Werden privat versicherte Patienten bei der Terminvergabe bevorzugt? Immer wieder gibt es darüber Diskussionen. Doch verlässliche Daten dazu fehlen.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert mit Blick auf mögliche Unterschiede für gesetzlich und privat Versicherte eine regelmäßige Datenerhebung zur Terminvergabe in Arztpraxen. Der Gesundheitsminister müsse alle zwei Jahre einen Bericht darüber vorlegen, sagte Vorstand Eugen Brysch. Der ambulanten Gesundheitsversorgung tue es nicht gut, wenn der Vorwurf einer Bevorzugung von Privatpatienten im Raum stehen bleibe.
Bekommen Privatpatienten schneller einen Arzttermin?
Immer wieder wird darüber diskutiert, dass gesetzlich Versicherte schwieriger an Termine etwa bei Fachärzten kommen als privat Versicherte. Zudem behandeln Arztpraxen teils ausdrücklich nur privat Versicherte oder Selbstzahler.
Am Patientenschutztelefon der Stiftung häuften sich Rückmeldungen zu langen Wartezeiten für Kassenpatienten bei Fach- und Hausarztkonsultationen, betonte Brysch. „Zudem wird berichtet, dass Kassenpatienten abgewiesen werden, weil die Praxen keine Neupatienten aufnehmen.“ Hilfesuchende würden abgelehnt, weil sie in den letzten zwei Jahren nicht mehr vorstellig geworden seien.
Dürfen Kassenpatienten abgelehnt werden?
Generell gilt: Gesetzlich Versicherte dürfen bei Behandlungen nur in begründeten Fällen abgelehnt werden. „Zudem kommt es vor, dass privat Versicherte Neupatienten trotzdem behandelt werden.“ Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sei deshalb gefordert, Licht ins Dunkel des Praxismanagements zu bringen.
Sind gesetzlich Versicherte Patienten zweiter Klasse?
Kassenpatienten Die Chefin des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), Michaela Engelmeier, erklärte: „Eine gerechte Vergabe von Arztterminen ist unabdingbar. Gerade in Zeiten, in denen gesetzlich Versicherte oft Monate oder gar Jahre auf einen Facharzttermin warten müssen, dürfen sie nicht zu Patienten zweiter Klasse werden.“ Eine nicht unerhebliche Zahl von Arztpraxen vergebe Termine ausschließlich an Privatversicherte oder Selbstzahler.
In Deutschland werden nach Angaben des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) rund 73 Millionen Versicherte von einer gesetzlichen Krankenkasse versorgt. Das entspreche rund 90 Prozent der Bevölkerung, heißt es bei GKV. Die privaten Krankenversicherungen hatten nach Angaben ihres Verbands (PKV) 2023 insgesamt gut 38 Millionen laufende Versicherungen im Bestand, darunter 8,7 Millionen Voll- und 29,6 Millionen Zusatzversicherungen.
Für wen lohnt sich eine private Krankenversicherung?
Angestellte mit einem Brutto-Gehalt von mehr als 64 350 Euro im Jahr (monatlich 5 362,50 Euro) können häufig wählen, ob sie freiwillig in der gesetzlichen Krankenkassenversicherung (GKV) bleiben oder eine private Krankenvollversicherung (PKV) abschließen.
Selbstständige und Beihilfeberechtigte (wie Beamte) können unabhängig von der Einkommenshöhe in die private Krankenversicherung (PKV) wechseln.
Was macht die Entscheidung für einen Wechsel so schwierig?
Die Entscheidung, ob GKV oder PKV ist eine Entscheidung auf sehr lange Sicht. Die Entscheidung hängt von vielen individuellen Faktoren ab:
- Will man eine Familie haben?
- Will man Single bleiben?
- Hat man Kinder?
- Liegen chronische Erkrankungen vor?
- Will man beim Beitrag Geld sparen?
- Der wichtigste Tipp lautet: Keine vorschnellen Entscheidungen treffen! Lassen Sie sich ausführlich beraten.
Was sind mögliche Nachteile einer privaten Krankenversicherung?
Privatpatient zu sein, ist bei Arztbesuchen und bei Klinikaufenthalten sicher von Vorteil. Aber man sollte auch die potenziellen Risiken einer solchen Entscheidung bedenken:
- Alter: Wer jung ist und sehr gut verdient, kann in der privaten Krankenversicherung viel Geld sparen. Mit zunehmendem Alter aber steigen die Beiträge oftmals stark an.
- Einkommen/Beiträge: In der gesetzlichen Krankenkasse richtet sich die Beitragshöhe prozentual nach dem Einkommen. Verdient man wenig, zahlt man wenig. In der privaten Krankenversicherung hingegen spielt die Höhe des Einkommens bei der Beitragsberechnung keine Rolle. Hier wird die Höhe der sogenannten Prämie (der Beitrag) im jeweiligen Tarif auf Basis der entstandenen Kosten berechnet. Je älter und kränker die Versicherten im jeweiligen Tarif sind, desto höher fällt auch der Beitrag aus.
- Familie: In der privaten Krankenversicherung müssen sich Kinder und der nicht erwerbstätige Ehepartner extra versichern. Das heißt: Es werden mehrere Beiträge für die Familienmitglieder fällig – und das kann richtig teuer werden. In der gesetzlichen Krankenversicherung hingegen sind Ehepartner und Kinder mitversichert.
- Kosten: Wer in jungen Jahren in die private Krankenversicherung wechselt, um beim Beitrag zu sparen, hat ab dem 55. Lebensjahr kaum noch eine Chance, in die dann kostengünstigere GKV zu wechseln.
Wie lautet das Fazit?
Wer sich privat versichern möchte, sollte keine Kinder planen und ein dauerhaft hohes Einkommen oder Vermögen haben. Nur so lassen sich auch die hohen Beiträge im Alter noch finanzieren. Für alle anderen ist die gesetzliche Krankenversicherung in der Regel besser geeignet.