Laut Stuttgart-Marketing findet man in der Schwemme in Bad Cannstatt nebst „exzellentem Essen“ auf der Getränkekarte auch „hausgemachte alkoholfreie Optionen“. Foto: STZN

Die Schwemme ist eine beliebte Kneipe in Bad Cannstatt. Allerdings waren die Google-Rezensionen dann doch ein wenig übertrieben, auf die das Marketing der Stadt Stuttgart reingefallen ist.

Die Stuttgarter Marketing-Abteilung ist offenbar Fake-Rezensionen aufgesessen, was die Kneipe und den VfB-Treff Schwemme am Bahnhof in Bad Cannstatt angeht.

 

Auf der von Stuttgart-Marketing betriebenen Webseite Stuttgart-Tourist.de hatte sich bis zum vergangenen Wochenende noch ein Eintrag befunden, der die Schwemme als exzellentes Speiselokal anpreist, in dem Besucher „eine Vielzahl von Köstlichkeiten, die von deftigen schwäbischen Gerichten über bis hin zu frisch zubereiteten Suppen und leichten Salaten“ erwarten dürften. Außerdem gebe es eine „beeindruckende Auswahl an Getränken“, darunter „erlesene Weine und hausgemachte alkoholfreie Optionen“.

Nun hat die Schwemme sicher ihren Charme, aber bestimmt keinen vollen Weinkeller und schon gar keine Speisekarte: Es ist eine rustikale Raucherkneipe, in der vor allem Bier konsumiert wird. Wie konnte das passieren?

Inzwischen über 800 Fake-Rezensionen

Hintergrund sind offenbar die über mehr als 800 Fake-Rezensionen, die zur Schwemme beim Kartendienst Google Maps kursieren. Denn die Kneipe genießt vor allem unter VfB-Fans absoluten Kultstatus und viele haben einen Sport daraus gemacht, sie in Rezensionen zu verkaufen, als sei die Kneipe ein Sternerestaurant. Stuttgart-Marketing ist diesen Spaßbesprechungen offenbar aufgesessen.

Auf Anfrage unserer Redaktion teilt Stuttgart-Marketing mit: „Uns liegt viel daran, unsere Website stets aktuell zu halten, die Pflege liegt – auch redaktionell – komplett in unserer Hand. Bei der Schwemme wäre ein zweiter prüfender Blick wohl gut gewesen“, sagt eine Sprecherin. „Wir haben den Eintrag bereits deaktiviert und werden ihn in einer korrigierten Fassung aktualisieren.“

In der Schwemme haben die Betreiber die Fake-Rezensionen in der Vergangenheit immer mit Humor genommen. Gut möglich, dass man sich an dem absurden Eintrag in dem Tourismus-Guide also auch nicht sonderlich gestört oder möglicherweise auch gar nichts davon mitbekommen hat.

Zukunft der Schwemme ungewiss

Ohnehin dürfte die Kult-Kneipe aktuell sowieso andere Sorgen umtreiben. Aktuellen Diskussion zufolge, die um das Quartier am Bahnhof in Bad Cannstatt um dessen Aufwertung geführt werden, scheint es ungewiss, ob die Schwemme am bisherigen Standort bleiben kann. Allerdings existieren noch keine Finalen Planungen, geschweige denn Beschlüsse. Im Juli sollen erste Entwürfe öffentlich vorgestellt werden.

Da das Gebäude, in dem sich die Schwemme befindet, aber augenscheinlich keine schützenswerten Merkmale aufweist, ist sehr fraglich, mit welchem Argument man es aus der Quartierssanierung ausklammern sollte. Allerdings ist bei solchen Vorgängen üblich, dass die Stadt Pächtern von Lokalen neue Standorte anbietet.

Update: Infolge unserer Berichterstattung hat die Stadt bekräftigt, die Schwemme im Quartier halten zu wollen.

Die Schwemme war seit Bekanntwerden der städtischen Überlegungen für ein Statement noch nicht zu erreichen. Auch auf der Facebook-Seite der Kneipe, auf der regelmäßig neue Beiträge veröffentlicht werden, findet sich bislang nichts zum Thema.