Die Raupen können mit ihren Brennhaaren Haut- und Augenentzündungen sowie Bronchitis und Asthma auslösen.
Auf der Landschaftstreppe im Scharnhauser Park wurde er gesichtet und gleich abgelichtet: Etliche Eichenprozessionsspinner tummelten sich dort in mehreren der Stränge, denen das Tier seinen zweiten Namensteil verdankt. Ein Bürger hat sie fotografiert, die Stadt Ostfildern prompt reagiert. „Die Eichenprozessionsspinner wurden vom Grünflächenamt eingesammelt“, sagt Stadtsprecherin Tanja Eisbrenner. Ab Anfang Mai können die Raupen unterwegs sein, nach der Verpuppung wird aus ihnen im Juli ein Nachtfalter. „In diesem Zeitraum sind die Kollegen regelmäßig unterwegs und entfernen Raupennester“, sagt Eisbrenner. Besonders betroffen sei die Gemarkung allerdings nicht, eher habe sich das Vorkommen der Raupen in den vergangenen Jahren etwas zurückentwickelt.
Der Tonfall von Vorsicht und Kontrolle hat seinen Grund. Ab dem dritten Entwicklungsstadium der Raupen – in diesem Jahr laut Kreisforstamt in unserer Region seit dem 19. Mai – enthalten ihre feinen Brennhaare einen Giftstoff. Bei Hautkontakt verursacht er Rötungen, Entzündungen oder Knötchen, meist verbunden mit Juckreiz. Geraten Brennhaare in die Augen, können unter anderem Bindehaut- und Hornhautentzündungen ausgelöst werden. Eingeatmete Brennhaare können zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma führen. Kinder sind besonders gefährdet, weil die kurios anmutenden „Prozessionen“ der Tiere ihre Neugier wecken. Aber auch die an Bäumen oder im Laub verborgenen „Gespinste“ (Raupennester) sind gefährlich, da sie in großer Menge alte Brennhaare enthalten, die noch jahrelang toxisch sind – nicht nur für Menschen, auch für Hunde.
Beruhigendes kommt aus dem Kreisforstamt: Nicht nur in Ostfildern, sondern im ganzen Kreis Esslingen ist die Verbreitung des von Eichenbeständen ausgehenden Baumschädlings relativ gering – im Unterschied etwa zum angrenzenden Stuttgart. Dort ist einer Auswertung der Jahre 2016 bis 2024 zufolge das Vorkommen mehr als 30 mal so groß wie im Kreis Esslingen.
„Dank Klimawandel ein dauerhafter Gast“
Der Eichenprozessionsspinner war ursprünglich in Mitteleuropa nicht heimisch, ist aber laut Kreisforstamt seit dem späten 18. Jahrhundert in Deutschland dokumentiert, ausgehend von der oberrheinischen Tiefebene. Seinem selbstgemachten Klimawandel hat es der Mensch zu verdanken, dass er auch dieses vergleichsweise kleine Problem nicht mehr los wird: „Der Eichenprozessionsspinner ist als eine Gewinnerart des Klimawandels auch hier zum dauerhaften Gast geworden“, teilt das Kreisforstamt mit.
Bekämpft werden kann der Schädling durch die rechtzeitige Behandlung von Eichenblättern mit Pflanzenschutz- oder Biozidmitteln, welche die Tiere beim Blattfraß aufnehmen und sterben. Auch bei starkem Befall mahnt das Kreisforstamt, unbedingt die Finger zu lassen von Raupen und Raupennestern. Mechanisches Entfernen sei durch Absaugen möglich, dies sollte man aber unbedingt Fachfirmen mit der nötigen Schutzausrüstung überlassen.