Sabine Kohleisen legt viel Wert auf einen kritischen Diskurs im Team. Foto: Daimler AG/Michael Dannenmann

Sabine Kohleisen ist die erste Personalvorständin beim Stuttgarter Autokonzern Mercedes-Benz Group. Sie engagiert sich dafür, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen.

Stuttgart - Die Mercedes-Benz Group, wie Daimler nach der Abspaltung der Lastwagensparte heißt, ist eine Ausnahme unter den großen deutschen Aktiengesellschaften. Im achtköpfigen Vorstand sitzen gleich drei Frauen. Die Rechtsvorständin Renata Jungo Brüngger machte 2016 den Anfang, im Jahr darauf folgte die Mercedes-Vertriebschefin Britta Seeger.

Im vorigen Dezember zog schließlich Sabine Kohleisen als erste Personalchefin und Arbeitsdirektorin in das oberste Führungsgremium des Stuttgarter Unternehmens ein.

Sabine Kohleisen begann als Autoverkäuferin

Sabine Kohleisen stammt aus der Pfalz und arbeitet bereits seit 1990 für den Konzern mit dem Stern. Die Diplom-Kauffrau hat dort Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen gesammelt. Sie begann als Autoverkäuferin in einer Niederlassung, trainierte später Verkäufer und Verkäuferinnen, war dann unter anderem im Personalbereich für die Führungskräfte aus dem Vertrieb zuständig, leitete von 2014 bis 2018 das Vorstands- und Aufsichtsratsbüro von Daimler, war Chefin der deutschen Mercedes-Niederlassungen und seit 2019 eine Stufe unterhalb des Daimler-Vorstands Personalchefin von Mercedes-Benz.

„Mich persönlich hat immer die Neugier angetrieben. Ich wollte immer wieder Neues ausprobieren, habe mir verantwortungsvolle Jobs zugetraut und auch eingefordert“, sagt die 57-Jährige im Rückblick auf ihre vielfältigen beruflichen Stationen.

Die Vorständin legt Wert auf einen kritischen Diskurs im Team

Als Führungskraft legt sie viel Wert auf einen kritischen Diskurs in einem Team. „Nur mit unterschiedlichen Meinungen kommt ein Unternehmen heute tatsächlich weiter“, ist ihre Maxime. Denn die Welt habe sich stark verändert. Sie sei sehr unübersichtlich geworden.

„Aus allen Ecken der Welt kommen neue Wettbewerber, die uns herausfordern. Wenn wir uns in dieser Welt behaupten wollen, brauchen wir eine Vielfalt von Meinungen. Man muss miteinander diskutieren, um die beste Lösung für das Team und das Unternehmen zu finden“, sagt die Personalvorständin.

Mercedes-Benz will mehr Frauen in leitenden Führungspositionen

Um diese Vielfalt der Perspektiven zu fördern, begleitet Kohleisen auch weibliche Talente unterschiedlicher Führungsebenen im Rahmen von Mentoring und Coaching. Zudem gibt es sogenannte „Crosstalks“, die den Aufstieg von Frauen unterstützen sollen. In diesen Einzelgesprächen werden Erfahrungen ausgetauscht, Einblicke gewährt, Entwicklungsziele unterstützt sowie das persönliche Netzwerk ausgebaut. „Frauenförderung ist für uns bei Mercedes-Benz essenziell, denn gemischte Teams sind kreativer und innovativer und bringen neue Blickwinkel in die Diskussion“, sagt die Personalchefin.

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Kohleisen weist darauf hin, dass der Frauenanteil in leitenden Führungspositionen bei dem Autokonzern bereits 22,5 Prozent erreicht habe. Und dabei soll es nicht bleiben. „Obwohl es für ein Industrieunternehmen sehr herausfordernd ist“, sagt die Mercedes-Vorständin, „wollen wir diesen Anteil noch steigern und streben als nächstes Etappenziel 30 Prozent bis 2030 an“.

Nach der Elternzeit zurück auf den Karrierepfad

Als Botschaft an Frauen, die Familie und Beruf unter einen Hut bringen wollen, sagt die Managerin: „Es ist heute vieles möglich“. Man brauche dafür Eigeninitiative und müsse Gelegenheiten ergreifen, wenn sie sich bieten. Zumindest bei Mercedes-Benz könne man mehrere Jahre aus dem Beruf aussteigen, ohne dass dies der Karriere schade. „Ich war drei Jahre in Elternzeit, bin in Teilzeit wieder eingestiegen, habe Jobsharing mit einer Kollegin gemacht. Trotzdem ist es mir gelungen, wieder auf den Karrierepfad zu kommen,“sagt Kohleisen und ermutigt aufgrund dieser Erfahrung, andere Frauen, ihrem Beispiel zu folgen.