Eine neue KI-Generation mit neuen Angeboten für Unternehmen soll das Heidelberger Startup auf einen neuen Kurs bringen – und Kritik an der Qualität seiner KI entkräften.
Das Heidelberger Start-up-Unternehmen Aleph Alpha hat eine neue Generation seiner KI-Sprachmodelle vorgestellt. Wie das Unternehmen am Montag bekannt gab, handele es sich bei dem „Pharia“ genannten Modellen um Sprach-KI, die sich besonders an Unternehmen und öffentliche Institutionen richte.
Zugleich bekräftigte das Start-up seinen Strategiewechsel, nicht mehr nur KI-Modelle zu entwickeln, sondern auch zusätzliche Software für den Betrieb und die Entwicklung anzubieten. Das Angebot solle „Kern der KI-Innovationen in Firmen und Verwaltungen“ sein, so Gründer Jonas Andrulis bei einer Pressekonferenz. Neu soll beispielsweise ein System sein, mit dem das Wissen menschlicher Experten gesammelt und einer KI zur Verfügung gestellt werden könne. Zudem sei es möglich, auch KI-Modelle anderer Anbieter in das System einzubinden.
Kleineres KI-Modell
Neben Anwendungen wie dem Verwaltungsassistenten „F13“ oder einer Kochrezept-KI für die Schwarz-Gruppe hob das Start-up eine Partnerschaft mit der Unternehmensberatung PwC hervor. Hier werde „Pharia“ eingesetzt, um Vertragstexte auf die Einhaltung komplexer EU-Regularien zu prüfen – was Expertenwissen voraussetze, mit dem die KI speziell gefüttert worden sei.
Zuletzt hatten Kritiker immer wieder bemängelt, die Vorgänger-KI „Luminous“ könne nicht mehr mit den neuesten Modellen der Konkurrenz mithalten. Auch das aktuelle „Pharia“-Modell ist mit rund sieben Milliarden Parametern deutlich kleiner als die größten Modelle von Anbietern wie OpenAI (das mit solchen Modellen unter anderem den Chatbot ChatGPT betreibt), Meta oder Mistral – und auch kleiner als größere Versionen von „Luminous“. Größere Modelle sind im Training und im Betrieb viel teurer – auch das eine Herausforderung für die Heidelberger, die mit deutlich weniger Geld ausgestattet sind als große US-Anbieter.
KI auf Deutsch spezialisiert
Yasser Jadidi, Forschungsvorstand der Research-Sparte von Aleph Alpha, betonte jedoch: „Die Modellgröße ist nicht entscheidend“. Öffentliche Tests, mit denen KI-Modelle verglichen werden, seien nur bedingt aussagekräftig und zielten auf ein breites Spektrum an allgemeinen Fragen ab. Man lege mehr Wert auf ausgewählte Trainingsdaten, in denen beispielsweise Sprachen wie Deutsch oder Spanisch stärker vertreten seien. Mit vergleichbar großen Modellen von Meta oder Mistral könne „Pharia“ durchaus mithalten, wenn es um die Nutzung von Expertenwissen gehe. Zudem sei die KI darauf spezialisiert, deutlich kürzere und präzisere Antworten zu geben als andere Modelle.
„Pharia“ ist das erste KI-Modell der Heidelberger, das über die Plattform „Huggingface“ der Forschung zur Verfügung steht. Dritte können die KI so ausführlich testen.