Wolfgang Wiedenhöfer und Susanne Jenisch möchten, dass das Haus Kuppinger in Waiblingen zu einem „Bürgerhaus“ wird. Foto: Gottfried Stoppel

Ein Bürgerhaus soll innovativer Wohnort und Treffpunkt in einem sein. Die Initiatoren suchen nun Mitstreiter, die das Projekt mit Engagement und Geld verwirklichen.

Viele Jahre gab es bei Kuppingers in der Langen Straße 17 alles, was das Zuhause schön und gemütlich macht. Ende März haben Daniela und Ulrich Kuppinger ihr Raumausstattungsgeschäft altershalber geschlossen. Das stattliche Fachwerkhaus in bester Innenstadtlage von Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) steht zum Verkauf und wartet auf eine neue Nutzung. Susanne Jenisch und Wolfgang Wiedenhöfer aus Waiblingen hätten da auch eine Idee: Sie möchten das denkmalgeschützte Gebäude aus dem frühen 17. Jahrhundert in einen Ort umwandeln, der für die Bürgerschaft verfügbar ist und auch von ihr getragen wird – ein Bürgerhaus im wahrsten Sinne des Wortes also.

 

„Wir haben gesehen, dass das Haus zum Verkauf steht, und fänden es schade, wenn es im Nirwana eines Investors verschwindet“, sagt Susanne Jenisch. Die Vorsitzende des Heimatvereins Waiblingen ist Mitglied in der Projektgruppe, die Zukunftsvisionen für die Waiblinger Innenstadt entwickelt. Nun hat sie zusammen mit dem Grünen-Stadtrat Wolfgang Wiedenhöfer überlegt, wie das Stadtbild prägende Haus Kuppinger für die Stadtgesellschaft gesichert und gemeinwohlorientiert genutzt werden könnte. Ganz bewusst setzt das Duo dabei auf die Bürgerschaft. „Wenn man will, dass die Innenstadt erhalten und lebendig bleibt, dann muss man auch mal aus dem Sessel aufstehen“, sagt Jenisch.

Im Erdgeschoss des Hauses wäre ein Stadtteilcafé denkbar, ein Teil der Fläche könnte auch für Büroräume genutzt werden, die nach Bedarf gebucht werden oder eine stadtgeschichtliche Bücherei beherbergen. Die oberen Etagen wären zum Beispiel als Räume für Mehrgenerationen-Wohnen, Cluster-Wohnen, ambulantes Wohnen oder inklusive WGs denkbar. Kleinere Vereine ohne Vereinsheim könnten im Haus ihre Mitgliedertreffen abhalten, junge Start-ups von hier aus ihre ersten Schritten tun. „Wir sind offen für alles, was architektonisch machbar ist“, sagt Susanne Jenisch.

Was tatsächlich möglich ist und zu welchem Preis, das soll die Machbarkeitsstudie eines Architekten klären. Für diese suchen Susanne Jenisch und Wolfgang Wiedenhöfer noch finanzielle Unterstützung. Als kundige Berater haben sie bereits die Nestbau AG aus Tübingen an ihrer Seite, eine vor 15Jahren gegründete, gemeinwohlorientierte Aktiengesellschaft im Immobilienbereich: „Die Nestbau coacht uns.“

Gesamtkosten von rund vier Millionen Euro

Das Fachwerkgebäude, das zum Verkauf steht, stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert. Foto: Gottfried Stoppel

Dass die Stadt Waiblingen das Haus in der Langen Straße kauft, ist angesichts der aktuell klammen Haushaltslage keine Option. Aber Waiblingen sei immer noch eine wohlhabende, bürgerschaftlich gut aufgestellte Stadt, sagt Wolfgang Wiedenhöfer: „Das müsste man doch hinkriegen“. Der Kaufpreis für das Haus mit rund 700 Quadratmetern Fläche liegt bei rund 840 000 Euro. Der Erhaltungszustand des Gebäudes sei okay, wobei es in manchen Bereichen stark renovierungsbedürftig sei, sagen Wiedenhöfer und Jenisch: „Das Dachgeschoss ist gar nicht ausgebaut.“ Die Wohnung über dem einstigen Laden stamme in ihrer jetzigen Form wohl aus den 1970er Jahren. Die Ladenfläche im Erdgeschoss haben Ulrich und Daniela Kuppinger Ende der 1990er Jahre bei laufendem Betrieb etappenweise umgebaut.

Derzeit rechnen Susanne Jenisch und Wolfgang Wiedenhöfer mit Gesamtkosten, welche die Nestbau AG mit rund 3,5 bis vier Millionen Euro für Erwerb und Sanierung veranschlagt. „Um das Projekt sicher aufzustellen, bräuchte man Eigenkapital von etwa zwei bis zweieinhalb Millionen Euro“, sagt Wolfgang Wiedenhöfer. Dafür kommen mehrere Modelle infrage. Denkbar ist zum einen die Gründung einer Bürger-Aktiengesellschaft, die Aktien verkauft. Eine weitere Option wäre die Gründung einer Personengesellschaft, etwa einer GmbH & Co. KG. Das biete hohe steuerliche Vorteile, gerade auch, weil das Haus denkmalgeschützt ist, sagt Wolfgang Wiedenhöfer.

Derzeit sucht das Duo Menschen, die Lust haben, sich in einer Projektgruppe zu engagieren und ein Konzept für das Gebäude zu entwickeln. Ein erstes Treffen ist für den 10. November geplant. Interessierte können sich dazu vorab per E-Mail an die Adresse buergerhauswn@mail.de wenden.