Die Stuttgarter S-Bahn bilanziert die Pünktlichkeit im Jahr 2024. Insgesamt sei sie auf dem „niedrigen Vorjahresniveau“. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit.
Die Stuttgarter S-Bahn ist im Herbst 2024 zuverlässiger gefahren als im Vorjahr. Laut der jetzt veröffentlichten Zahlen war im Jahresschnitt zwar immer noch jede zehnte S-Bahn sechs Minuten oder mehr zu spät. Insbesondere im Herbst 2023 war der Anteil aber nochmals höher.
Noch 2018 kam im Schnitt nur eine von zwanzig S-Bahnen deutlich unpünktlich an der Haltestelle an – im vorigen Jahr waren es doppelt so viele. Erstmals seit der Pandemie zeigte im Herbst 2024 aber der Trend wieder in die richtige Richtung.
Im Jahresschnitt bleibe die Pünktlichkeit 2024 „auf dem niedrigen Vorjahresniveau“, sagt ein S-Bahn-Sprecher. Nicht nur die Monatswerte, auch die Pünktlichkeit an einzelnen Tagen ist weiterhin schlechter als noch vor wenigen Jahren. Unsere Redaktion zählt die „Chaostage“, an denen mindestens jede fünfte S-Bahn mit sechs Minuten oder mehr Verspätung fährt. Von der Wiedereröffnung der Stammstrecke im September bis zum Ende vergangenen Jahres gab es sieben solcher „Chaostage“. Mit einer leicht anderen Methodik hatten wir im selben Zeitraum des Vorjahrs 26 „Chaostage“ gezählt. Wird es also langsam besser bei der S-Bahn, sehen wir gerade eine Trendwende? Der Sprecher beantwortet die Frage unter anderem mit einem Verweis auf die 2022 eingeführten neuen Züge. Sie waren unter anderem gegenüber niedrigen Temperaturen empfindlich und haben mittlerweile vom Hersteller Alstom ein Software-Update erhalten: „Das hat 2024 zu verlässlichen Betriebseinsätzen geführt.“ Und das, obwohl es 2024 mehr Baustellen gegeben habe als im Jahr davor.
Sechs „Chaostage“ im Herbst
Mit den Baustellen werden Defizite an der Infrastruktur behoben, auf der Flughafenstrecke tauscht die Bahn beispielsweise Gleise aus. Schienen und Technik seien „zu alt, zu voll und zu störanfällig“, so der S-Bahn-Sprecher. Kleinste Verspätungen im teilweise überlasteten Netz „haben zum Teil große Folgen für die Pünktlichkeit, weil sie sich in einem Dominoeffekt auf weiteren Strecken fortsetzen“.
Im vorigen Jahr wurde an neun von zehn Tagen im Stuttgarter S-Bahn-Netz gebaut. Das mache es bei Störungen noch anfälliger für Verspätungen. 2025 werde es ungefähr so weitergehen, hat die S-Bahn bereits angekündigt. Trotz des mittlerweile leicht positiven Trends: Insgesamt gibt es weiterhin zu viele Verspätungen – auch mehr als von den Verträgen der S-Bahn mit dem Regionalverband erlaubt. Deshalb muss die S-Bahn auch für 2024 eine Strafe zahlen.
Auch 2024 wird eine Strafe fällig
Allerdings wurde wegen der Bauarbeiten vielfach auch der Takt ausgedünnt, was wiederum Druck aus dem System nimmt und die Pünktlichkeit tendenziell erhöht. Für die Zeit während der gesperrten Stammstrecke in den Sommerferien hatte die S-Bahn das im September explizit bestätigt.