Jahren zu einem Mittel, dem sich Regierungen auf der ganzen Welt im Zusammenhang mit der Landwirtschaft zu bedienen pflegen: zu Subventionen. Um den Anbau von Mais zu fördern, erklärte sich die staatliche Maisbehörde zur Zahlung von 380 US-Dollar pro Tonne bereit, weit mehr als das Doppelte, das Landwirte im Nachbarland Südafrika auf dem freien Markt erwarten können. Weil auch das noch nicht ausreicht, finanziert die Regierung darüber hinaus jenen Bauern, die sich kein Saatgut und keinen Dünger leisten können, diese vor. Ursprünglich war das Terrain der Banken, die sich im Zuge der chaotischen Landreform jedoch aus diesem Sektor zurück gezogen hatten.

  Auf den ersten Blick scheint das Kalkül der Regierung aufgegangen zu sein: Im regenreichen Vorjahr ernteten Simbabwes Bauern wieder mehr als zwei Millionen Tonnen Mais. Doch bei dem vermeintlichen Erfolg handelt es sich in Wahrheit um einen Pyrrhussieg: Die Subventionen strapazieren den Haushalt dermaßen, dass der Krisenstaat schon wieder in eine Versorgungskrise schlittert. Die Staatskasse ist dermaßen leer, dass Harare kein Benzin mehr importieren kann. Selbst Bier und Mineralwasser aus Südafrika sind zu Mangelwaren geworden. Und wegen der sich zuspitzenden Währungskrise hat jetzt auch die US-Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken alle Restaurants im Land geschlossen.