SGV-Präsident Emir Cerkez (links) und Freibergs Bürgermeister Jan Hambach haben eine „ordentliche“ Beziehung.. Foto: ressefoto Baumann/Nicole Schielberg

Bisher war das Verhältnis des SGV zur Stadt angespannt. Unter Neu-Bürgermeister Hambach hat sich die Lage gebessert – Drittliga-Fußball wird es in Freiberg trotzdem nicht geben.

Rein sportlich hätte der Saisonstart für den SGV Freiberg in der Fußball-Regionalliga Südwest nicht besser laufen können. Die ersten vier Ligaspiele hat der SGV alle gewonnen, seinen Status als Meisterschaftskandidat hat er zementiert. Was allerdings erneut die Frage aufwirft: Wie kann in Freiberg Profifußball stattfinden?

 

Denn die Freiberger spielen selbst in der Regionalliga nur mit einer Sondergenehmigung, das städtische Wasenstadion erfüllt die Anforderungen nicht. Obwohl sich das Verhältnis zwischen Vereinsführung und Stadtspitze verbessert hat, scheinen die Verantwortlichen immer noch aneinander vorbeizureden.

Wie sieht die Lage aktuell aus?

Mehrere Jahre in Folge hat der SGV zähneknirschend darauf verzichtet, die Lizenz für die 3. Liga zu beantragen. Dabei wird es bleiben, zumindest wenn der Verein weiterhin im Wasenstadion spielen will. „Profifußball können wir am Wasen auf keinen Fall gewährleisten“, sagt Freibergs Bürgermeister Jan Hambach.

Das liege nicht nur an den Defiziten des Stadions, sondern an der gesamten Infrastruktur. In der 3. Liga würde der SGV voraussichtlich auf Vereine wie Hansa Rostock oder 1860 München treffen, die viele Fans mitbringen. „Das wird dann schon allein wegen der Parkplätze schwierig“, sagt Hambach.

Noch in diesem Jahr soll es eine Entscheidung darüber geben, wie es mit der neuen Flutlichtanlage aussieht. Deren Finanzierung hat der Gemeinderat im März 2024 beschlossen, bis Herbst will die Stadt Angebote eingeholt haben.

Die Stadt will „unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit“ 300.000 Euro beisteuern, alles darüber müsste der SGV selbst bezahlen. Mit der neuen Anlage dürften die Freiberger zumindest die Sicherheit haben, dass es mit Regionalliga-Fußball weitergehen kann.

Wie ist das Verhältnis zwischen Verein und Stadt?

Immer wieder gab es in der Vergangenheit Streit zwischen SGV-Präsident Emir Cerkez und dem ehemaligen Freiberger Bürgermeister Dirk Schaible. Der habe dem Verein Schaden zugefügt, sagt Cerkez. „Und zwar nicht aus Zufall, sondern gewollt.“ Schaible selbst wollte sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen äußern, dazu sei in der Vergangenheit alles geschrieben worden.

Besser scheint das Verhältnis des SGV-Präsidenten dagegen zu Hambach zu sein. „Ich schätze ihn sehr, er ist die richtige Person für unsere Stadt“, sagt Cerkez. Der Präsident zeigt außerdem Verständnis dafür, dass Hambach wegen des angespannten städtischen Haushalts wenig Handlungsspielraum habe.

Im Freiberger Wasenstadion wird der SGV nicht 3. Liga spielen können. Foto: Avanti/Ralf Poller

„Es ist eine schwierige finanzielle Situation“, so Cerkez. „Herrn Hambach sind die Hände gebunden.“ Es habe schon „korrekte, offene Gespräche“ gegeben, auch Hambach spricht von einer „ordentlichen Gesprächsgrundlage“. Deutlich geworden sei aber auch: „Der SGV hat Erwartungen, die wir als Stadt nicht erfüllen können.“

Wo gibt es Konfliktpotenzial?

Dass im Wasenstadion kein Profifußball gespielt werden wird, scheinen die Verantwortlichen des SGV akzeptiert zu haben. Ein großer Streitpunkt ist trotzdem das Erbbaurecht auf dem Gelände, das Cerkez zumindest in Teilen gerne hätte. „Ich verstehe, dass das im großen Stadion wegen des Schulsports nicht geht“, sagt er.

Ihm gehe es um die Trainingsplätze hinter den Umkleidekabinen – dort könnte laut Cerkez eine kleine, profifußballtaugliche Arena entstehen. „Die Stadt müsste kleinere finanzielle Pflichten übernehmen, aber den Großteil der Kosten würde der Verein tragen“, sagt der SGV-Präsident. „Aber über diese Baurechte wird mit uns nicht einmal gesprochen, und das ohne Grund.“

Jan Hambach sagt, dass diese Plätze noch gar nie vertieft Thema gewesen seien. Er lehnt die Idee zumindest nicht grundsätzlich ab, einer der Plätze sei dem SGV vor etwa zwei Jahren auch schon angeboten worden. Man müsse nun sehen, ob es möglich sei, dem SGV dort alleinige Baurechte zu übertragen – „es gibt schließlich auch noch andere Vereine, die das Gelände am Wasen nutzen“. Emir Cerkez zeigt sich weiter gesprächsbereit: „Wir würden uns über einen runden Tisch freuen, könnten dann mit Bürgermeister, Gemeinderat und Bürger offen darüber sprechen.“

Wie geht es weiter?

Etwas irritierend wirkt, dass Stadt und Verein ihre Positionen nach außen klar kommunizieren, nach innen aber offenbar Verständigungsschwierigkeiten herrschen. So fordert Hambach etwa verlässliche Aussagen, die Bestand haben: „Uns gegenüber hat der SGV noch nicht klar kommuniziert, dass er in dieser Saison aufsteigen will. Wenn er das macht, können wir ihm auch klar sagen, dass er für Drittliga-Fußball in eine andere Stadt ausweichen muss“, sagt der Bürgermeister. „Und dann steht natürlich die Frage im Raum, wie viel man ins Wasenstadion überhaupt noch investieren muss.“

Emir Cerkez dagegen sagt ganz offen, dass der SGV diesmal die Drittliga-Lizenz für die kommende Saison beantragen wird. Er habe Gespräche mit einer anderen Kommune geführt und die mündliche Zusage bekommen, dort spielen zu dürfen. Den Namen der Kommune will er zwar nicht nennen, solange keine Verträge unterzeichnet sind. „Aber ich gehe davon aus, dass wir das Problem gelöst haben“, sagt Cerkez. „Zumindest bei mir gilt das gesprochene Wort.“