Drei junge Nachtreiher auf der Domäne Monrepos. Matthias Knecht wird keine rechtlichen Schritte gehen und lässt die Vögel in Ruhe brüten. Foto: Claus König/S. Granville

Die Stadt verzichtet auf einen Rechtsstreit und akzeptiert das Feuerwerksverbot. Matthias Knecht sieht sich dennoch im Recht – und äußert Sorgen über einen überzogenen Artenschutz.

Jetzt ist es offiziell: Das Monrepos Open Air Mitte Juli wird in diesem Jahr ohne Feuerwerk stattfinden. Das Regierungspräsidium Stuttgart hatte die Pyroshow untersagt, weil der äußerst seltene Nachtreiher während der Sommermonate am Monrepos-See brütet. Oberbürgermeister Matthias Knecht hat nun bekannt gegeben, dass die Stadtverwaltung und die Intendanz der Schlossfestspiele auf einen gerichtlichen Einspruch verzichten. Trotzdem bleibt für Knecht eine grundsätzliche Frage offen.

 

Nachdem das Regierungspräsidium das Feuerwerk verboten hatte, prüfte die Stadt zunächst einen sogenannten einstweiligen Rechtsschutz – ein Eilverfahren, um die Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht kippen zu lassen. Doch die städtischen Juristen kamen aus zwei Gründen zu dem Schluss, den Rechtsweg nicht weiterzuverfolgen, wie Knecht erklärt.

Überzogener Artenschutz?

Zum einen wolle sich das Organisationsteam in den verbleibenden Wochen bis zum Monrepos Open Air vollständig auf die Veranstaltungsplanung konzentrieren – und nicht auf einen Gerichtsprozess. Zum anderen hätte die Stadt Ludwigsburg wohl nachweisen müssen, dass das Feuerwerk mit dem vorgeschlagenen Sicherheitsabstand von 800 bis 900 Metern keine Gefahr für den Nachtreiher darstellt. „Dafür bräuchten wir ein wissenschaftliches Gutachten“, sagt Knecht. „Das wäre in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen.“

Trotz des Rückziehers bleibt Knecht überzeugt, dass die Stadt und die Schlossfestspiele im Recht sind. Die Stadtverwaltung und die Schlossfestspiele hätten mehrere alternative Abbrennorte vorgeschlagen – weit entfernt vom See und von den Brutstätten. Auch von Seiten der Ornithologen und des Regierungspräsidiums habe es zunächst Offenheit gegeben. „Ich hatte das Gefühl, dass zwei unterschiedliche Pole auf einen tragfähigen Kompromiss zusteuern.“ Ornithologe Claus König habe ihn sogar noch dazu beglückwünscht, dass er eine gute Lösung für beide Seiten auf den Weg gebracht habe, sagt Knecht. „Dass es jetzt ganz anders ausgegangen ist, ist enttäuschend.“

Ein erwachsener Monrepos-Nachtreiher auf der Jagd. Foto: Carl König

Claus König, ehemaliger Direktor des Naturkundemuseums Stuttgart und langjähriger Nabu-Präsident, sieht das anders. Er hat gemeinsam mit weiteren Ornithologen das Regierungspräsidium beraten. Die vorgeschlagenen Abbrennorte der Stadt seien aus Sicht des Naturschutzes nie akzeptabel gewesen. Ob es zu einem Missverständnis gekommen ist? König hält es für möglich: Aus seiner Sicht hat er Matthias Knecht nie zu einer Lösung beglückwünscht, sondern den städtischen Vorschlag als Diskussionsgrundlage für sein Team gesehen.

Doch warum zeigt Matthias Knecht bei einem Feuerwerksverbot überhaupt so viel Ärger? „Für mich ist das Thema größer als nur dieses eine Feuerwerk.“ Aus seiner Sicht wird der Artenschutz immer wieder bis ins Extreme ausgelegt und schränkt dadurch pragmatische Lösungen zu sehr ein. Ähnliche Erfahrungen habe er etwa auch beim Konflikt um Saatkrähen bei den Gymnasien gemacht. „Artenschutz ist wichtig, keine Frage. Aber so blockiert man Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen“, sagt Knecht.

Früher wurden Artenschützerausgelacht

Auch diese grundsätzliche Kritik kann König nicht teilen: „Ich bin seit 60 Jahren aktiv. In den ersten Jahren wurde man noch ausgelacht, wenn man sich für Artenschutz eingesetzt hat. Das hat sich zum Glück geändert.“ Zwar geschehe heute deutlich mehr für den Schutz von Arten und Lebensräumen – „aber es ist immer noch nicht genug“, sagt König.

Er ist nun einfach froh, dass die Stadtverwaltung nicht vor Gericht zieht, um das Feuerwerk durchzudrücken. „Denn eigentlich ziehen wir ja alle an einem Strang. Wir wollen eine gesunde Natur mit entsprechenden Lebewesen. Da muss man auch mal Kompromisse machen und ein Feuerwerk absagen.“