Bürgermeister Ferdinand Rentschler, Cetin Cetiner, der Geschäftsführer des Bauträgers (1. und 2. v. re.), Vertreter der Wohnungs-Eigentümergemeinschaft, Bausachverständige und Architekten besichtigen die Baustelle. Foto: pst

Nach mehr als einem Jahr Stillstand werden das Pflegeheim und die Wohnanlage in Thomashardt weitergebaut. Die Gebäude sollen im kommenden Frühjahr bezugsfertig sein.

Auf der Baustelle für das Pflegeheim und die Wohnanlage auf dem Forsthausareal in Thomashardt wird wieder gearbeitet. Nachdem der ursprüngliche Bauträger Insolvenz angemeldet und sich das als Betreiber des Pflegebereichs vorgesehene Sozialunternehmen in der Folge zurückgezogen hatte, herrschte auf der Baustelle etwas mehr als ein Jahr lang Stillstand. Nun geht es unter der Regie des Unternehmens Wohnbau Urbach als neuem Bauträger voran. Als Betreiber für das Pflegeheim steht eine Gesellschaft bereit, zu der sich die DRK-Kreisverbände Nürtingen und Esslingen zusammengeschlossen haben. Im kommenden März soll die Anlage bezugsfertig sein.

 

„Das Thema altersgerechte Wohnungen und auch Pflege beschäftigt uns als Gemeinde schon seit zehn Jahren. Lichtenwald ist eine Gemeinde mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an älteren Einwohnern, und viele wollen im Heimatort bleiben, auch wenn sie einmal Betreuungsbedarf haben“, sagte Bürgermeister Ferdinand Rentschler kürzlich bei einer Zwischenbilanz zum Baufortschritt des Projekts auf dem Forsthausareal im Ortskern von Thomashardt.

Komplexe Verhandlungen mit der Insolvenzverwaltung

2016 hatte die Gemeinde das große Areal beim ehemaligen Forsthaus in Thomashardt vom Land Baden-Württemberg erworben. Ein Bauträger aus Neckarsulm startete 2021 mit dem Bau einer Anlage mit Pflegeeinrichtung und altersgerechten Wohnungen, doch die Arbeiten zogen sich hin, 2024 meldete das Unternehmen Insolvenz an, die Baustelle stand still. Um das Projekt und damit auch ihr Geld zu retten, schlossen sich die Eigentümer der Rohbauten für die Wohnungen und Pflegeappartements zu einer Wohnungs-Eigentümergemeinschaft (WEG) zusammen. „Der Rohbau drohte, zur Ruine herunterzukommen. Wir mussten handeln, und so waren wir rechtlich eigenständig“, berichteten Rainer Graneis und Peter Hauser von der WEG.

Die Verhandlungen mit der Insolvenzverwaltung erwiesen sich als komplex, auch die Suche nach einem neuen Bauträger war nicht einfach. „Die Baupläne und Projektunterlagen mussten gekauft werden, ein Gutachter musste bestellt und ein Architekt beauftragt werden, wir mussten die Baustelle vor dem weiteren Verfall sichern und auch provisorisch heizen. Das hat alles einen hohen sechsstelligen Betrag gekostet“, berichtete Graneis.

Keinerlei Unterlagen zur Baukontrolle oder Qualitätssicherung

Im vergangenen April übernahm das Unternehmen Wohnbau Urbach die Regie, und dessen Architekten und Baufachleute erlebten einige Überraschungen. „Es gab keinerlei Unterlagen zur Baukontrolle oder Qualitätssicherung. Dafür haben wir eine große Menge an schweren Baumängeln gefunden“, erzählte der Geschäftsführer Cetin Cetiner. So seien etwa teilweise Elektrokabel ohne Brandschutz verbaut worden. Das sei nicht ohne Grund unzulässig, „und in einem Pflegeheim ist das tödlich, wenn es brennen sollte“, sagte Cetiner. Überdies waren wegen fehlender oder fehlerhaft eingebauter Abdichtungen viele Wasserschäden und in der Folge Schimmelbefall zu beheben. „Das hat viel Geld gekostet“, sagte er.

Die Tiefgarage und die Räume im Rohbau trocken zu legen, den Estrich zu entfernen und die Betonböden zu sanieren, feuchten und bröckelig gewordenen Putz abzuklopfen, Kabelschächte aufzumachen, verbautes Material zu kontrollieren und neue Leitungen zu verlegen dauerte mehrere Monate – und war für Passanten und Anwohner nicht wahrnehmbar. „Viele Leute haben uns gefragt, warum da immer noch nichts gearbeitet wird, obwohl jeden Tag die Autos von Handwerkern herumstehen“, erzählte Hauser. Mittlerweile wird der Baufortschritt auch von außen sichtbar. Der Kran dreht sich wieder, Gerüste wurden aufgebaut, auf dem Gelände stapelt sich Baumaterial, an den Fassaden wird gearbeitet. „Die komplette Anlage wird im kommenden März bezugsfertig sein“, verspricht Cetiner.

Den meisten Heimbetreibern ist eine Einrichtung mit 32 Plätzen zu klein

Auch die Frage des künftigen Betreibers der Pflegeeinrichtung ist geklärt. „Wir haben zusammen mit der WEG nach einem möglichen neuen Betreiber gesucht. Das hat sich als recht schwierig herausgestellt, weil den meisten Heimbetreibern eine Einrichtung mit 32 Plätzen zu klein ist“, erzählte Rentschler. Nun stehen die DRK-Kreisverbände Nürtingen und Esslingen bereit, die sich für den Betrieb zu einer GmbH zusammengeschlossen haben. Für den Kreisverband Esslingen ist es ein Pilotprojekt, der Kreisverband Nürtingen hat langjährige Erfahrung und Expertise mit zahlreichen Einrichtungen. Die Verträge würden zum Monatsende unterzeichnet. „Wir haben einen tollen Partner gefunden“, erklärte Rentschler. Auch Rainer Graneis und Peter Hauser sind guten Mutes. „Das alles hat sehr viel Kraft gekostet, aber jetzt sind wir auf einem guten Weg. Die Einrichtung ist eine große Bereicherung für Lichtenwald, die Gemeinde darf sich darauf freuen“, sagten sie.

Pflegeheim für kleinen Ort

Alternde Gemeinde
Lichtenwald hat rund 2700 Einwohner. Nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg sind 23,9 Prozent von ihnen im Alterssegment ab 65 Jahren. Landesweit betrachtet sind 21,5 Prozent der Bevölkerung älter als 65.

Der Weg zum Pflegeheim
2016 Erwerb des Areals beim Forsthaus Thomashardt, 2020 Baugenehmigung für eine Pflegeeinrichtung mit 32 Plätzen und Häuser für betreutes Wohnen, 2021 Baustart, Fertigstellung 2024 zugesagt, April 2024 Insolvenz des Bauträgers, Stillstand und Verhandlungen bis Mai 2025, seit Juni 2025 Wiederaufnahme der Arbeiten mit neuem Bauträger, Vertragsabschluss mit Heimbetreiber steht bevor, Projektabschluss und Erstbezug im Frühjahr 2026 erwartet.